Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

Rionegro del Puente - Asturianos

20. April 2011
Rionegro del Puente – Asturianos
26,1 Kilometer

 Die Nacht im geheizten Schlafsaal war lang und wenig erholsam. Abends als ich mich in meinen Schlafsack verkrochen habe war es mir sehr kalt. In der Nacht konnte ich nicht schlafen, da es mir im geheizten Schlafsaal viel zu warm war. Irgendwann bin ich aus meinem Schlafsack heraus gekrochen und habe etwas schlafen können.
Die Herberge hat sich am Abend wieder gut gefüllt. Wieder stelle ich mir die Frage: Wo kommen all die Pilger plötzlich her? Liegt es an der Karwoche, dass so viele spanische Radpilger unterwegs sind? Wo haben meine Mitpilger in der Nacht zuvor geschlafen?
Beim Erwachen höre ich direkt, auch ohne Blick nach draußen, es schüttet. Die Behauptung es regnet ist stark untertrieben, das Wasser fällt in Massen vom Himmel.
Obwohl ich bei diesem starken Regen noch nicht starten möchte, bereite ich alles für den neuen Wandertag vor. Meinen Regenponcho packe ich erst gar nicht ein, ich werde ihn heute definitiv brauchen. In der Bar jenseits der Plaza sehe ich trotz des frühen Morgens schon Licht brennen und beschließe den Tag zur Abwechslung mal mit einem Frühstück zu beginnen. Schnell füllt sich die Bar, jeder hofft darauf, dass sich das Wetter wenigstens etwas bessert und der Regen weniger wird. Unter Beobachtung der Wolken und der Regenfront frühstücke ich in aller Ruhe und mache mich anschließend auf den Weg. Der Regenintensität hat etwas abgenommen, dass es trocken ist kann man nicht behaupten.
Schnell führt der Weg aus Rionegro del Puente heraus und führt in einen Wiesenweg. Die Wiese sieht sehr sumpfig aus, aber mutig mache ich mich auf an die Durchquerung eines einzigen großen Tümpels.




An solchen Regentagen bin ich froh um meine Schuhauswahl. Meine alten, neu besohlten Goretex-Wanderschuhe erfüllen ihren Zweck. Hoch steht das Wasser auf dem Weg, aber meine Füße bleiben trocken. Mit meinen Lederwanderschuhen hätte ich ruckzuck nasse Füße gehabt. Spritzend überholen mich einige Radpilgern. Auch ihnen ist macht das Passieren der Wasserlöcher einige Schwierigkeiten. Der Untergrund ist aufgeweicht, das Rad versinkt im Schlamm. Ich versuche die Wasserlöcher zu umlaufen, aber es wird immer schwieriger. Auch wenn ich nicht gerne auf der Straße laufe, entscheide ich mich zwecks der Situation auf die nur ca. 150 Meter entfernte Nationalstraße auszuweichen. An einem zur Straße abzweigenden Feldweg folge ich diesem und befinde mich kurze Zeit später auf dem Seitenstreifen der N525. Auch hier regnet es – wie nicht anders zu erwarten – , aber auf dem Beton läuft das Wasser ab. 5 ereignislose Kilometer später bin ich am Ortsrand von Mombuey. Mombuey hat eine kleine Herberge, aber trotz des Sauwetters ist Mombuey keine Option für mich. Es ist erst 10 Uhr am Morgen, die Herberge ist noch geschlossen und ist laut Aussagen erfahrener Via-Pilger nicht empfehlenswert und stark verwanzt. Die Kirche von Mombuey ist mir von vielen Bildern bekannt. Die Proportionen des auffälligen Kirchturms passen nicht optimal zum Rest der Kirche.




Ich möchte mir die Kirche ansehen, aber sie ist – wie nicht anders zu erwarten – geschlossen. Unter dem Vordach der Kirche überdenke ich eine kurze Weile meine Situation: im Regen weiterlaufen, oder doch schon morgens um 10 Uhr die Etappe beenden? Ich habe einen ungefähren Zeitplan für meine Via erstellt. Etwas Flexibilität ist möglich, es wäre möglich an einigen Tagen eine Kurzetappe zu laufen, eventuell schaffe ich es dann aber nicht mehr bis zum Atlantik. Mombuey reizt mich als Etappenort nicht und ich beschließe weiter nach Asturianos zu laufen. Asturianos wurde mir vom Herbergsvater Domingo in Santa Croya de Tera empfohlen, hat aber nur 6 Betten. Was mache ich, wenn die kleine Herberge belegt ist? Gibt es die Möglichkeit eines Hostals in Asturianos? Ich weiß es nicht, entschließe mich aber dazu, es zu wagen. Asturianos ist im Pilgerführer nicht als Etappenort erwähnt, aber die kleine Herberge ist noch neu und unbekannt. Falls sie besetzt ist, muss ich mir Gedanken machen, was noch möglich wäre, aber erst einmal laufe ich weiter. Leider komme ich auf dem Weg aus Mombuey heraus an keiner Bar mehr vorbei. Zurücklaufen möchte ich nicht und so trete ich mutig in den weiter fallenden Regen hinaus. Eine Schotterpiste läuft hinter einem mit Bäumen bewachsenem Grünstreifen parallel zur Straße. An einigen Stellen steht die Piste komplett unter Wasser, es bleibt keine Möglichkeit auszuweichen, also am Rand der Pfütze durchwaten. Obwohl es so feucht ist, bin ich bestens gelaunt und summe vor mich hin.




Ein Kinderlied aus dem Kindergarten kommt mir kurzfristig in den Sinn: Liebe, liebe Sonne, komme ein bisschen runter, lass den Regen oben…. Die Bäume und Büsche am Wegesrand sind durchgehend mit Flechten bewachsen, angeblich ein Zeichen für die gute Qualität der Luft. Ob diese Theorie richtig ist, weiß ich nicht, aber es bietet sich ein eigentümliches Landschaftsbild. Die Landschaft erinnert mich an das schottische Hochland, dass ich auf dem Westhighlandway durchwandert habe. Die Piste mündet in eine Baustelle, ein Umweg ist ausgeschildert, die Fußabdrücke der vor mir laufenden Pilger im Schlamm deutlich zu erkennen. Bedeutet eine Umleitung auch gleichzeitig einen Umweg?




Ich werde es nicht erfahren und biege in die neue Piste ab. Heute führt der Weg durch viele kleine Dörfer. Durch die Reihenfolge der aufeinander folgenden Dörfer weiß ich jeder Zeit wie viele Kilometer ich schon gelaufen bin und wie viele Kilometer noch folgen. Während eines starken Regengusses erreiche ich ein winziges, zerfallenes Dorf und überlege kurz zu bleiben. In diesem Ort gibt es eine Notunterkunft, aber weit und breit gibt es keine Möglichkeit Lebensmittel zu besorgen, eine Bar gibt es nicht. Am Ortsrand komme ich mit einem Einheimischen in´s Gespräch. Immer wieder stelle ich fest, dass die Bevölkerung erstaunt ist, mich alleine pilgernd zu treffen. Bei meinen männlichen Pilgerkollegen fragt keiner, ob sie alleine sind, bei mir als Frau ist es ein immer wiederkehrender Gesprächsstoff. Der Wolken am Himmel scheinen etwas kleiner zu werden, der Regen wird dünner und setzt minutenlang aus. In meinem Regenponcho ist es mir viel zu warm, die Stauungswärme setzt sich als Schwitzwasser auf der Innenseite des Ponchos ab, aber ohne laufen ist nicht möglich. In San Salvador finde ich vor einer Scheune am Straßenrand einen kleinen überdachten Treppenabsatz und nutze diese windgeschützte, trockene Stelle für eine Mittagspause. Passend zur Pause lässt sich die Sonne blicken und taucht die umgebende Natur in ein strahlendes Licht. In diesem Licht wirken auch die Wolken malerisch und schön, obwohl sie dunkel sind und weiteren Regen bringen werden.




Viel Auswahl zum Mittagessen bleibt mir nicht. Ich esse meine Banane, etwas Schokolade und trinke Wasser dazu. Mehr gibt es nicht. Auch nach der Pause ist es weiterhin trocken. Frohgelaunt setze ich meinen Weg fort. Den Poncho ziehe ich aus und lasse ihn zum Trocknen über meinem Rucksack hängen. Gut, dass es zur Zeit trocken ist! Der Weg führt die Piste hinab durch eine wunderschöne Busch- und Strauchlandschaft.



Die Bäume am Weg sind überwachsen mit Flechten, einige wenige Vögel singen und verbreiten ein gutes Gefühl. Froh bin ich ohne Poncho laufen zu können, denn nach dem Abstieg in ein kleines Tal führt der Weg wieder den Berg hinauf. Niemals möchte ich eine Bergwanderung im Regenponcho machen! Beim Aufstieg wird es einem noch wärmer, der Poncho wäre noch nasser von innen, als er sowieso schon ist. Ich erreiche Entrepenas und weiß, es sind nur noch 4 Kilometer bis Asturianos. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu den kleinen Herberge ab. Bekomme ich ein Bett? Ich habe in Rionegro del Puente niemanden getroffen, der Asturianos als nächstes Ziel angegeben hat, getroffen habe ich heute auch noch niemanden, aber wissen kann man es nicht. Ich denke, dass niemand nach nur 10 Kilometern in Mombuey, Stopp gemacht hat. 5 Kilometer hinter Asturianos gibt es ein Hostal, aber keine Herberge in Palacios: wird Palacios als Übernachtungsort angesteuert? Es bringt nichts, dass ich mir viele Gedanken mache, ich muss weiter laufen. Immer wieder fängt es an zu regnen, aber der Regen ist vergleichsweise harmlos zum Vormittag. Der Weg wird immer matschiger und führt über Viehwege.



Matsch und Hinterlassenschaften der Weidetiere vermengen sich zu einem Brei. Ich will nicht wissen durch was ich gerade wate. Die Schuhe sehen schlimm aus, ich werde sie nachher reinigen müssen, dazu bleiben mir nur meine Hände, eine Schuhbürste habe ich nicht dabei. Der Weg führt durch den Ort hindurch, am Ortsende gibt es eine große Turnhalle.


In einem Nebeneingang der Turnhalle ist eine Bar und die Herberge untergebracht. Erstaunt stelle ich fest, dass ich die erste Pilgerin des Tages bin, außer mir ist niemand da. Der Schlafraum ist einfach mit 3 Etagenbetten und einer kleinen Standheizung. Das Badezimmer ist groß und die Dusche hat einen vollen Wasserstrahl und heiße Temperaturen. Ich genieße das Duschbad, bei meiner Ankunft sahen sowohl ich als auch meine Kleidung fürchterlich aus. Draußen ist es kalt und feucht, bekomme ich meine Kleidung nach der dringend nötigen Wäsche wieder trocken? Ich riskiere es, ich bin alleine und hänge meine Kleidung nach der Wäsche auf die Heizung. Meine Schuhe stelle ich nach ausgiebiger Reinigung direkt daneben und begebe mich in die Bar auf einen Kaffee. In der Bar ist es zugig und freudig sehe ich, dass sich die Tür öffnet – auch Wolfgang ist da! Dabei wollte er sich eventuelle ein Hostal in Mombuey gönnen um abends irgendein wichtiges Fußballspiel zu sehen. Abends kommt noch ein dritter Pilger hinzu, die anderen Betten bleiben leer. Damit habe ich nicht gerechnet. In Rionegro del Puente waren so viele Pilger, wo sind die denn jetzt schon wieder geblieben? Zu dritt lassen wir den Abend ruhig in der Herberge und der Bar ausklingen. Es gibt nichts zu tun, als sich zu erholen. Da Wolfgang in traditionell chinesischer Medizin Erfahrungen hat und in Indien lebt, machen wir gemeinsam eine Nasenmeditation um uns vor Erkältungen zu schützen. Ich werde sehen, ob es was bringt, aber Schaden kann es unter Garantie nicht.

Santa Croya de Tera - Rionegro del Puente

19. April 2011
Santa Croya de Tera - Rinonegro del Puente
28,5 Kilometer

Ach, ich habe so gut geschlafen – einfach himmlisch! Nach dem leckeren Abendessen, einigen Gesprächen und dem Fototermin mit der Herbergstochter Anna habe ich mich  in mein Bett begeben. Ich war die erste Pilgerin die sich schlafen gelegt hat, aber ich muss direkt eingeschlafen sein. Meine Mitpilger habe ich nicht mehr komme hören. Die Rücksichtnahme auf die Mitpilger fasziniert mich immer wieder. Liegt schon jemand im Bett verhalten sich alle ruhig und leise, ziehen sich im Dunkeln um und legen sich hin.
Wie immer werde ich vor der Dämmerung wach. Dem Display meines Handys kann ich entnehmen, dass es erst 6 Uhr am morgen ist. Noch ist es dunkel, aber die Vögel im Herbergsgarten stimmen schon ihren Morgengesang an. Abends stelle ich immer meinen, für den nächsten Tag, vorbereiteten Rucksack neben das Kopfende meines Bettes. Im aufgeklappten Deckel liegt mein Brillenetui und mein Handy. Eigentlich brauche ich das Handy nicht für den Weg, die Uhrzeit ist beim Laufen egal, aber vorsichtshalber stelle ich mir morgens immer den Wecker. Noch nie hat er in der vergangenen Woche geschellt, immer war ich vorher wach.
Heute starte ich schon meinen 9. Wandertag, die Zeit vergeht so schnell, morgen werde ich schon 200 Kilometer gepilgert sein.
Leise ziehe ich mich an, nehme meinen Klumpatsch und packe den Rucksack im Vorraum des Schlafsaales ein. Terrier Dosty ist auch schon wach und wird für die Wanderung vorbereitet. Die Bar im nur 1km entfernten Santa Marta de Tera ist am frühen morgen noch nicht geöffnet, und im 11 Kilometer entfernten Calzadilla gibt es laut Pilgerführer auch keine Bar. Da es in der Herberge einen Kaffeeautomaten gibt probiere ich es mit einem Automatenkaffee. Nun ja, es gibt bessere Kaffees, aber besser als nichts.
Am Himmel sind viele Wolken zu sehen, aber so wie der Himmel aussieht kann zur Zeit noch alles möglich sein, kalt ist es nicht.


 
Ich starte über die Landstraße und bin nach nur einem Kilometer schon in Santa Marta de Tera, das auf der anderen Flussseite des Rio Tera liegt. Der spanische Pilger mit seinem Hund läuft in geringem Abstand hinter mir. Nach einiger Zeit bin ich erstaunt den Hundepilger vor mir zu sehen, wo er doch vor einiger Zeit noch hinter mir lief. Wie auf dem Camino gibt es auch auf der Via de la Plata Abkürzungen, man muss sie nur kennen, denn im Pilgerführer stehen sie nicht beschrieben. Wahrscheinlich gab es eine Abkürzung an der Stelle an der die Landstraße im Bogen nach Santa Marta de Tera hineingeführt hat.
Auf einem Schotterweg geht es durch Pappelanpflanzungen auf das Land hinaus. Seit ich auf meinem ersten Camino eine fliegende Pappel eingeatmet habe und mir die Seele aus dem Leib gehustet habe, habe ich Respekt vor diesen Bäumen. Noch blühen die Pappeln nicht und ein Pollenflug ist nicht zu sehen. Argwöhnisch beobachte ich den Himmel. Zeitweise kommt zwischen den Wolken etwas Sonne durch, aber meist nur für einen kurzen Moment.


Nach einiger Zeit fängt es aber, wie inzwischen von mir vermutet, an zu regnen. Nicht doll, aber es regnet und mir bleibt nichts anderes über als meinen Regenponcho auszupacken. Mit Regenponcho laufe ich weiter, da es nicht kalt ist, schwitze ich stark unter dem Poncho und das Schwitzwasser setzt sich von innen an den Poncho. Nach kurzer Zeit ist der Poncho von innen genau so nass wie von außen. Am Rio Tera führt der Weg entlang und nach einiger Zeit überquere ich den Rio Tera nach links und erreiche über die Pisten Calzadilla de Tera. Leider gibt es, wie im allwissenden Reiseführer beschrieben, keine Bar. Calzadilla de Tera ist ein kleines Örtchen mit einer Kirchenruine. Das Dach des Kirchenschiffes ist vor langer Zeit schon eingestürzt, renoviert wird nicht. Man kann in den Turmraum der Kirche hineinschauen und ich bin erschüttert im Turmraum der Kirche viele Grabsteine, Beerdigungskränze, Bauschutt und Kreuze liegen zu sehen. Vom benachbartem Friedhof wird jeglicher Abfall in die Kirchenruine geworfen.



Ich folge dem Wegverlauf bis in das 2 Kilometer entfernte Olleros.

Vor Olleros verstehe ich die Wegführung nicht. An einer Pistengabelung gibt es zwei Wegweiser, einer nach rechts – einer nach links. Was ist denn nun richtig? Da ich inzwischen 13 Kilometer nüchtern gelaufen bin folge ich dem Wegweiser der eindeutig in das Dorf hineinzeigt. Am Dorfrand treffe ich auf einen Bauern und wir kommen kurz in´s Gespräch. Abschließend frage ich nach einer Bar im Dorf und lasse mir den Weg erklären. Der Bauer lässt es sich nicht nehmen und bringt mich persönlich zur Bar. Eigentlich hätte er mir auch sagen können: Folgen sie den Wegweisern, dann kommen sie automatisch vorbei! Ich habe das Gefühl, dass die Einheimischen sehr stolz auf den Weg sind und gerne bereit sind zu helfen, auch wenn die Hilfe nicht wirklich notwendig ist. Der Bauer kann so schlecht laufen, auch er gehört zu den Menschen, die dringend Gelenkersatz benötigen, aber er lässt es nicht nehmen, bringt mich zur Bar, führt mich hinein und ruft die Barbesitzerin, die gerade nicht hinter dem Tresen steht. Ich bedanke mich herzlich, verabschiede mich von dem netten Bauern und bestelle mir das übliche Frühstück aus Tostadas mit Marmelade und Kaffee. Meinen Regenponcho hänge ich mit der Innenseite nach außen in der Bar auf, packe meinen Pilgerführer aus, lasse meine Credencial stempeln und pausiere für eine halbe Stunde. Im Hof der Bar gibt es einige Katzen und ich genieße es, die Katzen zu beobachten und kurz mit ihnen zu spielen. Da mein Poncho nach der Pause noch nicht getrocknet ist, packe ich mein Trekkinghandtuch aus und trockne den Poncho von innen ab. Es ist ein ekeliges Gefühl in einen nassen Poncho zu klettern, besonders die Ärmel sind von innen sehr nass.
Die Wolken haben sich auch während meiner Pause nicht verzogen, aber momentan ist es trocken und so lasse ich den Poncho über dem Rucksack hängen. Bei erneutem Regen muss ich den Poncho nur nach vorne ziehen und schließen. Über eine kleine Betonstraße komme ich zu einer Wallfahrtskirche die zur Zeit renoviert wird. . Eine Besichtigung der Wallfahrtskirche Avaganzal ist nicht möglich. Hier soll es nun zwei Wegalternativen geben, eine Wanderstrecke unten am Fluss gelegen und eine Radstrecke auf der Piste. Ich möchte am Fluss entlang laufen, finde aber den Weg hinunter zum Rio Tera nicht. Wahrscheinlich war es die Piste, auf der die Wegweiser durchgestrichen waren. Nun  ja, ich laufe oben auf der Radstrecke durch eine Buschlandschaft. Die Zistrosen durften, Heide und Ginster blühen, die tief über mir hängenden Wolken entladen sich von jetzt auf gleich. Mit meinem Poncho wandere ich weiter und sehe bald den vor mir liegenden Stausee mit seiner Staumauer.



Je näher ich dem See komme, desto windiger wird es. Die mich umgebende Buschlandschaft hat den Wind etwas aufgehalten, am See peitscht der Wind die Wellen auf. Meine ständig in´s Gesicht wehenden Haare muss ich mit einem Haarband bändigen, sie stören nur – dabei habe ich meine Haare für den Weg noch ordentlich kürzen lassen. Den See überquere ich auf der Staumauer und biege hinter der Mauer direkt nach links ab.


Eine kleine Betonsraße führt mich in vielen Kurven am See entlang. Die Landschaft am See ist geprägt durch Büsche und niedrige Bäume, einzelne Granitfelsen liegen am Ufer und zwischen den Sträuchern. Bei gutem Wetter lädt der See zum Baden ein, bei dem jetzigen Wetter würde mich niemand zum Schwimmen animieren können. Das Betonsträßchen führt mich in sanften Kurven, immer leicht auf und ab in ein nächstes Dörfchen, nach Villar de Farfón. Auch Villar de Farfón ist vom Zerfall gekennzeichnet, strahlt aber eine gemütliche Atmosphäre aus und hat Charme.
Eine Möglichkeit zur Einkehr gibt es nicht, aber da es aufgehört hat zu regnen setze ich mich auf eine klapperige Bank vor einem Häuschen und mache eine kurze Pause. Weiße Tauben sitzen auf einem zerfallenen Dach, Kühe muhen in einem alten Stall, nette Hunde streunen über die Straße und wie überall sind die wenigen zu sehenden Menschen alt.
Ich möchte die trockene Phase nutzen und laufe nur einer kurzen Pause weiter. Am Dorfende gibt es auf einem Lichtmasten einen Hinweis, dass Pilger an einem Privathaus Kaffee und Wasser bekommen können. Welch eine nette Geste der Dorfbevölkerung!



Ich laufe weiter, die Wolken lassen mir keine Ruhe.


Der Weg wird zu einem matschigen Wiesenweg. Auf der Wiese und dem Trampelpfad steht das Wasser tief. Aus dem Trampelpfad wird ein schöner Wald- und Wiesenweg und führt durch einen schöne Natur überwiegend aufwärts durch Ginster, Heide und Büsche. Die Wegweiser sind sehr knapp gesetzt, aber da es keine andere Möglichkeit gibt, bin ich mir sehr sicher richtig zu sein. Im Windschatten summen die Bienen und die Sträucher und Wiesenkräuter verströmen einen tollen Duft. Manchmal rieche ich bekannte Düfte, kann sie aber nicht so schnell zuordnen. Im Nachhinein glaube ich, dass ich frischen Oregano gerochen habe. Immer aufwärts führt mich der Weg, die Wolken werden immer bedrohlicher und dunkler – es kann nicht gut gehen, bis zu meiner Ankunft werde ich noch in ein richtiges Unwetter kommen. Circa 3 Kilometer vor Rionegro del Puente kann ich mein Tagesziel von einer Bergkuppe erstmals sehen. Von nun an geht es nur noch abwärts und ich bin erleichtert bald da zu sein, die Wolken sind beängstigend schwarz. 800 Meter vor meinem Tagesziel setzt das Unwetter richtig ein, aber es ist mir egal. Inzwischen bin ich auf der Landstraße die in das Dorf hineinführt. Es gibt keine Möglichkeit sich unterzustellen, aber die letzten 800 Meter laufe ich gerne im Regen.



Über eine Brücke laufe ich in das Dorf hinein. Parallel zur Brücke gibt es einen Steg auf dem viele Angler im Regen sitzen. Scheinbar beißen die Fische bei Regen besonders gut. Ich habe keine Ahnung vom Angeln, aber wer bitte schön geht freiwillig bei Regen nach draußen (abgesehen von Pilgern)?


Neben der Kirche gibt es an der Plaza eine Bar in der man sich für die Herberge anmelden muss. Ich trinke einen heißen Kaffee, lasse meine Credencial stempeln und bekomme einen Schlüssel für die Herberge. Die Herberge befindet sich in dem ehemaligen, restaurierten Pilgerhospital und ist wunderschön und stimmungsvoll eingerichtet, aber sehr kalt. Es gibt zwei Schlafsäle, nur der obere Schlafsaal ist mit kleinen Standheizungen zu heizen. Ich quartiere mich in dem oberen Schlafsaal ein und beginne mit dem üblichen Ankunftsprozedere. Kurz überlege ich, ob ich die Wäsche wetterbedingt ausfallen lassen soll, wasche dann aber doch. Da alle anderen Pilger sich bisher im ungeheizten unteren Schlafsaal einquartiert haben nutze ich alle Heizungen zum Trocknen meiner Wäsche. Wenn meine Mitpilger unten frieren möchten sollen sie das tun, ich schlafe oben. Nachts wird es in den alten Gebäuden sehr kalt und ich bin froh um meine Schlafkleidung. In der Bar nebenan genieße ich als Ersatz für das Mittagessen ein leckeres Bocadillo mit Tortilla con Chorizzo. Nach einer ausgiebigen Erholungszeit ist es draußen wieder trocken und ich drehe eine Runde durch das Dorf.



 
Kleine lustige, kläffende Hunde umspringen mich als ich mich zu der zweiten Kirche begebe, die sich als Friedhofskirche herausstellt. Ich steige die offene Treppe zum Kirchturm hinauf und schaue über das Dorf. Zurück in der Herberge bin ich erstaunt so viele Pilger zu treffen. Wo kommen meine Mitpilger abends plötzlich her und wo bleiben sie am nächsten Tag. Bin ich, abgesehen von Wolfgang, die einzige, die nur kurze Etappen läuft – wobei 28,5 Kilometer sind doch nicht wenige Kilometer oder als Kurzetappe zu bezeichnen. Inzwischen haben meine Mitpilger erkannt, warum ich den oberen Schlafsaal bevorzuge und haben sich nach oben umquartiert. Meine Wäsche ist trocken, Wolfgang ist auch da und ich treffe einen Pilger, der den Weg von Santiago de Compostela rückwärts nach Sevilla läuft.
Mit Wolfgang gehe ich abends noch zum Abendessen in die Bar, esse aber nur einen Salat, weil ich nachmittags schon das Bocadillo gegessen habe. Zurück in der Herberge ist es eiskalt und obwohl es noch nicht spät ist, bleibt nur die Möglichkeit sich im warmen Schlafsack zu verkriechen.
 

Tábara - Santa Croya de Tera + Dia-Show

18. April 2011
Tábara – Santa Croya de Tera
22,5 Kilometer

Die Nacht in der erstmals vollen Herberge war besser als erwartet. Ein Pilger, aus einer spät ankommenden Dreier-Gruppe wollte nicht in ein Hostal ausweichen und schlief in der Küche auf der Isomatte.
José, ein wirklich netter spanischer Pilger, schlief über mir. So gern ich José als Mitpilger mag, so ungern habe ich es wenn er in meiner Nähe schläft. Seit ich José erstmals getroffen habe, hat er noch kein einziges Mal seine Kleidung gewaschen, geduscht wird auch nicht täglich. Nach der Ankunft wird die getragene, verschwitzte Kleidung im Zimmer über das Bettgestell zum Lüften gehangen und das war es. Man könnte durchaus auf einer Pilgerreise auch einmal seine Kleidung waschen, oder draußen an der frischen Luft zum Ausdünsten aufhängen. José ist der einzige Pilger der es jeden Tag durchhält mit langärmeligem T-Shirt und winddichter Softschelljacke den Weg zu absolvieren. Ich würde einen Hitzeschlag bekommen und tot umfallen.
Dezent habe ich die Kleidung über einen Stuhl im Zimmer gehangen und diesen weit vom Bett weggestellt. José hat alles wieder an das Bettgestell gehangen. Um dem Geruch etwas zu entgehen habe ich das Kopfende meines Bettes kurzer Hand an das Fußende verlegt, so habe ich wenigstens etwas Luft zum Atmen. Ein zweites Erschwernis kommt noch hinzu. Abends gibt es eine Sportart unter den Pilgern namens Fenster-auf-Fenster-zu. Die Spanier lieben es bei geschlossenen und verdunkeltem Fenstern zu schlafen. Je weniger Luft in einen kleinen Raum kommt desto besser. Abends werden die Fenster abwechselnd von allen Pilgern auf und zu gemacht. Es stellt sich nur die Frage: wer hält am längsten durch oder schläft als letztes ein. Ich belege mit Vorliebe ein Bett am Fenster um die Möglichkeit der Luftzufuhr zu haben. Viele der Herbergen sind klein mit vielen Betten im Verhältnis zur Größe, da wird es nachts ganz schön stickig.
Heute Nacht, es ist die Nacht vom Palmsonntag zur Karwoche, scheint der Vollmond groß und klar vom sternenklaren Himmel. In einer Woche ist Ostern.
In meinem Bett komme ich mir vor wie in einem kleinen Boot auf dem Ozean bei hohem Wellengang. José über mir im Bett hat einen sehr unruhigen Schlaf, wälzt sich hin und her und versetzt das Bett in starke Schwingungen. Nach einer durchwachsenen Nacht stehe ich morgens um 7 Uhr gerädert auf und breche zur nächsten Etappe auf.
Eigenartiger Weise finde ich weder meine Zahnbürste noch meine Zahnpasta in der Herberge oder meinem Rucksack wieder. Ich frage mich, wie ich in den kleinen Dörfern an eine neue Zahnbürste kommen soll, aber es wird sich eine Lösung finden.
Die Herberge liegt am Dorfrand und führt ohne an einer Bar vorbeizukommen aus dem Dorf heraus. Die Kennzeichnung des Weges ist nicht immer übersichtlich und deutlich, ich muss nach dem Weg suchen, finde aber relativ schnell wieder den nächsten Wegweiser. Vincenzo scheint es ähnlich wie mir zu gehen, er sucht nach dem Weg, läuft aber sehr bestimmt auf der Straße in die falsche Richtung.



Ich rufe ihm nach, aber er scheint mich nicht zu hören. Da er sich in seinem rasanten Tempo immer weiter entfernt nehme ich meine Trillerpfeife und pfeife ihm nach und klatsche in die Hände. Endlich hört er mich und ich weise ihn auf seinen Fehler hin. Dankbar dreht er um und entschwindet schnell wieder in seinem flotten Lauftempo meinem Blickfeld.
Die Sonne geht rot und leuchtend über einem kleinen Hügel zu meiner rechten Seite auf.



Leider stört die rechts von mir verlaufende Straße die Idylle, aber ich genieße den Sonnenaufgang. Schnell entschwindet die Straße meinem Blickfeld und es geht auf einer Piste durch eine Busch-, Strauch- und Wiesenlandschaft. Hoch und runter, mal steiler mal weniger steil führt der Pfad durch die Natur. Die Wegqualität ist unterschiedlich – mal Piste, mal zerfurchter Wiesenweg, mal unebener Holperweg. Laut meinem Pilgerführer soll ich mich hier in einer Region befinden, in der es noch frei lebende Wölfe gibt. Verhaltenshinweise für den Fall einer Begegnung mit einem solchen Tier gibt das Buch nicht. Angst habe ich keine, es wäre schon ein Wunder einen Wolf in freier Wildbahn zu treffen. Ich habe heute weder Kaffee noch Frühstück vor meinem Start zu mir genommen. Da ich aber seit drei Tagen eine Dose Thunfisch, die wir beim Kochen in Zamora vergessen haben, umhertrage, setzte ich mich nach 10 Kilometern auf einen Wegweiser und öffne die Dose Fisch zum Frühstück. Auf diese Art und Weise würde ich zu Hause niemals frühstücken – eine Dose Fisch, aber ich habe Hunger und benötige etwas Energie. Ich sollte auf meiner Wanderung mehr auf die Wochentage achten. Am Samstag habe ich mir keine Gedanken zum Wochenende gemacht, sonst hätte ich versucht einige Lebensmittel zu besorgen. Andererseits: Mein Rucksack kommt mir heute so schwer vor wie nie zuvor, mein Rücken macht sich bemerkbar und schmerzt. Lange bleibe ich nicht auf dem Wegweiser sitzen, noch steht die Sonne nicht sehr hoch, die Temperaturen sind kühl und windig. Erstmals sind heute einige Wolken am Himmel zu sehen, die so aussehen, als ob sie Regen bringen könnten, aber noch sind sie klein.



Über den Rand eines Hügels steige ich hinab auf eine Landstraße die auf ein Dorf zuführt. Dem Ortsschild entnehme ich, dass ich in Villanueva de Penabres bin. Laut meinem Pilgerführer gibt es dieses Örtchen nicht auf der Via de la Plata, aber die Wegführung war eindeutig. Frei von jedem Zeit- und Kilometergefühl kann ich nicht sagen wie weit es noch bis zum heutigen Etappenziel ist. Die Bar im dem Dorf hat geschlossen, dabei ist es kurz nach 10 Uhr am Vormittag. Was Vincenzo kann, kann ich auch und so klopfe ich vorsichtig an die Eingangstür der Bar und nach kurzer Zeit wird mir geöffnet. Natürlich kann ich einen Kaffee bekommen, es ist gar kein Problem, nur Bocadillo oder Tostada sind nicht möglich. Alternativ werden mir zwei Madeleines angeboten und ich nehme dieses Angebot gerne an. Da die Fensterläden der Bar für mich nicht geöffnet werden und auch das Licht nicht angestellt wird, setze ich mich nach draußen an die Luft. Ich will nicht wissen wie alt die Madeleines sind, sie sind hart und trocken, aber mit genügend Kaffee bekomme ich sie runter. Ich frage wie weit es noch nach Santa Croya de Tera ist und erfahre, dass ich noch ca. 7 Kilometer zu laufen habe. Nach der kurzen Pause hält es mich nicht länger in dem trostlosen Dorf. Ich folge den gelben Wegweisern und stehe auf einer Landstraße, bin mir aber nicht sicher, ob ich wirklich richtig bin. Da zwei Bauarbeiter an einem Haus werkeln erkundige ich mich nach dem Weg und erfahre, dass ich 100 Meter zurück laufen muss – zwischen zwei Häusern führt ein kleiner Weg wieder auf die Piste. Ich wunder mich etwas, da ich plötzlich der Sonne entgegenlaufe, aber irgendwo wird der Weg wieder in die richtige Richtung abbiegen.


Und siehe da: Wo der Berg zu meiner linken Seite am steilsten ist, biegt der Weg ab und steigt steil auf einer Schotterpiste bergan. Für einige hundert Meter geht es steil bergauf, mein Puls beschleunigt sich, aber dann ist es geschafft.



Auf der Höhe führt der Weg an einem wunderschönen Froschtümpel vorbei. Ich liebe dieses laute Froschgequake und habe jedes Mal großen Spaß daran. Der Weg bleibt in der Höhe und führt durch stark riechende, aber leider noch nicht blühende, Zistrosensträucher geradeaus. Inzwischen ist es wieder sehr warm geworden, in der Sonne summen Bienen und Wespen, Schmetterlinge genießen den Sonnenschein. Es macht großen Spaß die Natur laufend zu erleben.



Was verpasst mal alles, wenn man schnell mit dem Auto durch die Gegend fährt. Auf einer Lichtung steht eine kleine Bretterbude. Dieser Picknickplatz wurde von den Herbergsbesitzern im nächsten Dorf errichtet. Anita und Domingo machen schon seit einigen Tagen am Wegesrand für ihre private Herberge in Santa Croya Reklame.




Nur zwei Kilometer hinter der Lichtung fällt der Weg steil ab und Santa Croya de Tera ist zu sehen. Schnell bin ich im Dorf und das mir bekannte Anne-Phänomen setzt ein. Bis zum Dorfrand kann ich mühelos laufen, und die letzten Meter ziehen sich in die Länge, meine Energie schwindet. Ich habe das Gefühl, das Dorf nimmt kein Ende – und die Herberge ist das vorletzte Haus im Dorf. Aber auch diese letzten Meter schaffe ich, und bin erfreut eine schöne, einladende Herberge zu betreten.
Die Hospitalierafamilie ist sehr nett und hilfsbereit. Ich werde herzlich willkommen geheißen und gehe als erstes in die Dusche. Zahlen und stempeln erledige wenn ich mich etwas erholt habe. In einem Schlafsaal stehen etliche Etagenbetten, im Eingangsbereich gibt es eine Sitzgelegenheit, einen Tresen, Getränkeautomaten und einen PC. Herbergsvater Domingo berät jeden nach seinen Lauffähigkeiten über die nächsten Etappen, Tochter Anna kocht für das Abendessen. In dem schönen Herbergsgarten sitze ich in der Sonne und schreibe mein Tagebuch und tue sonst gar nichts. Die Schuhe stelle ich zum Lüften auf die Fensterbank des Schlafsaales.



Nach einer angemessenen Erholungszeit mache ich mich wieder voller Energie auf einen Rundgang durch das Dorf. Nur 1km nach Santa Croya de Tera kommt das Dorf Santa Marta de Tera. In Santa Marta gibt es an der Kirche die älteste bekannte figürliche Darstellung einer Jakobusfigur. Ich schaue mir die Figur an der Kirche an und trinke in der Bar an der Plaza einen Kaffee.




Nach dem Kaffee begebe ich mich wieder zur Herberge zurück. Der kleine pilgernde Terrier Dosty ist auch wieder mit seinem Herrchen in der Herberge. Dosty muss in einem Nebenraum schlafen, bekommt aber eine eigene Isomatte, damit er nicht auf dem kalten Boden liegen muss.
Im Eingangsbereich der Herberge liegt ein deutscher Bildband zur Via de la Plata aus. Ich blättere das Buch durch und sehe auf einem Foto einen Pilger mit Hund. Der Hund sieht aus wie Dosty, der Pilger wie sein Herrchen. Erstaunt und neugierig lese ich den Text zum Bild und lese, dass der Hund auf dem Bild Dosty heißt. Es ist tatsächlich der Hund den ich schon mehrfach auf meiner Reise getroffen habe.

Ich zeige dem Hundebesitzer das Foto im Bildband und er beginnt zu strahlen. Das Bild stammt von der Pilgerreise, die er 2009 auf der Via gemacht hat. Der kleine Terrier hat seine eigene Credencial und hat nach seiner Ankunft in Santiago 2009 eine eigene Compostela erhalten. So ein Zufall!
In der Zwischenzeit sind Wolken aufgezogen und es sieht immer mehr nach Regen aus. Meine Mitpilger sind alle im Dorf unterwegs, ich beobachte die Wolken und die trocknende Wäsche. Mit dem ersten Donnerschlag stehe ich auf, es beginnt stürmisch zu winden, und nehme die Wäsche für alle ab und stelle die Schuhe in´s Haus. Es wäre schade, wenn die fast trockene Wäsche wieder nass wird.
Das Abendessen wird von der Tochter des Hauses lecker zubereitet und gekocht. Jeder darf Wünsche äußern und es wird ein netter Abend. Zum Abschluss des Tages werden Fotos vor dem Haus von der Pilgertruppe des Tages gemacht. Die Hospitalierafamilie führt ein fotografisches Tagebuch. An immer verschiedenen Stellen um das Haus und im Haus herum wird täglich fotografiert. Ich werde nach meiner Ankunft im Alltag die nette Familie anmailen, vielleicht ist es möglich ein Foto aus dieser Serie zu bekommen.
Wie gestalte ich meine nächsten Etappen? Die Planung ist nicht ganz leicht. Für morgen ist alles klar, ich laufe bis Rionegro del Puente, aber danach? Nach Mombuey sind es nur 10 Kilometer, aber die nächsten Herbergen in laufbarer Entfernung haben nur 4 Betten. Was mache ich wenn diese 4 Betten belegt sind? In Asturianos soll es noch eine neue kleine Herberge mit 6 Betten geben, die wenige bekannt und daher nicht angelaufen wird. Ich weiß es noch nicht, aber es wird sich ergeben. Für die nächsten Tage ist Regenwetter angesagt, die Wolken sind am Abendhimmel schon zu sehen. Ich  hoffe, das Wetter wird nicht zu arg, aber ich muss es nehmen wie es kommt - ich kann es nicht ändern.
 

Dia-Show:
Zamora - Santa Croya de Tera