Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

März 2016



Anfang März war ich in Koblenz zu einem Aussendegottesdienst für Pilger die dieses Jahr auf ihren Camino starten.                                                                                                                                 Lange habe ich überlegt ob ich dorthin fahre, oder ob ich es sein lasse. Nach wie vor fühle ich mich als Pilgerseele, mich lockt der Weg und er ruft laut nach mir, aber andererseits weiß ich auch, dass meine aktive Pilgerzeit vorbei ist. Letztendlich bin ich nach Koblenz gefahren um dort etliche meiner Pilgerfreunde zu treffen und um Pilgerluft zu schnuppern.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich am Bahnsteig unerwartet abgeholt wurde. Es ist einfach immer wieder schön lieb gewonnene Freunde zu treffen.

Koblenz kenne ich nicht, auch wenn meine Urgroßmutter aus Koblenz stammte.

Der Weg über das Kopfsteinpflaster in der Altstadt war für mich eine anstrengende Herausforderung. Auf so „unebenem“ Untergrund fällt mir das Laufen und das Koordinieren schwer. 


Vor Beginn des wunderschönen Gottesdienstes wurden noch einige Lieder angestimmt und eingeübt und in dem Moment wusste ich, dass der Gottesdienst für mich sehr schwer werden würde.

2011 bekam ich im Weihnachtsgottesdienst eine Weinattacke, letztendlich der erste „offizielle“ Ausbruch einer Depression – ich wollte es nur lange nicht wahrhaben.

Psychisch habe ich mich seit langem schon wieder gefangen, nah am Wasser gebaut war ich schon immer. Mit Anstimmen des ersten Liedes im Gottesdienst fing ich an zu weinen und immer wenn ich dachte: „jetzt hast du dich gefangen“ kam der nächste Text der mich zum Weinen brachte. Mir war es mehr als unangenehm, aber es war schön, so viele liebe Freund um sich zu haben die mich tröstend in den Arm genommen haben. 



Es tut einfach weh, dass es gesundheitlich nicht mehr für einen Camino reicht. Wie sollte das klappen, wenn 1,5km über Kopfsteinpflaster mich lauftechnisch herausfordern und ich durch die Gegend schwanke. Ich kann mir auch nicht vorstellen, auch wenn ich das immer noch plane und auch ausprobieren werde, das die 15km-Etappen zwischen Muxia und Finisterra im Rahmen meiner Möglichkeiten liegen.


Ich war erstaunt, dass eine Messe an einem Samstagmorgen, die zudem auch noch unter einem speziellen Motto steht (Aussendegottesdienst mit persönlichem Pilgersegen), so gut besucht ist. Knapp 100 Pilger waren, so wie ich und viele andere, von Fern und Nah angereist. Es war einfach bewegend und schön.

Nach der Messe sind wir noch gemeinsam beim Spanier zum Mittagessen gegangen und dann gingen unsere Wege zum Teil wieder auseinander. Mit einem Koblenzer Pilger sind wir noch mit einigen über zwei Kirchen zum Deutschen Eck, dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel gegangen. Leider war das Wetter kalt, nass und ungemütlich, aber es war schön noch gemeinsam etwas zu machen.
Da wir den geplanten Zug zurück nicht mehr bekamen (ich bin nicht sooo schnell) haben wir uns noch in ein Café in Bahnhofsnähe gesetzt (in dem des warm und trocken war) und haben auf den nächsten Zug gewartet. Gemeinsam sind wir mit dem NRW-Ticket Richtung Bonn, Düsseldorf, Duisburg… zurückgefahren und nach und nach sind wir ausgestiegen.         


Wie geplant bin ich in der Nacht noch bei Klaudia geblieben. Beide waren wir kaputt, aber wir haben noch etwas gequatscht und erzählt, ich habe mit ihrem neuen Katzenkind gespielt und dann ging es in´s Bett. Froh war ich, dass Klaudia solche Heulzustände bekannt sind und dass ich mich verstanden fühlte, auch wenn wir nicht mehr darüber gesprochen haben.

Sonntagmorgen gab es ein gemeinsames Frühstück (vorweg hatte ich schon mit Kater Karlos gespielt, derweil meine Gastgeberin noch schlief) und schnell verging die Zeit bis zur Abfahrt. Klaudia ließ es sich nicht nehmen mich mit dem Auto direkt zum Bahnhof nach Düsseldorf zu bringen. Sie wohnt ca. 20 Autominuten von Düsseldorf entfernt und ich hätte auch die S-Bahn nehmen können, aber es war nett noch etwas gemeinsame Zeit zu haben – wissend dass wir uns erst im September wieder sehen.

Das mit der Autofahrt war gut gemeint, aber wir hatten nicht im Hinterkopf, dass eben an diesem Sonntag der ausgefallene Karnevalszug nachgeholt wurde. Das Navi schickte und kreuz und quer, aber nicht zum Bahnhof (alle Straßen in dessen Nähe waren gesperrt). 

Als ich aus dem Auto heraus eine S-Bahn sah, verabschiedeten wir uns schnell vor einer roten Ampel – so wäre ich nie zum Bahnhof gekommen. Wie nach dem Gejuckel und kreuz- und querfahren nicht anders zu erwarten war mein Zug bereits abgefahren als ich in die S-Bahn stieg. Die Bahn war voller Jecken und es wurde immer voller. Froh nach einigen Stationen am Bahnhof zu sein und fast direkt in den nächsten Zug zu springen, war ich froh nach einem eigentlich schönen, aber psychisch sehr anstrengendem Wochenende wieder daheim zu sein.

Egal was kommt, ich werde immer eine Pilgerseele bleiben und das Erlebte kann mir niemand mehr nehmen – aber es tut weh zu erleben, dass es nicht mehr so geht wie man es sich wünscht.

Und dennoch, ich freue mich auf September in Spanien. Ich werde versuchen die mir noch fehlenden Caminokilometer zu laufen und dann soll es genug mit meinem Blog sein.

Letztes Wochenende war Ostern die diesjährige Pilgersaison ist somit gestartet und ich wünsche allen die sich dieses Jahr auf den Weg machen einen erlebnisreichen Weg mit gesunder Ankunft in Santiago de Compostela.

Es grüßt Peregrina im Herzen Anne

P.S. Gerade bekam ich einen Hinweis, dass ein Kommentar zu einer Dia-Show, die ich im Rahmen meines Blogs erstellt habe, abgegeben wurde. Ich freue mich nach wie vor, dass mein Geschichte gelesen und meine Bilder angeschaut werden und Freude bereiten. 
Die Wege sind in mir und keiner kann sie mir mehr nehmen. Der Weg macht glücklich.

Anne

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