Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022


07.04.2024
...das Training geht weiter!

Mal wieder ist es Wochenende und das Wetter soll frühlingshaft und warm werden. Die richtige Gelegenheit mich wieder auf den Weg zu machen.

Heute soll der Hermannweg weiter fortgesetzt werden. Es geht von Dissen nach Halle/Westfalen, ca. 20km.

Damit ich nicht unter Zeitdruck gerate stelle ich mir am freien Samstag den Wecker um den Zug um kurz nach 9 Uhr nach Dissen zu nehmen. Ein Umstieg mit Wartezeit steht in Osnabrück an. 

Die Bahnfahrt vergeht ohne Besonderheiten, in Osnabrück gönne ich mir einen Milchkaffee und am Bahnhof finde ich den Wegweiser zum Weg den ich letztes Mal aus dem Wald heraus nicht gefunden habe. Anfangs folge ich der Ausschilderung, irgendwann stehe ich wieder ohne Wegweiser da und laufe einfach Richtung Wald. Ein Sträßchen führt langsam aufwärts zum Waldrand, geht in einen Acker/Wiesenweg zwischen den Rapsfeldern weiter und führt fast an die Stelle wo ich letztes Mal aus dem Wald herausgekommen bin. Schnell bin ich am Wegweiser zum Hermannsweg und direkt geht es steil bergauf. Rechts und links stehen große Felder mit grünen Pflanzen und ein mich überholendes Ehepaar hat Körbe dabei und geht in die grünen Pflanzen. Ich frage nach was die Herrschaften pflücken und man erklärt mir, dass es Bärlauch ist. Er steht kurz vor der Blüte und die kurze Bärlauchsaison hat begonnen. 

Da ich heute erstmals mit meinem Rucksack unterwegs bin und auch einige leere Beutel dabei habe, pflücke ich spontan auch Bärlauch. Auch frisch gepflückt kann man ihn essen. Lecker mit einer schönen Knoblauchnote. Was mache ich daheim mit dem ganzen Bärlauch??? Ich muss mich heute Abend schlau lesen.

Der Weg ist wunderschön und bezaubernd. Überall Bärlauch, es geht steil auf und ab, der Lerchensporn blüht auch noch. Der Weg verläuft schmal und uneben auf Wurzel- und Steinwegen über den Kamm. 

Ich erreiche einen Aussichtsturm, der als Beginn der Etappe im Reiseführer derklariert wird, mitten im Wald der Beginn? Und andererseits steht im Buch: die Etappe beginnt am Bahnhof Dissen...

Egal. Ich steige auf den Turm hinauf und die Treppen sind ganz schön anstrengend. Mein Rucksack kommt mir sehr schwer vor. Auf dem Turm hat man einen schönen Blick über die ganze Region. Wieder unten angekommen ziehe ich mich mitten auf dem Weg um. Die Anstrengung und die steigenden Temperaturen lassen mich das Wetter als sehr warm empfinden. Aber wozu habe ich alles dabei? Jacke aus, Langarmshirt aus und schnell in das T-Shirt geschlüpft. Eine kurze Hose ist noch nicht dabei und so krempele ich mir die Jeans so weit hoch wie möglich. Gegen 13.30 Uhr mache ich Pause auf einer Bank in der Sonne und es gibt mein mitgebrachtes Picknick. Wasser, Quark und Banane.

Der Weg kommt mir heute weit und anstrengend vor. Es sind über 900 Höhenmeter auf und ab und die Zeit schreitet gefühlt schnell voran im Vergleich mit den Kilometern. Bevor es nach Borgholzhausen steil hinab geht komme ich zu einem weiteren Aussichtsturm, dem Luisenturm. Unterhalb dieses Turmes gibt es eine kleine Hütte zum Einkehren. Alle Tische sind voll und so nehme ich mir einen freien Stuhl und stelle ihn, nachdem ich natürlich auch auf diesen Turm gestiegen bin, vor eine Hecke. Der Kuchen lacht mich nicht an, auch wenn mir nach einem Stück wäre, besonders toll sieht er nicht aus. Ich bestelle einen Cappuchino und entscheide mich für hartgekochtes Osterei das auf dem Tresen liegt. Das Ei ist umsonst. Was genau auf dem Cappuchino schwimmt kann ich nicht definieren. Milchschaum ist es nicht, vielleicht Buttercreme? Von der Konsistenz her könnte es sein. Schmecken tuts süß und nicht sonderlich, aber egal. Beine ausstrecken, Füße etwas erholen lassen. Aufgrund meines großen Rucksackes werde ich angesprochen, ob ich den Hermannsweg durchlaufe. Ich komme mit zwei Damen ins Gespräch, erkläre was ich vorhabe und siehe dar: beide sind auch schon verschiedene Caminos gelaufen, und eine der beiden läuft sich gerade für ein Teilstück des Portugues ein. Ich packe noch eins der zu verschenkenden Eier für später ein und laufe weiter.

Der Abstieg nach Borgholzhausen ist knackig und steil, ein verrückter Radler schießt an mir vorbei und gedanklich wünsche ich ihm alles Gute.

In Borgholzhausen geht es eine Weite über verschiedene Betonstraßen und dann wieder steil den Berg hinauf zur Burgruine Ravensberg. Die 800 Meter steil hinauf ziehen sich in die Länge und die Burg schaue ich mir heute nicht an, ich kenne sie. Langsam reicht es mir für heute und ich möchte ankommen. Nachdem es wieder aufwärts ging stehe ich auf einer Lichtung und kann in ein Tal herabsehen. Hinter dem Tal kommt der nächste Berg und ich sehe einen Weg und ich bin mir sicher: dass ist meiner. Unten quaken die Frösche in einem See und zwei ältere Damen weisen mich darauf hin, dass es nicht mehr sooo weit ist, dafür aber ein ordentliche Anstieg ansteht. Der jetzt kommende Anstieg zieht sich lange hin und es geht gut hinauf. Mir war nicht bewusst, dass unser Teuto so bergig ist. Irgendwann bin ich oben, erst steil, dann weniger steil aber langstreckig ansteigend. Auf der Höhe geht es weiter und ich kann mein Tagesziel vor mir sehen. Der Wind pfeift auf der Höhe und mehr oder weniger laufe ich an Halle vorbei. Ich höre die Glocken läuten, suche nach der mir so gut bekannte Johanniskirche und finde sie irgendwann. Von der hohen Egge, geht es steil bergab und irgendwann erreiche ich die Straße und laufe in die Stadt zum Bahnhof. 

Eigentlich hatte ich mir immer vorgenommen diese Etappe mit einem Besuch meiner Schwester und ihrer Familie in die in diesem Ort wohnen zu verbinden, aber Kerstin ist auf Konzertreise. Wäre sie da gewesen, hätte ich überlegt dort zu übernachten um am nächsten Tag weiter nach Bielefeld zu laufen, aber morgen soll es mal wieder regnen.

Heute war der erste Wandertag auf dem mir die Beine nicht gezittert haben! 

Ich muss eine halbe Stunde auf den Zug warten, habe in Osnabrück Aufenthalt und bin nach 1,5h wieder in Münster. Es war ein schöner Tag!

Leider wurde mir, derweil ich unterwegs war, meine Fahrradbatterie geklaut. Ich bin fertig, müde und erbost über den Diebstahl und muss erst mal wieder auf den Bus warten um endgültig nach Hause zu kommen. Ohne Batterie funktioniert der Akku nicht, geschweige denn dass das Licht leuchtet.


13./14. April 2024

Die für dieses Wochenende angedachte Wanderung muss leider ausfallen.

Dienstag bin ich zum Dienstende die Treppe hinuntergestürzt, habe diverse Prellungen, Stauchungen und Hämatome und vor allem macht der linke Fuß Probleme. Ich weiß nicht, ob ich umgeknickt bin oder was passiert ist, aber es hat ordentlich gerumpst. Der Fuß tut noch immer weh, richtig abrollen geht nicht, aber letztendlich habe ich Glück gehabt, es hätte schlimmer enden können und besser jetzt als demnächst.

Der Rucksackinhalt ist so gut wie komplett, nur noch einige Hygieneartikel fehlen und den Regenponcho und den Fotoapparat den ich mir von meiner Mutter leihe, muss ich noch abholen.

Einen Zeitstrahl habe ich auch vorbereitet um visualisieren zu können, wie lange es noch bis zum Start ist.