25. Juni 2012
Bilbao – Pobena
Die Nacht in dem Zweibettzimmer in der Jugendherberge war
sehr erholsam und ich habe, trotz des lauten Rauschens der Autobahn, bestens
geschlafen. Als ich meine Augen erstmals öffne ist es bereits nach 6 Uhr und
Tatjana pröttkert bereits im Zimmer umher.
Schnell packe ich meinen Rucksack und mache mich auf dem
Weg, nicht ohne Tatjana noch einmal erklärt zu haben, wie sie mit der Metro von
Bilbao nach Portugalete kommt.
Die vielen Industriegebiete von Bilbao reizen mich nicht und
ich persönlich finde es nicht schlimm, einige Kilometer mit der Metro zu
überspringen. Vor einigen Jahren auf dem Camino Francés wäre dieses ein Unding
für mich gewesen. Aber sowohl auf der Via de la Plata als auch auf dem Camino
del Norte wird dieses Thema etwas gelassener angegangen. Niemand schreibt
irgendwem vor wie man pilgert, niemand macht jemandem Vorwürfe für diese Art
der Fortbewegung. Dieses hängt bestimmt auch damit zusammen, dass es auf den
Nebenwegen fast keine „Erstpilger“ gibt.
Mit der Metro fahre ich in 15 Minuten nach Portugalete
hinaus. Nun heißt es wieder: Laufen!
Gestern, bei meinem Abstecher zur Brücke von Portugalete,
habe ich schon für mich ausgekundschaftet wo der Weg die Stadt verlässt und so
mache ich mich, nicht ohne vorher das übliche Frühstück eingenommen zu haben, auf
den Weg.
Die Großstadt Bilbao ist auch hier am Rande von Portugalete
noch deutlich zu spüren. Auf dem Gehweg der Hauptverkehrsstraße verlasse ich
das Stadtgebiet. Die Straße läuft durch ein Gewirr von Brücken, Autobahnen und
Schnellstraßen. Nach kurzer Zeit werde ich auf einen speziell für Radler und
Fußgänger ausgeschilderten Weg geleitet.
Diese Radstraße führt über eigene Brücken über die Autobahnen hinaus in die Berge. Ich laufe heute ausschließlich auf Beton. Auf der Radstraße herrscht ein reger Verkehrt. Wer weiß wie viele Rennradler nutzen die Radstraße zum Training. Ich als Fußgänger darf meinen schmalen Fußweg nicht verlassen – es ist zu gefährlich. Die Rennradler preschen in ungeheurem Tempo die abschüssigen Straßen hinunter und eh man die Radler kommen hört, sind sie auch schon vorbeigezischt.
Beidseits der Radstraße erheben sich
grüne Hügel, auf denen viele Esel, Kühe, Pferde, Gänse und sonstige Tiere zu
sehen sind. Ich kann erahnen wohin mich mein Weg führt, mich wundert es nur,
dass der Weg keinen Abstecher zur Kirche rechts oben auf dem Berg macht – das hätte
ich eigentlich gedacht. Eine Kirche in „relativer“ Nähe zum Weg, und der Weg
führt nicht an ihr vorbei (wobei es sicherlich ein Umweg von einigen Kilometern
steil den Berg hinauf und hinab gewesen wäre).
Zwischen den Bergen kann man am Horizont hinter einer Kurve einen Strand erkennen und mir sind auch schon einige Einheimische mit Badekleidung entgegen gekommen. Kurz bevor ich den Strand erreiche spricht mich ein Einheimischer an und erklärt mir eine aktuelle Umleitung aufgrund von Bauarbeiten. Die Umleitung ist kurze Zeit später auch schon ausgeschildert.
Laut Reiseführer soll der Weg über den Strand direkt nach
Pobena führen, aber die Umleitung schickt mich wieder in´s Landesinnere und in
einem riesigen Bogen über den Randstreifen einer Nationalstraße nach Pobena.
Wirklich weit bin ich heute nicht gelaufen, mit der Umleitung schätze ich die
Distanz mal auf 18 Kilometer, aber mich reizt der Strand und mir tun die Füße
weh. Ich bekomme an diversen Stellen Blasen – es soll wohl an meinen neuen
Schuhen oder an den neuen orthopädischen Einlagen liegen – aber sowohl Schuhe
und Einlagen habe ich daheim eingelaufen. Auf meinen bisherigen 2000 Kilometern
Jakobsweg habe ich nie Blasen bekommen und nun so viele auf einmal – ich verstehe
es nicht?! Die Herberge von Pobena liegt direkt an der Straße in der ich in das
Dorf komme, ich habe einen tollen Blick auf die umgebenden Berge und den
Atlantik.
Hier möchte ich heute bleiben, auch wenn es bis zur Öffnung der Herberge noch drei Stunden sind. Der Herbergsgarten ist nett hergerichtet. Auf der grünen Wiese stehen Gartentische und Stühle und auf jedem Tisch stehen selbst gepflückte Blumen. Ich setze mich unter einen Baum in den Schatten und ruhe mich etwas aus.
Plötzlich öffnet sich die Herbergstür und die Hospitaliera tritt heraus – sie räumt und putzt die Herberge für die ankommenden Pilger. Ich darf meinen Rucksack in der Herberge abstellen, nehme nur Handtasche, Badeanzug und Fotoapparat mit und gehe an den Strand. Nun kann ich erkennen, warum ich den großen Umweg laufen musste. Pobena ist durch einen weit in´s Land hineinreichenden Meeresarm vom Strand getrennt und die Brücke die den Ort mit dem Strand verbindet ist aufgrund von Bauarbeiten gesperrt.
Ich sehe, dass bei
niedrigem Wasserstand viele Menschen durch den Meeresarm waten um an den Strand
zu gelangen. Im Wasser liegen viele Steine und da ich die Steine nicht sehen
kann und ich spüre, dass ich im Wasser stürzen werde, bleibe ich auf der
Dorfseite des Wasserarmes und gehe nicht an den Strand. Es ist inzwischen
richtig heiß und die Sonne knallt. Zu gerne würde ich jetzt ein Bad im Meer
nehmen, aber ich werde das Bad auf später verschieben und dann ohne Wertsachen
wiederkommen. Es wäre zu schade, wenn der Fotoapparat durch einen Sturz in´s
Wasser kaputt ginge. Zurück an der Herberge lege ich mich auf die grüne Wiese
in den Schatten und genieße das Rauschen des Meeres und der Bäume über mir.
Nach und nach treffen weitere Pilger ein und Hospitaliera Alliende öffnet die
Herberge schon vor der eigentlichen Öffnungszeit. Die Herberge ist in einer
kleinen alten Dorfschule untergebracht. In dem ehemaligen Klassenzimmer auf der
rechten Seite stehen die Etagenbetten, im Klassenzimmer links gibt es einen
Aufenthaltsraum, dazwischen einen kleinen Flur mit Dusche und Toilette. Alliende
strahlt eine tolle Atmosphäre aus. Jeder ankommende Pilger wird von ihr
herzlich begrüßt. Sieht sie einen Pilger kommen, setzt sie ihre Clownsnase und
ihre Herzbrille auf und winkt von der Herberge aus dem Pilger entgegen. Egal ob
man in Pobena übernachten möchte oder nicht, man wird zu einer Pause bei Wasser
und Keks eingeladen. Die Stempelstube wird draußen vor der Herberge eröffnet,
irgendwie spielt sich bei dem schönen Wetter alles draußen im Garten ab. So
eine nette und herzliche Betreuung sollte es in jeder Herberge und in jedem Ort
geben. Es ist so schön herzlich empfangen und verabschiedet zu werden oder nur
eine kurze Pause mit kaltem Wasser und Keks zu machen. Die Herberge füllt sich
schnell, etliche bekannte Gesichter trudeln ein, auch Luna, Tatjana, Edward,
Nanda und einige mehr. Mit Luna und Edward gehe ich an den Strand. Dieses Mal
habe ich nur meinen wasserdichten Beutel mit einem Handtuch und trockener
Kleidung bei. Inzwischen steht das Wasser in dem Meeresarm wesentlich höher.
Eddie und Luna waten hindurch, ich stolpere bald und schwimme auf die
gegenüberliegende Seite, von dort aus geht es Richtung Meer. Der Strand ist
glühend heiß und so ziehe ich bis zum Hauptstand meine Schlappen an. Dann
stürzen wir uns in die Fluten. Die Brandung ist grandios, die Sonne scheint, es
ist heiß – was will ich mehr?
Jeden Tag frage ich mich beim Laufen, was ich mir gerade antue und wenn ich dann am Zielort bin, stelle ich mir keine einzige Frage mehr, zum „Warum“. Ich genieße es einfach da zu sein und freue mich auf den neuen Tag. Nach einem ausgiebigen Bad schlafen Luna und Eddie in der Sonne ein, ich gehe zurück zur Herberge und setzte mich in den Garten. Es herrscht einen freudige Gelassenheit, jeder quatscht mit jedem, jeder genießt die schöne Unterkunft und den Tag. Gegen Abend entschließen wir uns zu neunt gemeinsam in der Bar ein Menue zu essen. Da wir sehen, dass die Bar einen Garten hat, setzen wir uns nach draußen. Der Barbetreiber möchte uns aber im Garten nicht beköstigen, dort gibt es nur Getränke. Als wir daraufhin aufstehen um zur nächsten Bar zu gehen, dürfen wir doch im Garten essen. Ein Brite, drei Koreaner, eine Dänin, eine Niederländerin und drei Deutsche gemeinsam am Tisch. Wir lachen viel und in allen Sprachen geht es hin und her – leider sprechen nicht alle englisch. Der Kellner leiert das Menue hinunter, und anschließend weiß keiner, was es denn gleich wohl zu essen gibt. Unsanft knallt der Kellner die Teller und das Besteck auf den Tisch und schon kommt ein Salat mit eigenartigem, nudelartigem Fisch. Während des Essens wird viel erzählt und gelacht und der Kellner kommt immer mal wieder hinaus um uns zur Eile anzutreiben. Nachdem 6 Personen mit der Vorspeise fertig sind kommt der Kellner in den Garten und reißt allen die Teller weg, auch wenn einige eigentlich noch nicht fertig waren. Danach kommt in ebenso rasantem Tempo der Hauptgang. Pommes mit Schnitzel oder Spiegelei. Das gleiche Prozedere wiederholt sich. Gerade die Koreaner benötigen viel Zeit zum Essen, aber ehe sie aufgegessen haben, wird ihnen der Teller wieder weggenommen. Über diese Art und Weise des Servierens und des Services müssen wir lachen. Die Stimmung ist ausgelassen und nachdem ein Koreaner erzählt, dass der Popmusik studiert, fängt er an Koreanische Popmusik zu singen. Luna, die ebenfalls in einer Band singt, fängt darauf an, ihr Lieblingslied zu singen. Für so etwas hat unser Kellner kein Verständnis. Wir sind zum Essen da und nicht zum Vergnügen. Er erinnert uns daran, dass wir Pilger sind und dass wir bald zur Herberge zurück müssen. Soviel Spaß wir an diesem Abend haben, so schlecht ist die Laune des Kellners, dabei ist außer uns neunen niemand im Lokal. Als Nachspeise wird noch ein Eis aus der Truhe auf den Tisch geworfen und wir werden aufgefordert es schnell zu essen, oder das Eis auf dem Heimweg zu verzehren. Auch wenn die Herberge nur einen Minute von der Bar entfernt ist und noch eine halbe Stunde bis zur offiziellen Schließung Zeit ist, machen wir uns auf den Heimweg, getrieben durch den Kellner der uns scheinbar loswerden möchte. Im Herbergsgarten herrscht noch reges Treiben, alle sind bestens gelaunt. Zwei Familien mit kleinen Kindern sind angekommen und heute müssen einige entweder im Zelt im Herbergsgarten oder auf dem Boden des Aufenthaltsraumes schlafen.
Diese Radstraße führt über eigene Brücken über die Autobahnen hinaus in die Berge. Ich laufe heute ausschließlich auf Beton. Auf der Radstraße herrscht ein reger Verkehrt. Wer weiß wie viele Rennradler nutzen die Radstraße zum Training. Ich als Fußgänger darf meinen schmalen Fußweg nicht verlassen – es ist zu gefährlich. Die Rennradler preschen in ungeheurem Tempo die abschüssigen Straßen hinunter und eh man die Radler kommen hört, sind sie auch schon vorbeigezischt.
Zwischen den Bergen kann man am Horizont hinter einer Kurve einen Strand erkennen und mir sind auch schon einige Einheimische mit Badekleidung entgegen gekommen. Kurz bevor ich den Strand erreiche spricht mich ein Einheimischer an und erklärt mir eine aktuelle Umleitung aufgrund von Bauarbeiten. Die Umleitung ist kurze Zeit später auch schon ausgeschildert.
Hier möchte ich heute bleiben, auch wenn es bis zur Öffnung der Herberge noch drei Stunden sind. Der Herbergsgarten ist nett hergerichtet. Auf der grünen Wiese stehen Gartentische und Stühle und auf jedem Tisch stehen selbst gepflückte Blumen. Ich setze mich unter einen Baum in den Schatten und ruhe mich etwas aus.
Plötzlich öffnet sich die Herbergstür und die Hospitaliera tritt heraus – sie räumt und putzt die Herberge für die ankommenden Pilger. Ich darf meinen Rucksack in der Herberge abstellen, nehme nur Handtasche, Badeanzug und Fotoapparat mit und gehe an den Strand. Nun kann ich erkennen, warum ich den großen Umweg laufen musste. Pobena ist durch einen weit in´s Land hineinreichenden Meeresarm vom Strand getrennt und die Brücke die den Ort mit dem Strand verbindet ist aufgrund von Bauarbeiten gesperrt.
Jeden Tag frage ich mich beim Laufen, was ich mir gerade antue und wenn ich dann am Zielort bin, stelle ich mir keine einzige Frage mehr, zum „Warum“. Ich genieße es einfach da zu sein und freue mich auf den neuen Tag. Nach einem ausgiebigen Bad schlafen Luna und Eddie in der Sonne ein, ich gehe zurück zur Herberge und setzte mich in den Garten. Es herrscht einen freudige Gelassenheit, jeder quatscht mit jedem, jeder genießt die schöne Unterkunft und den Tag. Gegen Abend entschließen wir uns zu neunt gemeinsam in der Bar ein Menue zu essen. Da wir sehen, dass die Bar einen Garten hat, setzen wir uns nach draußen. Der Barbetreiber möchte uns aber im Garten nicht beköstigen, dort gibt es nur Getränke. Als wir daraufhin aufstehen um zur nächsten Bar zu gehen, dürfen wir doch im Garten essen. Ein Brite, drei Koreaner, eine Dänin, eine Niederländerin und drei Deutsche gemeinsam am Tisch. Wir lachen viel und in allen Sprachen geht es hin und her – leider sprechen nicht alle englisch. Der Kellner leiert das Menue hinunter, und anschließend weiß keiner, was es denn gleich wohl zu essen gibt. Unsanft knallt der Kellner die Teller und das Besteck auf den Tisch und schon kommt ein Salat mit eigenartigem, nudelartigem Fisch. Während des Essens wird viel erzählt und gelacht und der Kellner kommt immer mal wieder hinaus um uns zur Eile anzutreiben. Nachdem 6 Personen mit der Vorspeise fertig sind kommt der Kellner in den Garten und reißt allen die Teller weg, auch wenn einige eigentlich noch nicht fertig waren. Danach kommt in ebenso rasantem Tempo der Hauptgang. Pommes mit Schnitzel oder Spiegelei. Das gleiche Prozedere wiederholt sich. Gerade die Koreaner benötigen viel Zeit zum Essen, aber ehe sie aufgegessen haben, wird ihnen der Teller wieder weggenommen. Über diese Art und Weise des Servierens und des Services müssen wir lachen. Die Stimmung ist ausgelassen und nachdem ein Koreaner erzählt, dass der Popmusik studiert, fängt er an Koreanische Popmusik zu singen. Luna, die ebenfalls in einer Band singt, fängt darauf an, ihr Lieblingslied zu singen. Für so etwas hat unser Kellner kein Verständnis. Wir sind zum Essen da und nicht zum Vergnügen. Er erinnert uns daran, dass wir Pilger sind und dass wir bald zur Herberge zurück müssen. Soviel Spaß wir an diesem Abend haben, so schlecht ist die Laune des Kellners, dabei ist außer uns neunen niemand im Lokal. Als Nachspeise wird noch ein Eis aus der Truhe auf den Tisch geworfen und wir werden aufgefordert es schnell zu essen, oder das Eis auf dem Heimweg zu verzehren. Auch wenn die Herberge nur einen Minute von der Bar entfernt ist und noch eine halbe Stunde bis zur offiziellen Schließung Zeit ist, machen wir uns auf den Heimweg, getrieben durch den Kellner der uns scheinbar loswerden möchte. Im Herbergsgarten herrscht noch reges Treiben, alle sind bestens gelaunt. Zwei Familien mit kleinen Kindern sind angekommen und heute müssen einige entweder im Zelt im Herbergsgarten oder auf dem Boden des Aufenthaltsraumes schlafen.
Es war ein schöner Tag! Schade, dass es heute Luna´s letzter
Tag auf dem del Norte war, ich mag ihren entspannten und offenen Charakter. Morgen
ist ihre Zeit beendet und sie fliegt zurück nach Kopenhagen. Orio und Pobena,
dass sind für mich die Highlights der Herbergen auf den bisherigen Kilometern
gewesen. Es muss nicht viel Komfort sein, aber die Atmosphäre macht es aus!
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