Die Geschichte meines Jakobsweges

2008 Camino Frances, Pamplona -Santiago de Compostela, 2010 Via de la Plata, Sevilla - Salamanca, 2011 Via de la Plata, Salamanca - Santiago + Camino Finisterre, 20212 Camino del Norte, Hondarribia - Gurriezo, 2014 Camino Primitivo, Oviedo - Santiago, 2017 Camino Ingles, Ferrol - Santiago, 2022 Camino Portugues, Porto - Santiago, 2024 vier Caminos ein Weg, Via Tolosana - Camino Piamonte, Camino Frances, Camino Baztan entgegen der Richtung: im Zickzack durch das Baskenland: Artigelouve - Oloron Saint Marie, Saint Jean Pied de Port - Trinidad del Arre - Bayonne

Düsseldorf - Pau - Lacommande

6. September 2024

Ein Jahr lang habe ich mich auf diesen Weg gefreut,

ein Jahr lang habe ich mir Gedanken gemacht wie ich diesen Weg und seine Etappen aufteilen kann und nun bin ich auf dem Weg nach Frankreich.

Lange Zeit habe ich gedacht, dass meine Caminozeit zu Ende ist,

dass ich es körperlich nicht mehr kann und dann kam in meiner letzten Reha in Bad Zwesten mal wieder der Ruf.

Plötzlich war der Gedanke da, plötzlich rief der Camino Aragones nach mir.

Dieser Weg über die Pyrenäen, nicht auf dem kurzen Weg den die Pilger auf dem Camino Frances nehmen, nein, der lange Weg von Oloron Saint Marie nach Pamplona sollte es sein und werden.

Dieser Gedanke, einen anspruchsvollen Weg mit vielen Höhenmetern zu laufen, motivierte mich, mein Gewicht zu reduzieren.

In 9 Monaten nahm ich 30kg ab, lief über Wochen vorher an meinen freien Wochenenden regelmäßig 15 – 20km, den gesamten Hermannsweg und den sich anschließenden Eggeweg.

Und dann kam alles anders als geplant. Im April fiel ich im Dienst die Treppe hinunter, brach mir einen Fußwurzelknochen und musste meine Reise für Juni absagen.

Aber jetzt, Anfang September, soll es etwas werden.


Gestern Abend waren Mutti und Papa noch kurz bei mir in Münster und haben mir eine gute Reise gewünscht.

Bei den Nachbarn habe ich mich für die nächsten zwei Wochen abgemeldet,

Ylvie und Tommi werden von meinen Katzensittern daheim gut betreut.

Nachts um 1.30 Uhr holt mich Marcel ab und bringt mich zum Bahnhof. Ich habe versucht noch etwas zu schlafen, aber die Vorfreude hat mich vom Schlaf abgehalten.

Der Zug fährt planmäßig und so erreiche ich um 4.15 Uhr in der Frühe den Flughafen. Evtl. hätte ich auch den späteren Zug nehmen können, aber was wäre gewesen, wenn dieser ausfällt oder Verspätung hat? Dann würde ich den Flug verpassen.

Rucksack und Stöcke darf ich mit in den Flieger nehmen. Der Rucksack ist so gepackt, dass er das Mindestgewicht für das Handgepäck nicht überschreitet, auf ein Taschenmesser verzichte ich, die Wanderstöcke darf ich aufgrund meiner Gangproblematik mit an Bord nehmen.

Es ist schon paradox. Im Schwerbehindertenausweis steht Gehbehinderung und ich möchte über die Pyrenäen laufen. Es wird eine Herausforderung werden, aber ich freue mich auf diese.

Fast eine Stunde steht der Flieger nach dem Boarding noch auf dem Rollfeld, dann geht es los. Das Flugzeug nach Paris ist klein, nur jeweils 2 Sitze rechts und links. Der Platz neben mir bleibt frei.

So wach ich auf der Zugfahrt war, so müde bin ich nun. Den überwiegenden Teil des Fluges nach Paris döse ich vor mich hin.

In Paris habe ich mehrere Stunden Aufenthalt und ich freue mich über das schöne Terminal mit den bequemen Sesseln und Sofas. Neben jedem Sessel gibt es einen Anschluss für Handy und Notebook.


Ich lese noch etwas, stelle mir dann aber den Wecker und versuche etwas zu schlafen. Dass ich nicht wirklich schlafen werde, weiß ich - zu groß die Sorge, den Flieger zu verpassen.

Es tut gut, etwas die Augen zu schließen. Meine Wanderschuhe habe ich ausgezogen, die Beine liegen erhöht auf meinem Rucksack und so vergeht die Wartezeit relativ schnell.

Um 13 Uhr geht es weiter von Paris nach Pau am Fuße der Pyrenäen.

Ca. 2 Stunde später verlasse ich den Flughafen Pau. So schön der Blick von oben auf die Wolken war, so trüb ist es nun nach der Landung. Der Himmel ist grau, alles ist nass – der letzte Regen ist noch nicht lange her, ich hoffe so sehr auf schönes, trockenes Wetter. Bitte kein Regencamino!

Mit dem Taxi fahre ich, wie zuvor geplant, ca. 15km nach Artigelouve. Dort möchte ich meinen Weg beginnen. Kurz bevor ich an meinem Startort ankomme, sehe ich die ersten Wegweiser.





Im Ort steige ich an einem Weingut aus, setze meinen Rucksack auf, stelle die Stöcke auf die passende Länge und nun bin ich Pilger.

Leider hat das Weingut keinen Stempel für mich und so werde ich in 7-8km Entfernung an meinem Übernachtungsort den ersten Stempel für meine Credencial bekommen.

Die Credencial hat mir Betty von ihrer letzten Reise auf dem Camino Portugues mitgebracht.

Auf einem rutschigen Weg geht es über Steine und Wurzeln bergauf.

Es schließen sich Feld-, Wald- und Wiesenwege an.

Ich freue mich, die ersten Kilometer zu laufen und fühle mich glücklich und beschwingt.


Der Weg ist gut ausgeschildert, nicht mit gelben Pfeilen wie in Spanien, aber mit weiß-roten Balken. Über kleine Landstraßen erreiche ich Lacommande. In der ehemaligen Commanderie ist eine kleine, einfache Herberge. Bei schönem Wetter könnte man hier schön im angrenzenden Garten sitzen, aber kurz nach meiner Ankunft fängt es an zu regnen.



In der Gite treffe ich drei junge Französinnen. Ein Mädel läuft alleine, die anderen beiden Mädels laufen gemeinsam und haben ein Zelt dabei, bei gutem Wetter wollen sie zelten.

Leider gibt es in dem Dorf keine Möglichkeit einzukehren, zu kochen habe ich nichts dabei, aber noch etwas Obst und einige Nüsse. Abends kommt die Herbergsbetreiberin, stempelt die Credencial, öffnet ihren Küchenschrank mit fertigen Eintöpfen, Zwiebäcken und Kaffee und so bekomme ich doch noch etwas zu essen. Bevor ich meinen gerade erstandenen Eintopf esse, lege ich mich noch auf mein Bett. Morgen wird es keine Bar geben in der ich frühstücken kann und so ist es gut, das Abendessen in den späten Abend zu schiebe.

Ich bin hundemüde und lege mich mit allen Klamotten in meinen Schlafsack, mir ist kalt, mein Bett steht genau vor der Tür nach draußen und die Mädels sind in der Küche, die man nur durch den Garten und Regen erreicht.

Ich hatte noch gar nicht vor schlafen zu gehen, nur ein kleines Päuschen, aber in der Nacht werde ich wach und registriere, dass ich schon um 19.00 Uhr eingeschlafen bin.

Egal! Nach wie vor regnet es heftig und ich liege kuschelig in meinem Schlafsack. Ich drehe mich um und schlafe, bis ich morgens erwache.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen