Die Geschichte meines Jakobsweges

2008 Camino Frances, Pamplona -Santiago de Compostela, 2010 Via de la Plata, Sevilla - Salamanca, 2011 Via de la Plata, Salamanca - Santiago + Camino Finisterre, 20212 Camino del Norte, Hondarribia - Gurriezo, 2014 Camino Primitivo, Oviedo - Santiago, 2017 Camino Ingles, Ferrol - Santiago, 2022 Camino Portugues, Porto - Santiago, 2024 vier Caminos ein Weg, Via Tolosana - Camino Piamonte, Camino Frances, Camino Baztan entgegen der Richtung: im Zickzack durch das Baskenland: Artigelouve - Oloron Saint Marie, Saint Jean Pied de Port - Trinidad del Arre - Bayonne

Oloron Saint Marie – L’Hospital Saint Blaise, 23,3km

 

8. September 2024

Oloron Saint Marie – L’Hospital Saint Blaise, 23,3km

So gut wie ich gestern Nacht geschlafen habe, so schlecht war die heutige Nacht. In der Herberge war es ganz ruhig: Einzelzimmer, keine Stimmen, keine lauten Türen. Durch mein offen stehendes Fenster kann ich den angeschwollenen Fluss hinter dem Haus hören. Vielleicht hält mich unbewusst die vor mir stehende Herausforderung vom Schlaf ab. Viel weiß ich nicht über die Strecke die vor mir liegt, aber Angst habe ich nicht. Das Höhenprofil, die Infrastruktur, Wegbeschaffenheit… keine Ahnung, aber ich freue mich auf das Unbekannte.

Auch wenn ich nur wenig schlafe, liege ich ruhig und entspannt in meinem Bett und um 6.30 Uhr stehe ich auf. Zum Aufbruch ist es definitiv zu früh, bei Dunkelheit werde ich nicht laufen.

Ich packe in aller Ruhe meinen Rucksack, Routine habe ich genug. Wie oft habe ich schon alle meine Sachen an ihre Plätze gepackt?

2008 hätte ich niemals gedacht, dass Rucksack und Schlafsack mit mir mehr als 3000km durch Spanien, Portugal und jetzt auch ein wenig Frankreich wandern werden. Dachte ich anfangs, dass besonders der Schlafsack sehr teuer war, weiß ich heute, dass er sein Geld wert war. Wie viele Nächte habe ich in meinem Schlafsack verbracht, wie viel gute Dienste hat er mir geleistet? Und nicht nur mit mir sind Ruck- und Schlafsack gewandert, auch Freundin Annette hat diese Stücke über den Camino Frances getragen.

Jede Nacht ein anderer Ort, ein anderes Haus, ein anderes Bett und andere Menschen. Der Schlafsack und mein Gepäck sind auf dem Camino mein Zuhause, meine sich täglich wiederkehrende Routine und Konstante.

Hätte ich für alle die vielen Nächte ein Hotel zahlen müssen, es wäre richtig teuer gewesen.

Nachdem ich mein Zimmer ordentlich verlasse, setze ich mich in die Küche. Ich bin die erste Pilgerin des Tages die hier eintrudelt. Die Kaffeemaschine ist bereits vorbereitet, ich stelle sie an und setze mich mit einer Tasse heißen Kaffee an den Tisch. Dazu gibt es das gestern gekaufte Baguette mit etwas Streichkäse, Milch steht im Kühlschrank.

2 Französinnen trudeln kurze Zeit später ein und setzen sich dazu.

Das beherrschende Thema ist: wie geht es weiter?

Im Internet wurden Bilder und Berichte von dem vor uns liegenden Wegabschnitt über den Aragones gepostet.

Die Bilder sind erschreckend. Die Straße ist komplett unterspült, abgerutscht und fortgespült worden. Das Dorf Etsaut steht 1 Meter tief unter Wasser.

Obwohl die Franzosen wissen, dass sie heute nur bis zum Überschwemmungsort kommen, wollen sie dort hin. Sie lassen es darauf ankommen, wenn es keine Umleitung geben sollte, werden sie zurück kehren.

Mit aufkommender Helligkeit starte ich. Mir ist nicht ganz bewusst, wie ich zu dem Beginn des Camino Piamonte komme, oder besser: wo der Piamonte (oder auch GR78) weiter führt.

Die Wegweiser an der Herberge weisen den Weg zum Somportpass, nicht aber in Richtung Saint Jean Pied de Port. Ich weiß, dass ich zu einer größeren Kirche muss und laufe etwas planlos in die Richtung, laufe nicht den direkten Weg und schaue öfter auf den Stadtplan im Handy. Ich komme an der geschlossenen Kirche an und bin auf der Suche nach einem Wegweiser. Wo geht es nur weiter? Bin ich hier richtig? Auf keinen Fall möchte ich, so wie gestern, auf einen falschen Weg abbiegen.

Komischerweise treffe ich hier wieder die beiden französischen Pilger. Ich dachte, ihre Wegführung führt nicht an dieser Stelle vorbei?! Bin ich wieder falsch, bin ich an der falschen Kirche? Wo lang? Da es recht früh und Sonntag ist, sind die Straßen noch leer. Zum Glück treffe ich einen Einheimischen der sich auskennt (dachte ich gestern auch), und dieser weist mich in die abgehende Straße.

Und tatsächlich finde ich nach mehreren hundert Metern einen eindeutigen Wegweiser, Ort und Kilometerangabe stehen auf dem Schild.

Schnell erreiche ich den Stadtrand des Ortsteils Saint Marie und komme hinter einem Kreisel auf eine Landstraße. Das Sträßchen ist für den Autoverkehr gesperrt und so geht es die nächsten 4-5km unspektakulär, immer geradeaus entlang an Maisfeldern. Bislang ist es nicht sehr idyllisch, aber ruhig und gut zu laufen. Pilger sind weder vor, noch hinter mir zu sehen.


Schön ist, dass ich links von mir die Pyrenäen sehe. Gerne hätte ich heute den Aufstieg begonnen, aber es hat nicht sollen sein.

Zeitgefühl habe ich nicht, ich weiß nicht wie spät es ist, aber vor mir taucht ein Dörfchen auf, den Kirchturm kann ich schon sehen.

In der Hoffnung auf einen leckeren Caffée au lait durchquere ich das Dorf.

Heute ist Sonntag, würde momentan ein Gottesdienst stattfinden, würde ich diesen gerne besuchen. Mein Versuch die Kirchentür zu öffnen wird von einer älteren Dame nebenan beobachtet. Die Kirche ist abgeschlossen, und als ich weiter laufen will, ruft die Dame nach mir.

Sie fragt, ob ich die Kirche besichtigen möchte und ob ich gerne einen Kaffee hätte? Sie ist die Besitzerin des Tante-Emma-Ladens und öffnet ihr winziges Lädchen für mich. In dem Laden bekomme ich einen Stempel in meine Credencial und derweil ich die Kirche besichtige, köchelt nebenan im Laden eine Kanne Kaffee. Als ich die Kirche verlasse, kommen 2 Pilger die Straße entlang.

Auch diese werden gerufen und nach Getränkewünschen gefragt. Es werden einige Stühle vor das Lädchen gestellt und dann bekommen wir drei Tee, Kaffee, Gebäck und Schokolade serviert. Bei dem Pilgerpärchen handelt es sich um ein Ehepaar aus Mexiko. Sie sind vor einigen Tagen in Lourdes gestartet und haben diesen Weg, den Camino Piamonte, von Anfang an geplant . Wir unterhalten uns nett, tauschen uns aus.. Marisa und Dalain wollen bis Santiago de Compostella und weiter nach Finisterre laufen. Derweil ich noch kurz zum Klo gehe (dieses befindet sich in der Kirche, die mir wieder aufgeschlossen werden muss), entschwindet das Pärchen. Ich gehe davon aus, dass wir uns heute Nachmittag wieder sehen werden.

Als ich den Kaffee bezahlen möchte, verwehrt man mir dieses. Für die Dame ist es normal sich um „ihre“ Pilger zu kümmern. Es ist ihr ein Anliegen, es ist ihr wichtig und das ist der Unterschied zu den überlaufenen Wegen.

Man kann sich nicht ständig um viele hundert Pilger kümmern, die ganztägig das ganze Jahr über, an den Häusern vorbei ziehen, aber um eine kleine begrenzte Pilgerschar wird sich gerne gekümmert.

Hinter dem Dorf geht es weiter über viele kleine Landstraßen, auf und ab, entlang von Feldern und Wiesen.








Hinter einem dicht bewachsenen Grünstreifen höre ich einen Fluss rauschen. Auch hier, oder ist es der gleiche Fluss, wie in Oloron?, steht das Wasser sehr hoch. Wenn man den Fluss sieht, merkt man, dass das Wasser sehr schnell fließt und trüb ist. Ein Zeichen für den vielen Regen der vergangenen Wochen.

Der Himmel ist grau, aber es ist trocken.

Irgendwann biegt der Weg von der Landstraße in ein Waldgebiet ab. Ich höre Glocken läuten, denke dabei an das Gebimmel von Schafglocken, aber es sind Hunde. Ihre Besitzer, gekleidet wie Förster/Jäger und mit umgehangenem Jagdgewehr und neonfarbenen Reflektorwesten. Die Hunde kommen auf mich zu, registrieren mich und drehen dann wieder ab. Lange Zeit begleitet mich das Gebimmel bis es leiser wird. Schüsse höre ich auch immer mal, aber Angst habe ich nicht. Die Jäger haben mich bemerkt, gegrüßt und mein orange-grauer Rucksack fällt durchaus auf.

Der feuchte Wiesenweg ist rutschig, die Fahrspuren in der Wiese sind ausgewaschen und stehen oftmals voll mit Wasser, aber ich komme gut voran.

Gegen Halbzeit der heutigen Etappe, so ganz genau weiß ich nicht, wo ich bin und wie weit ich bereits gelaufen bin (kurze Zeit später finde ich ein Ortschild - Aren), steht in einem Straßendorf  ein auffälliges Hinweisschild, „Pilger, komm rein, ruhe dich aus und mach eine Pause. Das Schild weist in einen Hof, nach einem Laden (wie heute morgen) oder einer Bar sieht es nicht aus. Vorsichtig öffne ich die Scheunentür und stehe im Pilgerparadies.


In der Scheune steht ein großer, einladender Tisch, Geschirr und Kaffeekanne, Keksdose, Nüssen.... An der Seite stehen Schränke und Tische mit Wasserkocher und Kaffeemaschine, verschiedene Kaffeepads, Säfte, Likör, Milch im Kühlschrank. In der Dose auf dem Tisch finden sich Schokoladen, Kekse und Obst.



Ich tüfftel etwas bis ich die Kaffeemaschine mit den Pads verstehe, setze mich gemütlich an den Tisch, hole mein trockenes Baguette von gestern Abend aus der Tasche und mache es mir gemütlich. Mein trockenes Baguette belege ich notgedrungen mit einigen Schokokugeln die auf dem Tisch stehen, Beine auf einen weiteren Stuhl und so sitze ich glücklich über diese Pausenmöglichkeit. Was für tolle Menschen, die hier in der Einöde, für fremde Pilger eine Pausenmöglichkeit auf Spendenbasis eingerichtet haben. Die Menschen sind gut, auch wenn man das oftmals im allgemeinen schlimmen Weltgeschehen vergisst.

Auch hier stempele ich meine Credencial, trage mich in das Pilgerbuch ein und hinterlasse einige nette Sätze. Ein oder zwei Katzen hätten die Pause zusätzlich als Höhepunkt haben dürfen, aber so eine Möglichkeit zum Ruhen zu ermöglichen ist toll.

Bevor ich gehe, gebe ich eine Spende in das Sparschwein und „kaufe“ noch 2 Tafeln Lind Pfefferminzschokolade aus der Vorratskiste. Bislang war die Infrastruktur noch nicht wirklich gut, und etwas Energie für schlechte Zeitendabei zu haben ist sinnvoll (die 200g Zusatzgewicht schaffe ich auch noch zu tragen). Am Ende des Dorfes steht eine von außen schöne Kirche und imposante Nebengebäude, aber die Kirche ist geschlossen.

Ist es das fettige Essen von gestern, sind es die ungewaschenen Weintrauben und Früchte vom Wegesrand? Mein Bauch grummelt arg, aber Bauchschmerzen habe ich nicht, mir geht es gut – aber ein WC wäre wünschenswert und ich bin mitten in der Natur. Aber was sein muss, muss sein – so unangenehm es mir auch ist.

Beständig geht es auf und ab, aber die Steigungen und das Gefälle sind kein Problem. An Mauern am Wegesrand wachsen keine Blumenranken, nein die Blüten die ich sehe sind Zucchinis. Derweil ich den Wegweisern folge, sehe ich sehr viele Walnussbäume, Maronenbäume und überall sind die Früchte reif.





An einer schönen alten Steinbrücke mit Rastplatz mache ich eine weitere kurze Pause. Ich mag diese alten Brücken, sie sind so schön und auch hier rauscht der Fluss laut. Ich muss, wenn ich am Tagesziel bin, mal in die Landkarte schauen um zu sehen, welcher Fluss mich begleitet. Ich gehe davon aus, dass es immer der gleiche Fluss ist, aber sicher bin ich mir nicht.

In den winzigen Orten die ich durchlaufe fallen mir heute die vielen bunten Fensterläden auf. Holzfensterläden in jeglicher Farbe und manchmal sitzt eine Katze im Fenster.







Die letzten 6km ziehen sich in die Länge, die Kilometerangabe konnte ich einem Wegweiser am Straßenrand entnehmen.

Es beginnt sachte zu regnen derweil der Weg in einen Wald hineinführt.

Endlich weg von den winzigen Betonstraßen, hinein in die Natur.

Ich liebe Wälder und zeitgleich bringt mich dieser Waldweg zum Verzweifeln.

Es geht stark abwärts und der Weg besteht nur aus rutschigem, nassen Lehm, rutschigen Steinen, Wurzeln, Pfützen – ganz viele Möglichkeiten trotz Stöcken zu stürzen.




An diesen Stellen merke ich meine Gangunsicherheit, meine Gleichgewichtsstörungen und die Angst vor dem Fallen. Ich bin mutterseelenallein, habe seit Stunden niemanden getroffen, es regnet. Was mache ich, wenn ich mich verletze? Ich habe keine Ahnung wo ich bin, ich kann kein französisch. Wie soll ich im Notfall sagen, was los ist?

Diese Gedanken muss ich ausblenden und diesen „Problems“ bin ich mir im Vorhinein bewusst, aber ich blende es aus. Nicht, dass der Weg gefährlich ist, ich bin diejenige die sturzgefährdet ist. Ich darf mich nicht durch meine Unsicherheit innerlich blockieren, muss versuchen gelassen mit den rutschigen Partien umzugehen.

Schritt für Schritt, vorsichtig und ängstlich rutsche ich langsam den „Abhang“ hinunter, klettere über umgefallene, den Weg großräumig versperrende Bäume, wate durch Pfützen und kämpfe mich Schritt für Schritt vorwärts.

Durch den Wald fließen diverse Bäche, die über die Ufer getreten sind und wahrscheinlich hopst man im Normalfall mit einem langen Schritt über die Rinnsale. Heute muss ich schauen, dass ich irgendwie halbwegs trocken an einer passenden Stelle über das Bächlein komme und an mehreren Wegen gibt es unweit des Weges auch Holzstege. Die Wegweiser zeigen auf den direkten Weg durch den Bachlauf, aber gerne nehme ich diese kleinen Umwege in Kauf, wenn Stege in Sichtweite sind. Dazu steige ich auch durch das Gestrüpp, wenn kein Trampelpfad zum Steg zu erkennen ist






Irgendwann sehe ich ein parkendes Auto neben dem Waldweg. Endlich ein Zeichen von Zivilisation. Ich folge dem jetzt breiteren Waldweg, der in einen Forstweg übergeht und plötzlich taucht die Kirche von L’Hospital Saint Blaire zwischen den Bäumen auf.

Geschafft, nur noch wenige Meter, der Regen hat inzwischen auch wieder aufgehört.

Eine weitere Brücke überquere ich und ich stehe in einem winzigen Dorf mit eindrucksvoller Kirche.


Diese Kirche ist geöffnet und beim Eintreten werde ich von einem Mitarbeiter empfangen. Bei diesem Mitarbeiter muss ich mich zufällig auch für die Herberge anmelden und bezahlen. Er weist mir den Weg zur Herberge und in diesem winzigen Dorf finde ich das Gebäude nicht. Noch einmal gehe ich zur Kirche und frage ein weiteres Mal. Dieses mal begleitet man mich zur Herberge, an der ich zuvor schon vorbeigekommen bin, aber ich habe diese nicht erkannt. Kein großes Schild mit Muschel, oder Herbergszeichen. Ein kleines Häuschen am Straßenrand mit Nummerncode zum Türöffnen.

Ich bin Pilger Nr. 5, 8 Betten (4 Etagenbetten) stehen in einem Raum links. Im Raum rechts ist eine gut eingerichtete Küche, und auf dem Verbindungsflur gibt es eine Dusche und ein WC.

Das mexikanische Pärchen ist da, ebenso ein junges italienisches Pärchen aus Norditalien, dass den kompletten Weg von daheim aus gelaufen ist.

Ich dusche als erstes und ruhe mich dann aus. Wir unterhalten uns in englisch, die beiden Pärchen sprechen spanisch miteinander und ich freue mich darüber, dass ich doch sehr viel von dem Gespräch verstehe – auch wenn ich die Sprache nicht spreche.

Inzwischen scheint die Sonne wieder und die verdreckten Schuhe stehen vor der Haustür zum Trocknen. Wenige Meter von der Herberge entfernt liegt der Friedhof und dort am Brunnen haben meine Mitpilger eine Wurzelbürste gefunden. Diese kam wie gerufen, die Schuhe haben wir auf dem Friedhof gesäubert und vor die Haustür in die Sonne gestellt.

Einziges Problem: in diesem winzigen Dorf gibt es keine Bar, keine Einkaufsmöglichkeit, mein Tagesproviant ist bis auf etwas trockenes Brot erschöpft und nur die Schokolade aus der Scheune möchte ich nicht zum Abendbrot und Frühstück essen.

Vor der Herberge steht ein Automat mit Tütensuppen, Zwieback, Kaffeepulver und dem nötigsten was man benötigt. Außerdem hängt in der Herberge ein Schild, dass Hospitaliero Antonio sich um das leibliche Wohl der Pilger kümmert und ein Pilgermenue zum Abend anbietet.

Das Menue ist dann so ganz anders als erwartet und wie ich kenne, aber auf dieser Reise wird meine Devise: besser als nichts (was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht weiß).

Antonio hat keinen Eintopf gekocht, wie so häufig in Pilgerherbergen: Nein! Er hat einen riesigen Vorrat an Mikrowellengerichten.

Ich bekomme eine Konserve mit einer Gemüsesuppe und ein Stück Baguette als Vorspeise, ein „Hauptgericht“ mit Kartoffeln in Sauce, als Nachtisch ein abgepacktes Küchlein und eine Banane. Mein Hunger ist riesig und so freue ich mich auf das Essen.

Das Preis-Leistungsverhältnis war nicht sonderlich ausgewogen, aber irgendwas zu essen brauchte ich nach fast 24 Kilometern.

Abends erzählt uns die Italienerin, dass sie einen Apfelbaum in unmittelbarer Nähe gefunden hat. Wir pflücken alle noch einige Äpfel als Proviant für morgen, sitzen am Tisch in der Küche und lernen uns kennen und als erstes trete ich die Nachtruhe an.

Wir sind zu fünft, die letzten 3 Betten sind leer geblieben.

Wo sind die vielen Mitpilger aus Oloron? Für diesen Weg haben sie sich scheinbar nicht entschieden. Vielleicht haben sie heute pausiert um morgen den Zug Richtung Frances zu nehmen, auf den der ursprünglich geplante aragonische Weg auch führt, vielleicht hoffen sie darauf, dass der Aragones doch schneller wieder zu begehen ist, vielleicht… Ich weiß es nicht.

Der Weg heute war nicht sonderlich spektakulär, aber auch nicht hässlich – auf jeden Fall grün, ruhig und einsam. Und dass ist es, was ich mag.


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