Mein 7. Wandertag
Heute bin ich zur Abwechslung mal die Person, die wahrscheinlich den Schlafsaal geweckt hat.
Trotz der Kälte habe ich super geschlafen und mich kuschelig und warm in meinem Schlafsack gefühlt.
Aber um 6.15 Uhr habe ich nicht mehr liegen können. So lange kann ich nicht schlafen, um diese Zeit bin ich sonst schon im Dienst aktiv.
Also habe ich mich leise vom Acker gemacht und die Herberge verlassen.
Die Überraschung war groß als ich aus der Herbergspforte trete. Es ist sehr nebelig und noch immer relativ kühl, aber es ist trocken. In der Bar habe ich auf dem Bildschirm die Wettervorhersage gesehen und danach soll es heute regnen.
Der Weg läßt sich trotz Nebel gut finden, die Athmosphäre ist irgendwie ganz anders in dem Dunst.
Das Thema Sonnenaufgang kann ich für heute abhaken. Zwar geht die Sonne auf, aber hinter den Wolken und somit nicht sichtbar für mich.
In einer Bar treffe ich mal wieder Frank. Obwohl wir teilweise in verschiedenen Herbergen eines Ortes übernachtet haben treffen wir uns häufiger auf dem Weg als im Ort. Frank ist trotz seiner Tendinitis gut untewegs, aber er hat sich den Weg leichter vorgestellt. Als Marathonläufer läuft er oft weite Strecken, aber der Unterschied ist, dass hier gegangen und nicht gelaufen wird. Ich habe schon etliche Marathonis getroffen und viele haben Probleme und haben nicht damit gerechnet Beschwerden zu bekommen.
Ivana werde ich jetzt definitiv nicht wieder treffen. Heute morgen hat sie den Bus nach Burgos genommen. Sie braucht eine Auszeit und neue Schuhe. Ohne diese kann sie den Camino abhaken. Margaret läuft heute auch nur einige wenige Kilometer. Mal sehen, wen ich nachher in der Albergue wieder treffe. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die Zusammensetzung der Pilger verändert. Etliche habe ich wiederholt getroffen und sind nun Bus gefahren, laufen kürzere Strecken, nehmen eine Auszeit oder sind mir voraus.
Durch den Nebel entstehen heute nur sehr wenige Fotos bei mir. Bedingt durch die Bewegung ist mir warm, aber für große Pausen ist das Wetter nicht geeignet. Sobald ich nicht mehr in Bewegung bin, wird mir kalt.
Vor der Herberge müssen wir wieder auf die Öffnungszeit warten. Beim Warten wird mir sehr schnell kalt und ich ziehe noch meinen Fleece-Pulli über.
Irgendwann öffnet auch die Albergue und wir können herein kommen. Die Herberge ist wirklich schön. Sie hat einen schönen Garten mit Swimmingpool. Die erste Albergue mit Swimmingpool und nun ist es sooo kalt.
Belorado ist, wie etliche andere Dörfer auch, nicht wirklich attraktiv. Am Straßenrand stehen viele Ruinen. Die Fassaden der Häuser stehen noch, dahinter nur eine Wiese mit Schutt und Geröll. Aus einigen Fenstern von Ruinen wachsen ganze Bäume. Es gibt einen Marktplatz mit einem Kaffee. Dort setze ich mich hin und treffe unweigerlich andere Pilger.
Anne und Bärbel (65 und 70 Jahre alt) sind wieder da. Die beiden Damen kenne ich schon aus Logrono. Und wieder kämpfen sie mit dem Handy. Ich war ihnen schon einmal dabei behilflich eine sms nach Hause zu schicken. So langsam sollten sie es können, wo sie doch schon in St. Jean gestartet sind. Aber sie werden immer besser und lassen sich jeden Tag helfen - wenn sie in Santiago sind, können sie es bestimmt.
Ein Bielefelder, Josef, setzt sich hinzu. Auch er hat sich, wie ich, im Teutoburgerwald eingelaufen. Vielleicht sind wir uns schon mit begegnet.
In großen und ganzen treffe ich hier in Belorado nur unbekannte Gesichter. Wo sind alle die Mitpilger der letzten Tage? Sie haben doch alle Belorado als nächsten Etappenort angegeben?
Aus meiner Siesta ist nichts geworden. Ich bin müde und mir ist kalt, aber in der Herberge herrscht lautes Treiben und so bin ich nicht lange liegen geblieben, da ich nicht schlafen konnte. Inzwischen hat sich ein Gewitter genähert. Es regnet und schüttet und ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Obwohl ich überwiegend auf fremde Gesichter treffe, ergeben sich nette Gespräche. Der Camino ist wirklich international. US-Amerikaner, Koreaner, Japaner, Niederländer, Franzosen, Schweizer, Dänen, Norweger, Spanier und Deutsche.
Abends gehe ich gegen 21 Uhr schlafen. Es ist ganz normal auf dem Weg. Ab 20 Uhr sieht man, wie die Pilger in den Betten verschwinden. Vielleicht sollten wir alle etwas später schlafen gehen und später aufstehen. Aber es wäre wirklich schade, die Morgendämmerung zu verpassen.
Seit einer Woche bin ich nun unterwegs und habe für mich festgestellt, dass die frühen Morgenstunden für mich die schönsten Stunden des Tages sind. Ich starte gerne alleine, laufe bis zur nächsten Bar (oft nach ca. 5-8km). Wenn sich dann jemand zu mir gesellt - oder ich zu jemandem anders - finde ich es schön. Aber ich möchte es weiter so handhaben, dasss ich alleine den Tag beginne.
Die frühen Morgenstunden sind die schönsten Stunden des Tages!
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