Das Problem ist wahrscheinlich, dass ich mir eine lange Wanderung aus gesundheitlichen Gründen nicht vorstellen kann, dabei ist meine MS so stabil wie schon seit 10 Monaten nicht mehr. Und dennoch: die gesundheitlichen Einschränkungen sind vorhanden, das Laufen ist anstrengend und sobald ich von einer eben geteerten Straße auf einen Naturweg abbiege, geht das Geschwanke und Gestolpere los.
Ich weiß nicht, was im Punkto Camino noch auf mich zukommt, ob es noch einmal klappt, aber um so lieber treffe ich mich mit meinen Caminofreunden und erfreue mich über die gelaufenen Kilometer.
Anfang August haben wir mit unsern Caminomädels ein Wochenende in Aachen verbracht und es war schön die lieben Freunde von überall zu treffen. Wir hatten ein wirklich schönes, entspanntes Wochenende und haben es uns gut gehen lassen, auch wenn die Wanderung im wörtlichen Sinn in´s Wasser gefallen ist und daher sehr kurz ausgefallen ist.
Sonntag habe ich eine lange Fahrradtour durch die Felder in der weiteren Umgebung gemacht und bin zufällig auf den neu ausgeschilderten Pilgerweg von Warendorf nach Telgte gestoßen. Mir kamen zwei Damen entgegen mit Wanderschuhen, Wanderbekleidung - aber nur kleinen Tagesrucksäcken ohne Muschel.
Ich konnte es nicht lassen und habe sie angesprochen und wie vermutet: zwei Pilgerinnen in Vorbereitung auf ihren Weg auf einer Trainingsrunde. Die Freude meinerseits war riesengroß und nach einem ganz kurzen Gespräch verabschiedete ich die Damen mit einem "Buen Camino".
Über spontane Treffen mit Pilgern freue ich mich immer sehr, andere wären wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, die Wanderinnen anzusprechen.
Durch das Pilgern sind wirklich tolle Freundschaften entstanden und ich freue mich diese Menschen kennengelernt zu haben und das sie ein Teil meines Lebens geworden sind.
Nächstes Jahr steht der 50. Geburtstag einer Pilgerfreundin an und sie möchte diesen in Muxia feiern. Wir haben schon mit mehreren Mädels aus unserem Freundskreis beschlossen diesen Geburtstag gemeinsam in Spanien zu feiern und vielleicht verbinden wir eine kleine Wanderung auf dem Camino.
Eine andere Freundin aus diesem Kreis möchte, ebenso wie ich, den Camino Aragones laufen und vielleicht wird etwas aus unserem Plan - trotz aller Hindernisse. Wir möchten versuchen den Camino Aragones in kleinen Etappen zu laufen - ich bis Pamplona und Betty weiter, soweit sie in 3-4 Wochen Auszeit kommt.
Träume muss man haben und vielleicht werden sie Wirklichkeit.
24.08.2015
Neulich bin ich schon wieder ganz spontan vier Pilgern auf dem Weg durch Münster begegnet. Ich kann es nicht lassen: wenn mir Wanderer mit typischer Wanderkleidung und "großem" Rucksack begegnen und dann noch mit dem typischen Wanderführer für den westfälischen Jakobsweg in der Hand - ich muss sie ansprechen.
Die 2 Päärchen laufen immer wieder ein Teilstück und sind dieses Mal in Osnapbrück gestartet um bis Wuppertal zu laufen.
Auch wenn die Gespräche nur kurz sind und mit einem "Buen Camino und guten Weg" enden, sie erfreuen mich jedes Mal.
Am Wochenende treffen wir uns wieder mit unseren Pilgerfreunden in Bocholt. Auch wenn das Forum nicht mehr sehr belebt ist - es sind tolle und wertvolle Freundschaften über die Forentreffen entstanden und viele von uns stehen regelmäßig in Kontakt.
Ich freue mich auf unser Pilgerwochenende, das wahrscheinlich wie immer sehr, sehr anstrengend und schlafarm wird, aber das nehme ich gerne in Kauf.
30. August 2015
Ein wunderschönes Wochenende im Kreise meiner Pilgerfamilie
liegt hinter mir.
So unsicher ich mir bei unserem 1. Forumstreffen vor 6
Jahren war und mir die Frage stellte: „Was machst du da? Du verkürzt deinen
Urlaub um eigentlich fremde Menschen zu treffen?“ - so sicher weiß ich heute was ich tue: Ich
treffe meine lieb gewonnenen Freunde – meine Pilgerfamilie.
Unser Treffen ist längst kein Treffen von fremden Pilgern
mehr, es ist ein Treffen von guten Freunden, die sich vieles anvertrauen, bei
denen man offen über sich und seine Probleme redet und vor allem: über die
gelaufenen Wege. So unterschiedlich wie wir alle sind so verbindet uns unserer
Weg.
Anfangs, bei unseren ersten Treffen, standen die Erlebnisse auf dem oder einem der
Jakobsweg im Vordergrund, und das gegenseitige Beschnuppern? Mit wem habe ich
es hier zu tun und wie „ticken“ die anderen Forianer?
Viele brachten Fotobücher und Alben mit, Literatur und Flyer
lagen haufenweise herum, ausgiebige Dia-Shows, gemeinsames Wandern und der
gemeinsame Gottesdienst, schwärmen, erinnern und die Weitergabe von
Informationen.
Auch heute ist der Jakobsweg noch unser Anlass uns zu
treffen, aber er steht nicht immer im Vordergrund, er begleitet uns immer, aber
ich empfinde es so, dass der Austausch unter uns Freunden im Mittelpunkt steht,
immer in Verbundenheit mit dem Weg.
Bocholt dient der geistigen Erbauung, es ist wohltuend für
die Seele, nicht aber erholsam.
Wenn man sich nur einmal im Jahr in dieser Gruppe sieht,
dann ist die Zeit viel zu wertvoll um lange zu schlafen.
Einige neue Gesichter waren dabei, einige „kannte“ man schon
lange durch das Lesen, andere kamen so hinzu, aber ich glaube, sie haben sich
in unserer Runde wohl gefühlt.
Freitags ist es immer ein stürmisches Begrüßen und Umarmen
bei jeder Ankunft, der Samstag läuft entspannt vor sich hin – jeder genießt die
gemeinsame Zeit.
Die gemeinsame Wanderung mit der Andacht ging sehr unter die
Haut, die Ehrlichkeit in den Fürbitten, verbunden mit Tränen der Verbundenheit
zu seinen Pilgerfreunden, das Trösten, gemeinsame Aushalten und Schweigen um
dann wieder zu lachen – es hat mich sehr berührt. Die abendliche Lesung aus den
eigenen Tagebüchern mal etwas ganz Neues in unserer Runde.
Und am Sonntag nach dem Frühstück kommt es doch, zumindest
bei mir und einigen Anderen, zu der einen oder anderen Träne. Ein Jahr bis zum
nächsten Wiedersehen. Den einen oder anderen sieht man vielleicht privat, mit
einigen telefoniert man und mit anderen hat man schriftlichen Kontakt und auch
wenn man nicht im persönlichen Austausch steht, ist man einander gedanklich
verbunden.
Es war ein wirklich schönes Wochenende, das mir sicher
wieder Kraft für den Alltag und meinen persönlichen Weg geben wird. So schön
wie es war, so schwer war es für mich, euch am Samstagmorgen ohne mich ziehen
zu lassen. Mir selbst einzugestehen, dass nicht mehr alles so geht wie ich es
möchte, dass die Krankheit nicht zu leugnen ist fällt mir in so einer Situation
schwerer als im Alltag, aber die Freude über die gelaufenen Weg trägt und
begleitet mich.
Gut, dass es euch alle gibt, ich möchte euch und „unseren“
Weg nicht missen und ich freue mich, euch nächstes Jahr, hoffentlich gesund und
munter und vor allem glücklich, wieder zu sehen.
Alle, die dazu gehören, und die nicht dabei sein konnten,
ihr seid in unseren Herzen dabei gewesen und wir haben immer an euch gedacht,
so wie wir wussten, dass auch ihr gedanklich bei uns in Bocholt wart.
Danke, dass es euch alle gibt!
Anne