1. Juni 2013
Nun haben wir schon den Monat Juni. Der Wonnemonat Mai ist
durch seine Kälte und den vielen Regen in die Geschichte eingegangen. So kalt
und nass war es seit mindestens 40 Jahren in dieser Jahreszeit nicht.
Wie ist das Wetter in Spanien? Diese Frage stelle ich mir
des Öfteren.
Wenn alles so gelaufen wäre, wie ich es erhofft hätte, wäre
ich heute mit dem Flieger von Düsseldorf nach Madrid geflogen um meinen Camino
in Leon anzutreten.
Ich habe gewusst, dass mein Plan etwas unrealistisch ist, aber
dennoch habe ich gehofft, dass mein Plan in die Tat umzusetzen ist.
Es ist anders gekommen – denn zur Zeit befinde ich mich in
der Reha um gesundheitlich wieder etwas stabiler zu werden. Und vielleicht
komme ich dadurch wieder so weit, dass ich mich zu einem anderen Zeitpunkt auf
den Weg machen kann. Wenn ich ganz optimistisch bin könnte ich auf den Gedanken
kommen mich im Herbst auf den Weg zu machen, denn ich habe in diesem Jahr noch
keinen einzigen Urlaubstag nehmen können, denn die Gesundheit hat mir immer
einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Und obwohl ich fernab eines Jakobsweges bin ist der Weg doch
immer präsent.
Von der Rehaklinik werden am Wochenende geführte Wanderungen
durch die nähere Umgebung angeboten. Da ich immer meinen kleinen gelben Pfeil
und eine Jakobsmuschel am Rucksack hängen habe, bin ich auf dieser Wanderung
auf diese Zeichen und das Thema Jakobsweg angesprochen worden. Es hat sich ein
angeregtes Gespräch über dieses Thema ergeben. Eine Mitpatientin hat sich schon
des Öfteren mit dem Gedanken beschäftigt sich einmal auf den Weg zu machen –
und ich freue mich immer von diesem Thema, dass mir nach wie vor sehr am Herzen
liegt, zu berichten.
Vielleicht kann ich mit meinen Berichten Menschen dazu
bewegen, sich irgendwann auf den Weg zu machen und ihnen Mut machen, dass
dieser Weg von jedem gelaufen werden kann und dass man sich auch als Frau
alleine ohne Angst auf den Weg machen kann.
Nachdem wir nach der Wanderung wieder in der Rehaklinik
waren, habe ich meiner Mitpatientin unser Buch geschenkt. Vielleicht hilft es
zusätzlich Fragen zu beantworten zu zeigen, dass ganz normale Menschen mit
verschiedenen Konstitutionen den Weg „schaffen“ können und das sich jeder
Schritt lohnt gelaufen zu werden.
P.S. ...und der Frühling kommt doch noch!
5. Juni 2013
Die Welt ist so klein, oder das Internet macht durchsichtig.
Heute Morgen war ich nach meinen Anwendungen im Kurpark
spazieren. Die Sonne schien nach tagelangem Regenfall wunderschön warm vom
Himmel und ich genoss die Natur und die Ruhe.
Am Ententeich sind vor wenigen Tagen vier wunderhübsche,
flauschige Schwäne geschlüpft, und in Begleitung der fürsorglichen Eltern
schwamm die Familie über den See.
Während ich fasziniert und beobachtend am Teich stehe werde
ich von einer fremden Frau angesprochen. Sie fragte mich, ob es sein könnte,
dass ich Anne heiße. Erstaunt habe ich geantwortet, dass ich so heiße, aber
nicht wüsste, woher sie mich kennen kann.
Die Antwort war: wir sind uns im Pilgerforum begegnet, du
hast mir schon einmal Informationen zum Fotoapparat zukommen lassen und ich
lese deinen Internetblog. Im Forum hast du zu deinem Namen ein Foto von dir
veröffentlicht.“
Ich war echt überrascht, aber erfreut. Wir haben uns kurz
darüber ausgetauscht, wie es uns auf unseren Wegen ergangen ist, und wie es
dazu kommen kann, dass wir uns in einem Kurpark begegnen.
Auch wenn ich nicht auf dem Weg unterwegs bin,
begleitet er mich dennoch.