Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

Januar 2014



28. Januar 2014

Nachdem ich mir nun wirklich einige Tage, oder knapp zwei Wochen Gedanken zum Camino Primitivo gemacht habe, kommt es wie es kommen musste.

Die Missempfindungen im linken Fuß und Unterschenkel, die ich schon seit einiger Zeit – besonders gegen Abend - empfunden habe, haben sich so gesteigert, dass ich mir doch meine Gedanken gemacht habe und zum Neurologen gegangen bin.

Letztendlich kam das raus, was mir schon bewusst war, die Symptome sind mir zu gut bekannt:

Entweder habe ich einen neuen Schub im Anfangsstadium oder ich habe einen leichten Schub – dass heißt: mal wieder Cortison, wenn auch „nur“ hoch dosiert oral, und nicht i.v. 
Vielleicht schaffen wir es so, den Schub zu bekämpfen, oder am Fortschreiten zu hindern.

Auch wenn ich das Cortison „nur“ oral nehme und auch wenn die Dosis geringer ist, als bei der Infusionstherapie, es schlaucht, die Nebenwirkungen machen mich total fertig.

Ausgerechnet jetzt. Nun bin ich, nach langer Fehlzeit, seit drei Wochen in der beruflichen Wiedereingliederung und schon wieder gibt es gesundheitliche Probleme.

Zufall, oder bin ich wirklich so wenig belastbar geworden?

Das neue Medikament auf das ich so setzte dürfte nach drei Monaten der täglichen Einnahme seinen Wirkspiegel erreicht haben. Eigentlich sollte ein gewisser Schutz bestehen.

Natürlich kann dieses Basistherapeutikum die MS nicht heilen, es kann die Schübe nicht verhindern, nur um einen gewissen Grad, um ca. 30% reduzieren. Die Wirkung/Nachwirkung der Plasmapherese im August ist ebenfalls vorbei.

Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Gedanken, es kommt wie es kommt und ich muss es hinnehmen.
Am Wochenende habe ich einen schönen Waldspaziegang gemacht, das erste Mal seit langen Zeit wieder, ich möchte mein möglichestes geben um meinen Traum in die Tat umzusetzten. 




Es wäre so schön, wenn es im Sommer klappen würde und ich mich auf den Camino begeben könnte – so verrückt es auch klingen mag. 




30. Januar 2014

Heute habe ich noch ein weiteres Mal mit meiner neuen Stationsleitung über den Urlaubsplan für das Jahr 2014 gesprochen. Zu gerne würde ich mich gemeinsam mit Klaudia auf den Camino Primitivo begeben.
Als ich meinen Chef fragte, ob ich im Juni Urlaub bekommen könnte, sagte er mir schon, dass es schwierig werden könnte, da der Urlaubsplan für Juni aufgrund Überplanung nicht von der PDL genehmigt wurde.

Nach einem erneuten Gespräch mit der PDL steht jetzt fest:

Im Juni darf/kann ich keinen Urlaub nehmen.

So stellt sich mir nun die Frage: Was jetzt? Laufe ich alleine los, oder bleibe ich zu Hause, weil ich keine Wanderbegleitung habe.

Bisher wollte ich immer alleine auf den Camino, wollte für mich, frei und ungebunden sein.

Dagegen steht nun aber meine Erkrankung.

Natürlich kann Klaudia mich nicht tragen, natürlich wäre es vielleicht nicht immer leicht, da wir uns nicht so gut kennen – würden wir uns über Etappen, Ruhetage etc. einig werden?

Würde ich mich vielleicht doch irgendwie unwohl bei einem gemeinsamen Weg fühlen, so wie mit Karin auf der zweiten Hälfte der Via Plata. Einerseits war ich froh, dass sie auf mich in den Bars gewartet hat, dass wir abends gemeinsam quatschen konnten – aber auch ständig ihr Planen des Weges, nichts einfach so auf sich zukommen zu lassen etc.

Andererseits gäbe eine Begleitung ein gewisses Maß an Sicherheit, Motivation in unguten Momenten.

Ich habe in den vergangenen 14 Tagen sehr viel über vieles nachgedacht, was einen Weg in Begleitung angeht. Ich sehe positive und negative Seiten, aber ich war den positiven Dingen gegenüber sehr offen, sehe sie momentan überwiegen.

Sofern Klaudia ihren Urlaub nicht umschmeißen möchte und kann (ihre Flüge sind längst gebucht) können wir das gemeinsame Projekt streichen.

Und dennoch: Als ich heute vom Dienst kam habe ich erst einmal den PC angeschmissen und habe nach Flügen gen Spanien geschaut und habe eigentlich fast gleich den ersten Flug gebucht – denn viel günstiger und zeitgünstiger kann ich kaum einen finden.

Für 89 Euro fliege ich am Samstag den 10. Mai 2014 mit Germain Wings von Düsseldorf nach Bilbao. Bilbao erreiche ich schon gegen 10.15 Uhr am morgen und so bleibt genügend Zeit an diesem Tag noch Oviedo zu erreichen. Für 10 Euro günstiger hätte ich einen Tag später noch einen Flug bekommen können, aber da dieser erst am frühen Abend in Bilbao ist, hätte ich eine Übernachtung in der Jugendherberge gebraucht (nicht weit vom Termi-Bahnhof entfernt – dort habe ich auf meinem Küstenweg genächtigt), was finanziell teurer geworden wäre, als einen Tag früher für 10 Euro mehr zu fliegen.

Ich freue mich darauf, auch wenn ich jetzt schon wieder zweifelnder bin als am Morgen.

Durch den Urlaubszeitpunkt Mai werde ich nicht am Bundeschorwettbewerb teilnehmen können. Auch wenn ich es hinbekommen könnte rechtzeitig zurück zu sein, die Proben in den Wochen vor dem Wettbewerb würde ich versäumen.

Was ich wohl auch versäumen werde ist die Geburt des kleinen Krümels von meiner Schwester Dörthe und ihrem Mann Björn – der oder die im Mai erwartet wird, wenn alles planmäßig läuft.

Aber die Freude überwiegt.




31. Januar 2014

Irgendwie ist das doch alles verrückt.
Heute habe ich den Bewilligungsbescheid der Erwerbsminderungsrente erhalten und gleichzeitig plane ich eine Pilgerreise auf einem anspruchsvollen Weg.

Widerspricht sich das nicht eigentlich?

Ich kann weder klar mit ja noch mit nein antworten.

Den Antrag auf die Erwerbsminderungsrente habe ich gestellt, weil ich gemerkt habe, dass es so wie es in den letzten 1,5 Jahren gesundheitlich und somit auch beruflich lief, nicht weitergehen kann. Nie habe ich länger als vier Wochen am Stück arbeiten können, dann war ich wieder richtig krank. Mein Körper hat mir sehr deutlich seine Grenzen gezeigt.

Die reduzierte Arbeitsstelle soll dazu dienen, dass ich gesundheitlich stabiler und dadurch belastbarer werde, dass das Leben wieder an Qualität zunimmt, die zeitweise nur in geringen Maßen vorhanden war.

Und in einer Phase in der ich nun wirklich den schriftlichen Bescheid habe, dass ich nicht so belastbar bin, dass es körperlich in meinem Beruf so nicht geht, plane ich nun eine anspruchsvolle Pilgerreise.

Aber genau da besteht der Unterschied: pilgern und wandern sind zweierlei, auch wenn die Art der Fortbewegung die Gleiche ist. Pilgern hat einen anderen gedanklichen Hintergrund/Ursprung.

Wenn ich hier im Wald spazieren gehe, fühle ich mich als Spaziergängerin oder als Wanderin. Bin ich in Spanien auf einem Camino unterwegs, erfahre ich in der langen Zeit der einsamen Wanderung mich selbst, die Natur, Gott. Ich setzte mich auf so einem Weg sehr mit mir und meinem Leben auseinander, schöpfe Kraft und Energie, gehe an meine Grenzen und erlebe, überschreite und akzeptiere sie.

Und genau dass ist der Unterschied zum Wandern:

Pilgern ist beten mit den Füßen!

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