Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

Heimreise


25. Mai 2014

Santiago de Compostela

Ich bin in Santiago de Compostela – ich habe es wirklich geschafft! Mit einem riesigen Glücksgefühl erwache ich am Morgen nach meiner Ankunft am Ziel. Nach wie vor fühle ich mich erschöpft und ausgelaugt und so bleibe ich – in der Annahme es sei noch früh am Tag, denn draußen ist es noch nicht ganz hell und bedeckt – im Bett liegen. 


Als ich mich Richtung Nachtschränkchen umdrehe wird mir im Liegen schwindelig und ich bleibe in Seitlage ruhig liegen bis sich der Schwindel in mir beruhigt hat. Der Blick auf mein Handy verrät mir, dass es überhaupt nicht mehr früh ist – es ist fast 10 Uhr am Vormittag - solange habe ich noch nie in meinem ganzen Leben geschlafen. Das gemeinsame Frühstück mit meinen noch in Santiago weilenden Mitpilgern kann ich knicken. Wir waren locker für 9.30 Uhr verabredet um uns dann nach einer netten Frühstückslokalität umzuschauen. Eine Handynummer habe ich nicht, und so kann ich mich nicht abmelden und verabschieden – aber so ist es nun einmal. Es ist wie auf dem Weg, man trifft sich und man verliert sich wieder aus den Augen. Von den allermeisten Mitpilgern sieht und hört man nie wieder etwas, aber man ist sich immer bewusst, dass es eine Gemeinschaft auf Zeit ist. Einzig und allein zu meinem Pilgerfreund Alois, den ich 2010 auf der Via Plata kennen gelernt habe, besteht nach wie vor ein loser Kontakt. Nicht regelmäßig, aber immer wieder schreiben wir uns und erzählen von unserem Leben und unseren neuen Plänen. 
Als ich aufstehen möchte und mich auf die Bettkante setze wird mir wieder sehr schwindelig. Der Spiegel an der gegenüber liegenden Wand wackelt vor meinen Augen eine ganze Weile von rechts nach links und wieder zurück. Ist es die Erschöpfung vom Weg, die mich so lange hat schlafen lassen und die mir nun diese Symptome bereitet? Hängt es mit meiner Grunderkrankung zusammen, ist es der Kreislauf oder mal wieder ein Innenohrproblem, dass mir Lagerungsschwindel bereitet?! Ich weiß es nicht, aber irgendwann wird der Schwankschwindel in meinem Kopf und Augen besser und so stehe ich auf und bereite mich auf den Tag vor. Auch wenn es bald schon Mittag ist, ich habe noch 11 Stunden vor mir in denen ich Santiago und die Stimmung genießen kann. In meiner Pension gibt es kein Frühstück und so betrete ich auf der Gegenseite der Straße eine kleine Bar und frühstücke so, wie ich es in den letzten 14 Tagen auch getan habe. 




Mein Zimmer ist bezahlt, es steht mir für heute noch zur Verfügung und gegen 22.15 Uhr muss ich zum Busbahnhof aufbrechen um meine Heimreise anzutreten. Auch wenn ich spät aufgestanden bin, mein erster Weg führt direkt zur Kathedrale und ich suche mir einen schönen Sitzplatz in der bereits vollen Kirche – dabei ist noch eine Stunde bis zum Beginn der Messe.



Die Kathedrale wird immer voller und mit Beginn des Gottesdienstes ist jeder Quadratzentimeter gefüllt. Wohin man schaut, strahlende Gesichter. Heute kann ich die Messe, die immer gleich abläuft, richtig genießen. Auch wenn ich gestern Mittag bereits körperlich am Ziel war, innerlich war ich noch nicht da. Ich habe Glück und zum dritten Mal sehe ich wie der Botafumeiro geschwungen wird. Ich habe bereits etliche Fotos von diesem Spektakel gemacht und so zücke ich dieses Mal keinen Fotoapparat und schaue einfach nur zu. Überall blitzen die Kameras und nach wie vor ist es beeindruckend, wie das riesige Weihrauchfass durch das Mittelschiff der Kirche schwingt. Nach dem Gottesdienst reihe ich mich in die Schlange in den Hauptaltar ein und umarme die Skulptur des Santiagos und steige anschließend zur Krypta hinab. Ich bin so froh mich auf den Weg gemacht zu haben, es versucht zu haben. Ich hätte damit Leben können, wenn ich nicht angekommen wäre, aber zu wissen: Ich habe es wirklich geschafft ist ein tolles Gefühl. 


Ich streife noch kurz durch die vielen Souvenirläden, kaufe einige Postkarten und setze mich auf eine Portion typisch galizischer Pimientos Padron in eine Bar. Derweil ich die köstlichen kleinen grünen Paprikas verzehre, schreibe ich meine Urlaubspost. Nachdem ich diese in einen Briefkasten gesteckt habe, gehe ich zu meinem Zimmer und lege mich eine Weile hin. Draußen regnet es aus vollen Kübeln und ich habe keine Lust, durch den Regen zu laufen. 



Es ist gut das Zimmer noch zu haben, denn ich fühle mich nicht wirklich wohl. War die Reise doch zu viel für mich? Habe ich mir zuviel zugemutet? Die zweite Woche auf dem Primitivo ist mir schwer gefallen. Ist es nur die Anstrengung, bekomme ich einen Infekt, oder einen Schub? Ich weiß es nicht und mir bleibt nichts als abwarten und es so zu nehmen wie es kommt.




Nachdem ich mich etwas erholt habe, begebe ich mich wieder in die Stadt. Ganz in der Nähe der Kathedrale befindet sich die Kirche der Franziskaner-Mönche. Die Franziskaner feiern dieses Jahr ihr 800jähriges Bestehen in Santiago und zu jedem 100jährigen Bestehen wird auch in diesem Kloster eine Compostela ausgefüllt.



In der großen Klosterkirche bin ich fast ganz alleine. Die Sakristei steht auf und in dieser befindet sich ein Mönch, der sich sehr darüber freut, dass ich um eine Compostela bitte. Mit meinem bruckstückhaften  Spanisch berichte ich, dass ich in einem Krankenhaus der Franziskaner arbeite. Er versteht mich sehr gut und wir „erzählen“ noch etwas. Mit einem Segen verabschiedet er mich. Es ist ein ganz anderes und wunderschönes Gefühl hier eine Sonder-Compostela ausgefüllt zu bekommen. 
Im Pilgerbüro steht man lange Schlange und dann wird schnell ein Zettel von einem Block ausgefüllt, einem in die Hand gedrückt, bezahlen, und das war es. Im Vergleich dazu ist es hier sehr ruhig, würdig und persönlich, einfach schön. Mit meiner zweiten Compostela gehe ich wieder in die Altstadt zurück. 


An der Kathedrale treffe ich Lydia, die ich erstmals in Lugo traf und die dort ihren Weg auf dem Primitivo begann. Gemeinsam gehen wir noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen essen. Derweil wir uns unterhalten stellen wir fest, dass wir beide heute im gleichen Bus nach Bilbao sitzen werden. Wissend, dass wir uns abends noch einmal treffen, verabschieden wir uns. Im Park neben der Altstadt ist Kirmes und das Riesenrad war schon von der Kathedrale aus zu sehen. Ich denke mir, dass man aus der Höhe schöne Fotos machen kann und steige ein. Der Blick von oben über die Stadt ist toll, aber das ist auch das Einzige. 


Irgendwas stimmt mit mir nicht. Die Fahrt im Riesenrad bekommt mir überhaupt nicht und schon wieder ist mir schwindelig und schummerig. Normalerweise ist das Riesenrad das einzige Karussell, das ich problemlos vertrage – aber heute scheinbar nicht. Froh, mein Zimmer noch zu haben schleiche ich zu meiner Pension und ruhe mich noch etwas aus und schreibe Tagebuch. Es ist gut, dass mein Weg hier und heute zu Ende ist. Mein Tagebuch hat nur noch eine halbe freie Seite und mein Kugelschreiber gibt am Ende des Berichtes seinen Geist auf. Im Dunkeln gehe ich gegen 22 Uhr zum Busbahnhof, dankbar meinen Weg gelaufen zu sein, und dankbar vorzeitig heim fliegen zu können.

Die Rückreise wird der absolute Horror. Bereits 10 Minuten nach der Abfahrt wird mir von jetzt auf glück übel und ich muss mich übergeben. Sehr froh darüber bin ich, kurz vor der Abfahrt beschlossen zu haben, meinen Schlafsack mit in den Bus zu nehmen. Mein Schlafsack ist in einer wasserdichten Hülle verpackt und diese Hülle muss ich wohl oder übel zum Übergeben nutzen. Das Erbrechen kommt so plötzlich, dass ich es nicht bis zur Bordtoilette schaffe. Niemand achtet auf meine Eskapaden, alle gucken dezent zur Seite und mir ist das ganze sehr unangenehm. Noch häufig übergebe ich mich auf der fast 10stündigen Busfahrt. Gehört das Erbrechen unter die Kategorie Reiseübelkeit, oder steht es im Zusammenhang mit den Kreislaufbeschwerden und dem starken Schwindel, der ich heute immer wieder überkommen hat? Ich rede mir das ganze schön. Es soll wohl die Erschöpfung im allgemeinen sein, die dazu führt, dass ich scheinbar nicht so ganz fit bin.

Ich bin froh, als ich in Bilbao ankomme, aber vor mir liegen noch etliche Stunden bis zum Abflug. In Bilbao strahlt die Sonne und außerhalb des Busses geht es mir wieder relativ gut. Von meiner Schlafsackhülle habe ich mich direkt am Busbahnhof getrennt. Hier verabschiede ich mich auch von Lydia. 
Überrascht bin ich, als ich plötzlich von einem Pilger angesprochen werde: „Hallo Anne!“ Ich bin sehr überrascht und überlege woher ich diesen Pilger kenne. Da ich gerade absolut ahnungslos bin, wohin mit dem Gesicht frage ich einfach, woher wir uns kennen. Irgendwie habe ich das Gesicht schon mal gesehen, aber wo nur? Tobias klärt mich schnell auf und mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Wir kennen uns aus dem Pilgerforum im Internet und von unseren Pilgertreffen in Bocholt. Tobi ist vorhin in Bilbao angekommen und er startet von hier aus auf den Camino Invierno. Da er seinen Anschlussbus bekommen muss, fällt unser Treffen kurz aus. Tobias hat schon von unserer gemeinsamen Pilgerfreundin Klaudia erfahren, dass ich in Santiago angekommen bin. Dass wir uns nun hier so spontan getroffen haben ist Zufall, aber schön.

Ich wünsche Tobias einen „Buen Camino“ und steige in die Straßenbahn Richtung Guggenheim-Museum. Auch wenn ich dieses Museum bereits kenne möchte ich es besuchen. 




Um lange in der Ausstellung zu bleiben fehlt mir die Zeit, aber das Gebäude ist einfach beeindruckend und imposant. 


Nach einer ganzen Weile am Museum laufe ich in die Innenstadt, laufe zur Kathedrale, schlendere durch die Altstadt, setze mich in eine Bar und schnell ist die Zeit in Bilbao für mich vorbei. 




Ich steige in den Flughafenbus und checke an meinem Schalter ein. Meinen Rucksack gebe ich dieses Mal auf, mitsamt meinen Wanderstöcken. Leider habe ich keinen Direktflug bekommen. Von Bilbao fliege ich nach Palma, habe dort wieder Aufenthalt und begebe ich zu meinem Weiterflug. Lange, sehr lange sitzen wir in einer halbvollen Maschine und nichts passiert. Es stellt sich raus, das es bei Air Berlin einen Computercrash gegeben hat und viele Passagiere nicht einchecken konnten, weil es keine Daten zu Person und Flügen gibt. Es herrscht das absolute Chaos, jeder der eincheckt und in den Flieger steigt, wird auf einer handschriftlichen Liste abgehakt – es dauert ewig. Schon bevor wir abfliegen ist mir klar, dass ich so auch den letzten Zug nach Münster verpassen werde. Wie immer: der Flughafen auf Palma de Mallorca und ich harmonieren nicht miteinander. Noch nie bin ich ohne Probleme über Palma geflogen. Aber auch das Warten im Flugzeug hat irgendwann ein Ende und wir heben ab. Froh bin ich, als ich in Düsseldorf aus dem Flieger steige, denn mein Magen hat bei Start und Landung beider Flüge arg rebelliert. Mit festem Boden unter meinen Füßen geht es mir wieder besser. Am Bahnhof teilt mir ein Mitpassagier mit, dass es angeblich kein Problem sei um diese Uhrzeit nach Münster zu fahren. Da der besagter Zug fast zeitgleich einfährt, glaube ich ihm und springe in den Zug. Prinzipiell gibt es Züge, die in der Nacht verkehren, aber nicht an jedem Wochentag und so stehe ich nach einer Weile in Essen auf dem Bahnsteig und komme nicht weiter. Die Wartezeit auf dem Essener Hauptbahnhof vergeht dennoch relativ schnell. Auf diesem Bahnhof hat in der Nacht ein Café geöffnet und so verbringe ich mit einem Kaffee und meinem Handy die Zeit. Irgendwann steige ich in den Zug auf den ich auch am Düsseldorfer Flughafen hätte warten können und fahre nach Hause. Sonntagabend gegen 23 Uhr bin ich in Santiago gestartet und nun, um 5 Uhr am Dienstagmorgen bin ich zurück in Münster. Mein Nachbar holt mich vom Bahnhof ab.

Ich bin froh meinen Weg gegangen zu sein, aber es ist schön wieder daheim zu sein. Am Nachmittag werde ich Tom und Ylvie aus der Katzenpension abholen, aber bis dahin werde ich erst einmal ausschlafen.

Santa Irene - Santiago de Compostela + Dia-Show4



24. Mai 2014

Santa Irene – Santiago de Compostela



Wer hätte es geglaubt: Ich auf jeden Fall nicht, aber ich bin in Santiago de Compostela!


Total erschöpft, mit schmerzenden Beinen und wunden Füßen, aber ich habe mein Ziel erreicht.

Es ist schön angekommen zu sein, das Ziel erreicht zu haben, aber eigentlich ist der Weg das Ziel.  Die Zeit auf dem Weg, das Erleben der Natur, die Begegnungen mit meinen Mitpilgern und besonders die Begegnung mit mir selbst. Sie nimt einen großen Teil der Zeit in Anspruch. Immer wieder auf´s Neue ist es erstaunlich festzustellen, zu was man alles in der Lage ist. Man schafft so viel mehr als man glaubt schaffen zu können.

Ich übergewichtiges Moppelchen, das mit diversen gesundheitlichen Problemen bestückt ist, hätte nie geglaubt 320 Kilometer durch die Bergwelt Asturiens zu schaffen. Fast 17000 Höhenmeter liegen hinter mir, auf einigen Etappen habe ich mehr als 2000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg an einem Tag gelaufen.

Warum mache ich mich auf, wenn ich glaube, es nicht schaffen zu können?

Der Weg, Jakobus oder irgendeine Stimme tief in mir drinnen hat mich ganz laut gerufen und angetrieben es zu versuchen – wenigstens einige Kilometer auf dem Primitivo zu laufen um Eindrücke von  der asturischen Bergwelt zu bekommen.

Für mich ist es besser mich auf den Weg gemacht zu haben, es versucht zu haben, als aus Angst es nicht zu schaffen, daheim zu bleiben. Bequemer wäre es mit Sicherheit gewesen, aber dann hätte ich mich immer wieder gefragt: Wäre es vielleicht doch machbar gewesen?


Ich hätte nie eine Antwort auf meine Frage gehabt. Gründe es nicht zu tun findet man immer, aber gibt es einen besseren Zeitpunkt als den Moment in dem man sich gut fühlt und das Gefühl hat es tun zu müssen?

Es ist gut auf das eigene Gefühl gehört zu haben, seine Bauchstimme zu hören. Es ist gut sich selbst herauszufordern und etwas zu wagen. Hätte es nicht funktioniert, ich hätte meine Grenzen akzeptieren können – aber man schafft so viel mehr, als man glaubt zu können.

Auf meinem Weg hatte ich immer wieder Momente an denen ich an mir gezweifelt habe, meine Grenzen gespürt habe (besonders auf den letzten 100 Kilometern ab Lugo!). Ich habe meine Grenzen gespürt und geglaubt sie überschritten zu haben und ich hätte sie akzeptieren können.


Erschöpft bis in jede Muskelfaser habe ich heute Morgen in Santa Irene nicht geglaubt weiterlaufen zu können. Knie, Hüfte, sämtliche Muskeln und besonders die geschundenen Füße schmerzten  als ich los lief. Von meinem Camino Francés wusste ich, dass an der Straße vor der Herberge ein Bus nach Santiago fährt. Ich machte mich auf Richtung Bushaltestelle, mehr humpelnd als laufend,  fest davon überzeugt in den nächsten Bus zu steigen. Der Camino Primitivo war es, den ich laufen wollte, und diesen habe ich längstens geschafft. Kurz bevor ich die Bushaltestelle erreiche werden die Schmerzen besser, bin ich eingelaufen. Das Wissen heute mein Ziel zu erreichen – egal wie – flackert wieder auf und ich laufe an der Haltestelle vorbei. Ich kenne den Weg und ich weiß, dass sowohl am Flughafen als auch am Monte de Gozo ein Bus in die Stadt fährt. Wenn es mir heute doch zu viel wird, kann ich später immer noch in den Bus steigen. Plötzlich laufe ich flotten Schrittes voran und erfreue mich wieder am Laufen. Was so wenige Meter alles in einem auslösen und verändern können!


War es mir am Vortag noch egal um welche Uhrzeit ich in Santiago eintreffe, möchte ich nun um 12 Uhr zur Pilgermesse am Ziel sein. Das bedeutet mit leichten, lockeren und vor allen großen Schritten über den Weg zu fliegen. Sonderlich früh bin ich nicht aufgebrochen – aber es dürfte möglich sein. 
Störte mich am Vortag noch die große Menge an Pilgern, motiviert mich nun die gute Stimmung in der Menge und meine Stimmung passt sich der guten Stimmung auf dem Weg an. Während des Laufens werde ich von allen Seiten gegrüßt und meine Freude wird immer größer – und dabei kenne ich niemanden von meinen Mitpilgern. 



Meine Mitpilger vom Primitivo dürften bereits gestern in Santiago angekommen sein, denn ich habe eine Etappe in zwei Tagen gelaufen um mir und meinem Körper eine Auszeit zu gönnen. An einer Bar lege ich spontan einen Stopp ein, immer mit Blick auf die Uhrzeit und dem Hintergedanken rechtzeitig zu Messe da zu sein. So wohltuend eine Pause ist, besser hätte ich darauf verzichtet. Das erneute Starten, es geht direkt einen Hügel hinauf, fällt mir sehr schwer – ich habe die gleichen Beschwerden wie zu Beginn des heutigen Tages. Jeder Schritt ist ein Höllenqual, kurz und humpelig. Ich beschließe wieder, bei der nächsten Gelegenheit den Bus zu nehmen. 



Jakobus hat die Wegführung sehr geschickt gelegt. Weit und breit kreuzt der Weg keine Straße und somit muss ich weiter laufen. Wie sollte ich einem Taxifahrer in meinem rudimentären spanisch erklären wo ich genau bin – ich weiß es ja selbst nicht?! Und plötzlich höre ich den Flughafen von Santiago und sehe die Begrenzung des Flugfeldes vor mir. Es ist nicht mehr so weit und außerdem: Am Flughafen fährt der Bus nach Santiago. Schon häufig bin ich die Gegenrichtung Santiago Innenstadt – Flughafen gefahren, nämlich am Ende eines jeden Weges. Aber wie es so kommen muss: Kurz bevor ich zum Haupteingang des Flughafengebäudes abbiegen kann, erreiche ich den Stadtstein von Santiago. Ich bin in Santiago – noch am Stadtrand, aber es ist nicht mehr weit. Wieder verwerfe ich den Gedanken an eine Busfahrt und laufe freudig weiter. Einige Tränen vergieße ich als ich am Santiago-Stein das obligatorische Foto mache – aber ich kann einfach nicht mehr. 


Aber die letzten Kilometer schaffe ich auch noch. In meiner Erinnerung ist der Weg vom Flughafen bis zur Kathedrale nicht weit gewesen, aber er zieht sich in die Länge – ca. 10 Kilometer dürften es doch noch gewesen sein. Bevor ich den Monte de Gozo erreiche durchlaufe ich noch etliche Dörfer. 




Hinter jedem Wald vermute ich den Monte de Gozo, denn ich weiß, dass ich 2008 das Denkmal auf dem Freudenberg erstmals hinter einem Wald sah. Sieht der Wald vor mir nicht aus wie der Wald auf den ich so sehnsüchtig warte? Es kommen noch so einige Wälder, aber um 10.30 Uhr erblicke ich den Freudenberg. Ich erfreue mich, es fast geschafft zu haben und: am Monte de Gozo könnte ich mal wieder in den Bus steigen. 

Aber für die letzten 5 Kilometer lohnt es sich auch nicht mehr. 315 Kilometer bin ich gelaufen, und da möchte ich für eine Stunde Laufzeit noch den Bus nehmen?! Wie blöd ist das denn?! In einer Bar trinke ich noch schnell eine Cola, denn ich benötige dringend einen Energieschub. Die Pilgermesse im Kopf geht es schnell weiter. Die Strecke erkenne ich genau wieder. 

Um 11.50 Uhr stehe ich mit Tränen in den Augen vor der Kathedrale. Ich fasse es nicht: Ich habe es wirklich geschafft, aber der Weg dürfte momentan auch keinen Kilometer weiter sein. Ich drücke einer Touristin meinen Fotoapparat in die Hand und lasse mich fotografieren, und dann schnell in die Messe.


Leider wird es nichts damit mal eben schnell in die Messe zu gehen. Die Schlange vor der Eingangstür ist lang und als ich endlich in der Kirche bin, werde ich von einem Ordner aus der Menge gepickt und zur Aufbewahrungsstelle für Gepäck geschickt. Diese Lokalität kannte ich bisher nicht. Bisher durfte ich immer mit meinem Rucksack an der Messe teilnehmen und fand es toll, direkt nach der Ankunft, verschwitzt, müde und ausgelaugt, aber glücklich am Gottesdienst teilnehmen zu können. Enttäuscht und wissend, dass es so nichts wird mit der Messe, begebe ich mich zum besagten Ort. Auch hier treffe ich auf eine lange Schlange und wieder vergeht etliches an Zeit, bevor ich Rucksack und Wanderstöcke abgeben darf. Auch wenn ich nun schon einen großen Teil der Messe versäumt habe, gehe ich zurück in die Kathedrale. Es ist brechend voll, nirgends finde ich einen Sitzplatz. Alle Bänke, Absätze, Treppenstufen, Sockel und sonstige Sitzmöglichkeiten sind belegt. In den Gängen herrscht ein dichtes Gedränge. 
Ich bin am Ziel, aber innerlich bin ich noch nicht angekommen. Ich kann die Messe nicht genießen, ich stehe im Gedränge, mir tun die Füße weh, ich bin total am Ende und die Messe rauscht an mir vorbei. Ich freue mich am Ende darüber, dass der Botafumeiro geschwungen wird, aber genießen kann ich es noch nicht.



In einigen Bänken kann ich bekannte Gesichter sehen und nach der Messe schließen wir uns alle in die Arme. Ich bin die Letzte aus unserer Pilgergruppe vom Camino die in Santiago angekommen ist – einige haben mit Bus abgekürzt – aber wir alle sind da.

Nach der Messe mache ich mich auf die Zimmersuche. Leider bekomme ich in San Martin de Pinario, direkt hinter der Kathedrale, kein Zimmer mehr. Die Stadt ist absolut überlaufen, aber ich bin dankbar, dass man mir hier einige Adressen mitgibt die nicht weit entfernt sind. An der ersten Pension angekommen teilt man mir mit, dass alles ausgebucht ist, aber helfend greift der Pensionswirt zum Telefon und teilt mir mit, dass ich wenige Meter weiter, für insgesamt drei Euro mehr ein Zimmer bekommen kann. Auf die drei Euro kommt es nun auch nicht mehr an und so werde ich kurze Zeit später bis zu meiner Unterkunft begleitet. Es ist ein sehr einfaches Zimmer, aber ich habe mein Bett gefunden. 



Ursprünglich wollte ich das Zimmer nur für eine Nacht buchen, denn morgen am späten Abend geht mein Bus nach Bilbao, aber spontan buche ich es für zwei Nächte. Ich bin – auch wenn ich es schon hundert Mal erwähnt habe – so kaputt, ich brauche einen Rückzugsort, denn die Rückreise wird noch anstrengend genug. Auch wenn ich nicht die gesamte zweite Nacht im Zimmer verbringen kann, ich kann mich noch einige Stunden auf mein Bett legen und mich ausruhen. Obwohl ich am Ende meiner Kräfte bin, lasse ich mir den Weg zum Busbahnhof erklären und gehe direkt dort hin. Ich möchte alles für meine Rückreise parat haben, nicht dass der Bus plötzlich ausgebucht ist und ich nicht zum Flieger komme. 

Nachdem ich auch diesen letzten Gang erledigt habe, habe ich nur eins im Sinn: schnell zu meiner Pension und Siesta halten, Energie aufladen. Aber auch daraus wird erst einmal nichts. Kurz bevor ich an meiner Pension ankomme, treffe ich Andreas und Nastasja aus meiner Pilgergruppe. Sie berichten mir, dass alle Primitivopilger jetzt zum Mittagessen verabredet sind. Ich schließe mich an und die Freude ist groß, als ich wirklich alle aus unserer Gruppe noch einmal treffe. Damit habe ich nicht gerechnet. Gemeinsam essen wir an einem großen Tisch zu Mittag, danach verabreden wir uns noch mit den verbleibenden Mitpilgern zum Frühstück am nächsten Tag. 




Tommi und Gotthard, werden wie Silke und Ingrid morgen in der Frühe Richtung Atlantik aufbrechen. Einige fliegen nach Hause und alle die noch nicht abgereist sind treffen sich zum Frühstück. Auf dem Weg Richtung Pension gehe ich noch am Pilgerbüro vorbei um mir meine Compostela zu holen. Die Warteschlange vor dem Pilgerbüro ist irre lang und so beschließe ich nach der verspäteten Siesta wieder zu kommen. Wie immer liegt meine Pension am Ende eines „Berges“. Ich laufe die Straße aufwärts, steige die Treppen zu meinem Zimmer hoch und falle in mein Bett. Tief und traumlos schlafe ich eine Weile um zwei Stunden später wieder zu erwachen. Ich fühle mich wesentlich besser und gehe wieder Richtung Kathedrale. Am Pilgerbüro ist es noch viel voller als vorher, aber ich möchte unbedingt das Datum vom heutigen Tag, meinem Ankunftstag, in der Compostela stehen haben und so reihe ich mich in die lange Schlange ein. 




Nur wenige Schritte vor mir stehen Ingrid und Tommi und quatschend vergeht die Wartezeit schneller als ich es gedacht hätte. Mit der Compostela in meiner Handtasche begebe ich mich wieder zur Kathedrale und zufällig beginnt gerade eine französische Pilgermesse, die der Priester einer französischen Pilgergruppe für seine „Gruppe“ hält. Auch wenn ich die Sprache nicht verstehe, der Ablauf der Messe ist immer der gleiche. Es werden etliche Taizeelieder gesungen und zum Ende der Messe kommt der Botafumeiro wieder zum Einsatz. Jetzt, erholt und ausgeschlafen, kann ich die Messe genießen, ich habe einen Sitzplatz, die Kathedrale ist längst nicht so voll wie am Mittag und so langsam fühle ich mich angekommen.




                                                 Ich bin am Ziel!



Dia-Show4: Lugo - Santiago de Compostela


Boente - Santa Irene

23. Mai
Boente – Santa Irene


Auch eine Schnecke erreicht irgendwann und irgendwie ihr Ziel. 
Ich bin in Santa Irene, mir reicht es – ich kann nicht mehr! Heute war mal wieder nicht mein Tag. Ich kann nicht mehr, ich bin körperlich total erschöpft, ausgelaugt und am Ende. 
Heute Morgen, zu Beginn der Etappe, ist es regnerisch, kalt und windig. Da nicht zu erwarten ist, dass das Wetter ganz bald umschlägt ziehe ich direkt meine Regenkleidung an. Die drei Blasen am linken  Fuß, die ich mir in meinen neuen, anfangs super-bequemen Wanderschuhen, gelaufen habe, schmerzen, aber meine Beine sind viel schlimmer – sie wollen nicht mehr laufen und senden mir deutlich dieses Signal. Immer wieder stolpere ich über links obwohl die Wege nicht sehr uneben sind, ein leichter Rechtsdrall ist ebenfalls vorhanden. Ich kenne diese Symptome, sie begleiten mich seit dem schweren MS-Schub, letztes Jahr, kontinuierlich – mal mehr, mal weniger und heute ganz viel. Ich glaube zu wissen was mir mein Körper mitteilt, aber ich ignoriere es momentan noch. Diese Symptome nehmen mir die Entscheidung ab, was ich mit den verbleibenden Tagen nach meiner Ankunft mache. Der Camino Finisterre ist wunderschön, aber sehr anstrengend und aufgrund meiner starken Erschöpfung streiche ich diese Möglichkeit.

Nach meinem frühen Aufbruch um 7 Uhr verläuft sich die kleine Menge aus der Herberge schnell. 



Auf dem Camino Francés startet man wesentlich früher als auf vielen Nebenwegen. Zum einem haben die Mitpilger Angst kein Bett zu bekommen und die Bars am Wegesrand öffnen alle sehr zeitig. Auf dem Primitivo ist niemand sonderlich früh aufgestanden, denn die frühen Bars öffneten um 7 Uhr, die meisten aber um 7.30 Uhr. Da es oftmals auf den Etappen keine Möglichkeit gab, nach einigen Kilometern ein Frühstück zu bekommen, nahm man das Angebot einer kleinen Mahlzeit im Ort dankbar an, und dann ging es los. Hier schellen die Wecker in den Herbergen, und dann geht der Sturm los. Alle springen aus dem Bett, Rucksack packen und los rennen. Da ich keine Lust auf diese Hetzerei habe und momentan auch nicht die allerschnellste bin, habe ich mir in meinem Zielort ein Bett in der kleinen, schnuckeligen Herberge in Santa Irene reservieren lassen. Mir ist es egal was meine Mitpilger davon halten, ob sie es gut und richtig finden. Ich finde es gut, denn es ermöglich mir einen stressfreien Tag, in dem ich mein Tempo und meine Pausen selbst bestimme und mich nicht durch die teils große Angst vor mangelnden Betten hetzen lasse.

Durch den Regen der Nacht ist es sehr matschig und es geht immer leicht auf und ab, kein Vergleich zum Primitivo, aber jeder Schritt aufwärts kommt einer Qual gleich. In der zweiten Bar am Wegesrand kehre ich zum Frühstück ein, und pausiere eine Weile. Anschließend gehe ich weiter und ich bereue meine Pause. Nach jeder Auszeit brauchen die Beine um wieder in den Gang zu kommen. Laufen sie erst einmal, dann laufen sie, aber bis es so weit ist, ist jeder Schritt einfach nur anstrengend. So entspannt, motiviert und freudig ich auf meinem ersten Camino tagelang durch Regen und Schlamm gestapft bin, so demotivierend ist der Weg heute für mich. Ich bin total genervt und sauer auf mich selbst. Unter der Regenkleidung ist mir beim Laufen zu heiß, dieSchwitzwärme staut sich unter dem Poncho und die Kledung, inclusive Jacke, sind nass – besonders die Ärmel. 




Morgen, wenn ich in Santiago bin, ist definitiv Schluss, ich laufe keinen Schritt mehr als nötig. Das Wetter bleibt in den nächsten 4 Tagen mindestens noch unbeständig und regnerisch. Während ich mich Schritt für Schritt vorwärts quäle rufe ich meine Familie an und bitte sie, nach günstigen Rückflügen in den nächsten Tagen zu schauen. Ob ich nun einen neuen Flug buche, oder ob ich mich sechs Tage lang in ein Hotel einquartiere plus Lebenskosten tut sich nichts. Von Bar zu Bar schleiche ich  vorwärts – auch wenn ich es schon erwähnt habe: Ich kann die heutige Etappe nicht genießen. Die Pilgermassen sind der absolute Horror. 



Eine Gruppe vor mir und auch viele andere Pilger laufen mit leichtem Handgepäck, dass nicht mehr enthalten kann als einen Apfel und eine kleine Flasche Wasser. Ausgerechnet ich, die ich sonst so tolerant bin und predige, dass man jeden den Weg so laufen lassen soll, wie es für diesen passt, ist heute absolut intolerant und die „Leichtgewichtspilger“ machen mich aggressiv. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber ich schiebe es auf meinen desolaten körperlichen Zustand. Mein Unmut wird auch nicht besser, als ich in einer Bar mal wieder fast 15 Minuten für die Toilette anstehe. Die Wartezeit auf eine Tasse Kaffee ist fast genau so lang und einen Sitzplatz gibt es in der Bar auch nicht, aber draußen regnet es und ich habe keine Lust den Kaffee auf dem Bordstein im Regen sitzend zu trinken. 
Parallel zur Straße, immer die Menge im Auge, dessen Teil auch ich bin, finde es heute einfach nur furchtbar. Es ist der absolute Schock wenn man nach 12 Tagen um eine Straßenecke läuft und von jetzt auf gleich in einer Minute mehr Pilger sieht als auf dem gesamten Weg bevor. Mir war es immer bewusst, dass es ab Melide mit der Ruhe vorbei ist, aber dass der Weg so voll ist, habe ich nicht erwartet. 2008 war es auf dem Weg bereits voll, aber ich habe es nie als störend empfunden, wahrscheinlich, weil ich es vom ersten Tag an nicht anders kannte. Aber jetzt, ist der Weg richtig voll, wesentlich voller als 2008. Was soll nur werden, wenn das Buch von Hape Kerkeling verfilmt wird und womöglich ein weiterer Ansturm beginnt?!



Immer mal wieder hört es auf zu regnen, der Himmel wird heller und ich ziehe meine Regenkleidung aus. Sobald der Poncho über dem Rucksack hängend fast getrocknet ist, beginnt es erneut zu regnen. 



Ich will heute einfach nur mein Tagesziel erreichen, der Weg zieht sich in die Länge, aber irgendwann bin auch ich da. Auf der heutigen Etappe habe ich gar nichts von 2008 wieder erkannt, nur die Straßenunterquerung kurz vor der Herberge kam mir bekannt vor. Ich hätte gedacht, dass ich vieles direkt wieder erkenne, dass sich die Bilder vom Weg in mein Gedächtnis eingebrannt hätten, aber scheinbar ist dem nicht so. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich auch 2008 die letzten Tage nur durch Regen gelaufen bin, dazu noch in Begleitung und erzählend mit meinem ungarischen Pilgerfreund Sandor – und außerdem sah es heute fast überall gleich aus - über Kilometer nur Eukalyptuswälder.




Einen Kilometer vor Santa Irene gibt es heute drei Restaurants und eine Bar direkt im Dorf. 2008 gab es nur ein Restaurant vor dem Ort, mehr nicht. Die Herberge ist sehr gemütlich, ein Kaminfeuer brennt und nach einer Dusche und Siesta bin ich irgendwann wieder so fit, dass ich den Weg bis zu den Restaurants zurücklaufe. In einer Bar finde ich einen PC mit Internetzugang, bestelle mir einen leckeren Kaffee und beginne im Internet nach günstigen Rückflügen zu suchen. 
Es ist nicht so leicht einen passenden Flug zu finden. Von Santiago aus ist alles ausgebucht oder irre teuer. Letztendlich finde ich einen günstigen und zeitlich passenden Direktflug von Bilbao nach Düsseldorf – so wie ich auch angereist bin. 
Morgen, am Samstag, werde ich Santiago de Compostela erreichen. Am Sonntag habe ich Zeit die Stadt zu genießen und abends werde ich den Nachtbus nach Bilbao nehmen. Dieser braucht fast 10 Stunden, aber anders geht es nicht. 




In der Herberge kenne ich erstmals niemanden. Ich bin der absolute Exot vom Primitivo, alle anderen kennen sich seit langem und sind den Francés gelaufen. Und dennoch wird es ein netter Abend. In der Herberge wird für uns gekocht, es wird gelacht und erzählt.

Eine Reisegruppe lässt morgen ihr Gepäck nach Santiago transportieren und ich überlege es ihnen gleich zu tun um mich am letzten Tag nicht so quälen zu müssen. Diesen Gedanken verwerfe ich ganz schnelle wieder, denn es ist technisch nicht möglich. Um das Gepäck transportieren zu lassen, muss man eine Pension, Herberge oder ein Hotel vorgebucht haben, ohne Reservierung geht es nicht. Und da ich für Santiago nichts vorgebucht habe, werde ich morgen, so wie immer, meinen Rucksack an das Ziel tragen.

Es werden noch drei anstrengende Tage werden. Morgen die Zieletappe, übermorgen Santiago genießen und abends dann die Rückreise, die nicht ohne ist. 32 Stunden mit Busfahrt, Aufenthalt in Bilbao und Rückflug und Zugfahrt durch die Nacht bis in die frühen Morgenstunden in denen ich keinen Schlaf bekommen werde. Mein Nachbar wird mich vom Bahnhof abholen, aber ich möchte einfach nur nach Hause und dann wird geschlafen!!!