9. Juni 2025
Riano – Cremenes, 19,7km
Hotel 40 Euro
Die Nacht war kalt, es waren nur wenige Grad über Null, aber mein Körper hat gestern so viel Wärme getankt und abgestrahlt, es war gut das Fenster offen gehabt zu haben.
Der Wecker von Ildefonso schellt um 6 Uhr, die Nacht ist mal wieder vorbei – ich hätte auch noch etwas liegen bleiben können. Aber wenn ich wach bin, dann kann ich auch aufstehen.
Zum Frühstück gibt es nichts Warmes, die Bar vom Campingplatz hat noch geschlossen, einen Wasserkocher gibt es auch nichts, es bleibt nur Leitungswasser und ein Stück Obst zum Frühstück.
Ich schulter meinen Rucksack und begebe mich auf den Weg. Da der Weg mich durch den Ort zurück führt, biege ich in viele Seitenstraßen ein. Hier gibt es diverse Hotels, da muss es doch eine Möglichkeit zum Frühstück geben.
Meine Frühstückssuche führt leider zu keinem Ergebnis, im ganzen Ort hat noch keine einzige Hotelbar geöffnet – ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Also muss es auch ohne Frühstück gehen, aber ausgerechnet heute wäre mir wirklich danach. Ich fühle mich schlapp, körperlich müde und das Obst hebe ich mir lieber für später auf. Wenn die Wegbeschreibung und das Internet korrekt sind, gibt es erst in Cremenes, meinem heutigen Zielort was zu essen. Ich hätte gestern in einer Bar ein belegtes Brot für heute kaufen sollen. Auch wenn das Brot heute trocken gewesen wäre, besser als nichts. Aber ich kann mir jetzt noch so sehr ein Frühstück herbei wünschen, es wird nicht kommen.
Durch die Ortschaft bin ich schnell an der großen Brücke die über den Stausee führt. Der Anblick vom See ist phänomenal. Es dämmert, erstes Licht fällt über den See und lässt ihn in unterschiedlichen Farben leuchten, dazu Nebelschwaden und Schlieren über dem See. Wenn die Sonne heute erst einmal aus den Wolken und über die Bergspitzen kommt wird es wieder ein wunderschöner Tag werden.
Oft bleibe ich stehen, drehe mich um und schaue zurück. In der Ferne sind die Berge zu sehen über die ich gekommen bin. Einen großen Teil meines Weges habe ich inzwischen absolviert. Ich bin trotz aller körperlichen Beschwerden und Schmerzen bis hier hin gelaufen. Wenn ich überlege, dass ich über diese Berge gekommen bin, dann bin ich richtig stolz auf das, was ich bis hierher geschafft habe.
Ildefonso sehe ich nicht weit hinter mir auf der Brücke, auch er macht Fotos vom Sonnenaufgang.
Hinter der großen Brücke gäbe es eine Alternative durch die Berge, eine Alternative um die Straßenkilometer zu umgehen. Die Alternative soll anstrengender sein, wesentlich mehr Steigung haben und so schön es wäre abseits der Straße zu laufen: körperlich ist mir momentan nicht danach, außerdem liegen die Berge momentan noch komplett in den Wolken und viel Aussicht gäbe es wahrscheinlich nicht. Zudem die Frage, ob der Weg gekennzeichnet ist – dazu konnte ich keinen Antworten bekommen.
Hinter der Brücke ändert sich die Landschaft komplett. Plötzlich laufe ich nur noch durch Nebel, weit schauen kann man nicht und in diesem Tal hängen die Wolken wesentlich tiefer als über dem offenen See. Den See kann ich, nachdem ich eine kleine Kapelle in einer Wiese (natürlich verschlossen) besucht habe, nicht mehr sehen und auch nicht hören.
Auch heute ist die Straße am frühen Morgen nur wenig befahren. Die Kapelle liegt malerisch am See, das Wasser glitzert, die Sonne steigt langsam hervor, aber über der Straße begleitet mich der Nebel eine ganze Weile.
Hinter der Bäumen muss ein Arm des Sees liegen. Das Vogelgezwitscher ist heute Morgen grandios, leider kann ich die Vogelstimmen nicht den Arten zuordnen.
7 Kilometer folge ich der Straße, manchmal sehe ich den See durch die Bäume, manchmal nicht.
Auch heute laufe ich absichtlich weit am Straßenrand, die wenigen Autos die mir entgegenkommen oder mich überholen sind rasant unterwegs. Das Tal dass ich durchwandere ist wesentlich enger, die Berge sind näher am Weg, aber mit der Zeit wird der Weg weiter.
Vor mir sehe ich eine Pferdekoppel und als ich mich dieser näher, sehe ich zwei riesige Hunde. Mir graut es vor ihnen, ich habe Respekt – aber ich habe inzwischen gelernt, die Stöcke beim Passieren der Hunde nicht einzusetzen.
An meinem ersten Wandertag mit Ildefonso, kurz hinter dem Kloster Santo Torribio konnte ein Hundebesitzer seine zwei Mastiffs kaum halten. Die Hunde knurrten und zogen den Besitzer in unsere Richtung und wir alle hatten Angst, dass die Hunde uns attackieren. Man rief uns zu, dass wir die Stöcker nicht benutzen sollen, die Hunde reagierten aggressiv auf sie.
Auch die zwei großen Hütehunde sind Mastiffs. Mit Angst und ganz viel Respekt laufe ich an der Herde und den Hunden vorbei um dann festzustellen, dass der Weg in Richtung Pferdekoppel abbiegt und auf der Rückseite der Wiese in die Richtung führt aus der ich gekommen bin.
Die Hunde kommen näher, interessieren sich für mich, folgen mir derweil ich ganz ruhig mit ihnen rede. Aber die Hunde folgen mir nur eine Weile und tun mir nichts. Erleichtert folge ich der Straße und wundere mich über die Richtung, denke mir aber nicht zu viel dabei, da sie auf ein nahes Dorf zuführt. In dem Dorf gibt es keine Bar und ich wundere mich nun doch, weil ich keinen Wegweiser mehr finde.
Sicherheitshalber packe ich mein Navi aus und natürlich: ich bin falsch, ich bin in Carande.
Vielleicht waren es 800 Meter oder auch etwas mehr, die ich falsch gelaufen bin.
In einem Garten sehe ich einen Dorfbewohner und frage nach dem Weg, aber der Mann kann mir keine Auskunft geben. Auf dem Navi finde ich auch keinen anderen Weg als den, den ich gekommen bin und drehe um.
Wieder muss ich an den Hunden vorbei und als ich diese passiere, sehe ich hinter einem Gebüsch einen Wegweiser, den ich aus der Ursprungsrichtung nicht sehen konnte. Jetzt geht es durch einen Wiesenweg hinein ins Grüne, einer der Hunde verfolgt mich über eine längere Wegstrecke. Inzwischen ist die Sonne höher gestiegen, die Nebelfetzen sind fast verflogen und hängen nur noch malerisch über den Berghängen.
Der Hund begleitet mich bis ich einen Bauern treffe. Diesen Bauern habe ich schon getroffen als ich nach Carande gelaufen bin, habe ihn gegrüßt, aber er hat mich nicht auf meinen Fehler hingewiesen. Mit meinem bruchstückhaftem spanisch rede ich kurz mit dem Bauern und laufe auf einem malerischen Wiesenweg weiter.
Inzwischen bin ich seit mehreren Stunden unterwegs und ich wünsche mir ein Frühstück herbei, wissend, dass es keine Einkehrmöglichkeit gibt.
Meine Beine sind leicht zitterig, ich habe noch einen zuckerigen abgepackten Minikuchen vom Frühstück in Portilla del Reina im Rucksack und esse diesen.
Mein Weg führt nach Horcadas, einem winzigen Dorf und im Dorf komme ich zufällig mit einer Frau ins Gespräch. Obwohl die Wegführung hier eindeutig ist, ruft sie mir aus einem Garten zu, dass ich gleich in die nächste Straße abbiegen muss.
Ich bedanke mich für den Hinweis und nutze die Gelegenheit nach einer Einkehr zu fragen. So wie es im Reiseführer steht, gibt es hier keine Bar, aber die Frau bietet mir an, mir ein Frühstück zuzubereiten. Ich freue mich, ich bin dankbar und glücklich über die Engel am Wegesrand und betrete ihren Garten. Im Garten steht ein kleiner Tisch und sie bittet mich Platz zu nehmen. Sie ruft ihrem Mann zu, dass sie Frühstücksbesuch haben, der Mann schaut verwundert und lässt seine Frau machen. Nur wenig später bringt sie mir einen großen Kaffee, etwas Brot mit Käse und Obst. Die Frau setzt sich zu mir und erzählt etwas und wir stellen fest, dass wir beide Krankenschwestern sind.
Um meine Pause und meinen Weg zu dokumentieren bitte ich die Dame, mir einen „Stempel“ in die Credencial zu schreiben. Ich male ein kleines Bild, die Frau unterschreibt und umarmt mich zum Abschied und wünscht mir einen guten Weg. Geld möchte sie nicht haben.
Diese Hilfsbereitschaft erlebt man nur oder wahrscheinlich überwiegend auf den ruhigen, wenig begangenen Wegen. Auf den Hauptrouten ist die Infrastruktur so gut, da kommt es nicht zu dieser Situation und man könnte sich auch nicht persönlich um tausende Pilger, die täglich in der Zeit zwischen April und Oktober vorbei kommen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostella, kümmern.
Von Horcada aus geht es erst noch kurz über grüne Wiesenwege aus dem Dorf heraus und schnell bin ich wieder auf der mir inzwischen so bekannten Nationalstraße. Schritt für Schritt geht es voran, immer mal wieder habe ich schöne Blicke auf den See, die Berge sind nicht mehr so hoch wie in den letzten Tagen, Schnee habe ich schon länger nicht mehr gesehen.
Auch wenn man als Fußgänger auf der linken Straßenseite laufen sollte, wechsel ich zeitweise die Straßenseite um einen besseren Blick auf den See und das Seeufer zu haben. Am Ufer stehen einige Bäume im Wasser, es gibt viele Blumen und die Schmetterlinge flattern in der Sonne umher.
Ich sehe die Staumauer und damit das Ende des Sees in der Ferne und um viele Kurven geht es in diese Richtung.
Kurz vor der Staumauer führt die Straße in einen Tunnel und zum Glück gibt es hier einen höher gelegten Fußweg, so dass die Gefahr übersehen zu werden nicht besteht. Kurz vor Tunnelende biegt mein Weg – und es ist nur ein schmaler Fußweg in einer Extraröhre – nach links ab und ich komme auf der anderen Seite des Berges hinaus. Es geht auf einem Schotterweg der in eine Landstraße übergeht hinaus.
Hier ist der Blick in die Natur ganz anders. Die nicht mehr so hohen Berge sind lieblicher, weniger hoch, der Weg wunderschön. Überall flattern Bienen, Schmetterlinge und Libellen. Mehr als einmal habe ich plötzlich einen Schmetterling auf meinem Arm oder Oberkörper sitzen.
Neben meinem Weg plätschert ein kleiner Bach durch die Bäume, alles wirkt enger, grüner, aber wunderschön. Ich folge der kleinen Landstraße, am Wegesrand stehen Bildstöcke mit Motiven von Santiago auf seine Ross. Wegweiser sehe ich keine, aber wo keine Straße oder Weg abgeht, geht es geradeaus.
Ich genieße jeden Schritt, auch wenn es inzwischen sehr heiß ist. Immer am Bach entlang, es ist richtig heiß, ich habe mich schon zum zweiten Mal heute mit Sonnencreme eingecremt. Ich mag das Gefühl von Sonnencreme auf der Haut nicht. Mein Gefühl ist, dass die Sonnencreme die Haut daran hindert zu atmen, die Hände sind rutschig an den Handgriffen – aber ohne Sonnenschutz geht es nicht.
An einem Rastplatz am Bach mache ich eine kurze Pause und fühle mich gut. Keine Spur mehr von der morgendlichen Schlappheit. Meinen Kopf und meinen Hut halte ich unter eiskaltes Brunnenwasser und kurze Zeit später bin ich in einem kleinen Dorf. Wieder kein Wegweiser, niemand der mir Auskunft geben kann und so laufe ich geradeaus weiter. Der Weg wird zu einem Wiesenweg, es gibt ein Absperrseil und noch immer ahne ich nicht, dass ich falsch bin. Bis ich vor einem Absperrband stehe, auch dieses öffne ich und laufe ein Stück weiter bis nichts mehr geht.
Wieso warte ich so lange bis ich auf mein Navi schaue. Ich könnte es auch kontinuierlich laufen und mir den Weg ansagen lassen – aber das macht keinen Spaß und die ständigen Ansagen nerven. Es gehört nicht zum Pilgern, es stört die Ruhe.
Zum zweiten Mal muss ich heute feststellen, dass ich – auch wenn der Weg noch so schön war – völlig falsch bin. Ich bin in Remona – der Ort stand auch auf dem Kartenausschnitt im Reisebericht, aber der Ort liegt nicht am Weg.
Wieder gibt es keine Alternative als Abkürzung um zum Weg zurück zu kommen und dieses Mal bin ich bis hier her ca. 3-4 km falsch gelaufen.
Im Sauseschritt, ich habe noch etliche Kilometer vor mir, laufe ich den gleichen Weg zurück den ich gekommen bin. Mag sein, dass die Santiago Bildstöcke am Wegesrand stehen, vielleicht ist es auch Sankt Martin oder Donquischotte mit seinem Pferd, aber es ist nicht mein Weg, auch wenn diese Kilometer wunderschön und lieblich waren. Auch wenn es immer geradeaus zurück geht schaue ich regelmäßig auf mein Navi. Ich weiß nicht wo der Abzweig am Weg war und ich möchte ihn dieses Mal nicht verpassen oder weiter zurück laufen als nötig.
Gut, dass die heutige Distanz nur knapp 20km lang ist, mit meinen Extrakilometern komme ich heute geschätzt auf fast 30km und das bei der Hitze.
Nicht mehr weit entfernt vom Tunnel geht der eigentliche Weg in einer Kurve in einen Wiesenweg über. Laut Navi muss ich hier abbiegen, einen Wegweiser finde ich erst hundert Meter nach dem Abzweig.
Was macht das für einen Sinn, den Wegweiser hinter einem Abzweig aufzustellen? Oder vielleicht bin auch nur ich zu blöd den Weg zu finden.
Mit der spanischen Wegbeschreibung aus der Touristeninformation in Potes konnte ich nicht viel anfangen und habe sie in der Herberge zurück gelassen. Eine deutschsprachige Wegbeschreibung habe ich nicht. Alles Infos zum Weg habe ich von der spanischen Seite Gronze.com mit Infos zu allen Wegen. Reiseführer zu diesem Weg gibt es nicht, da es sich nur um einen Verbindungsweg und keinen eigenständigen/vollständigen Jakobsweg handelt.
Froh wieder auf dem richtigen Weg zu sein laufe ich zügig weiter. Von jetzt aus führt der Weg immer am Rio Esla entlang. Der Weg führt am Rande, nicht mehr so hoher Berge durch zugewucherte Gras- und Naturwege. Mal ist der Fluss laut, mal leise zu hören – je nachdem ober es durch eine Engstelle oder gemächlich in einem breiten Flussbett fließt.
Im Wiesenweg gibt es viele Insekten, alles schwirrt, auf die Mücken und Bremsen könnte ich gut verzichten. Der Weg läuft auf altem, historischen Römerpflaster, der Untergrund ist schief und uneben, aber der Weg ist eindeutig. Und weil ich inzwischen einfach nur noch ankommen möchte, vergewisser ich mich regelmäßig, aufgrund der nicht vorhandenen oder sichtbaren Wegweiser, ob ich wirklich richtig bin. Nach rechts kann kein Weg abgehen, da fließt der Fluss, links von mir sind die Felsen, da kann es auch nicht lang gehen.
Die Spanier sind sehr erfindungsreich, wenn es darum geht, Wiesen oder Wege abzusperren. Mal verschließt ein altes Lattenrost einen Weg, mal sind es Holzpaletten, hochkant aufgestellt, aber immer so, dass man die „Pforte“ öffnen kann.
Von dort wo ich nun wieder auf dem richtigen Weg angekommen bin, bis Cremenes sind es noch ca. 8-9km. So fertig wie ich inzwischen bin, so schön ist der Weg dennoch. Ich genieße es, durch die Wiesenwege zu laufen, den Blick auf dem Fluss zu haben, ich genieße das alte historische Pflaster, die Schönheit der Natur.
Einmal kommt mir sogar ein Wanderer entgegen, kaum zu glauben, denn Wanderer habe ich bislang nicht getroffen.
Irgendwann biegt der Feldweg auf eine kleine Landstraße ab und endlich sind dort mal wieder Wegweiser. Nein, nicht nur ein Wegweiser, gleich 3 Wegmarkierungen nebeneinander und nun wieder regelmäßig bis zum Ort.
Ich laufe an einer modernen Kapelle, mitten in der Einsamkeit, vorbei. Für mich passt dieser moderne Bau hier nicht hin, aber ich nehme an, dass es jetzt nicht mehr sehr weit sein kann. Kurze Zeit später wird der Blick auf Cremenes frei. Nur noch wenige Meter, einmal über die Brücke am Rio Esla und dann bin ich für heute endlich angekommen.
Cremens scheint ein Straßendorf zu sein. Es gibt nur einige Häuser entlang der Dorfstraße. Mein Hotel gehört zum angegliederten Restaurant und es ist sehr voll in der Bar. Man hat keine Zeit sich direkt um mich zu kümmern und so bestelle ich erst einmal ein kaltes Getränk. Herrlich, nach den vielen Kilometern und bei der Hitze, eine kalte Limonade.
Irgendwann hat man auch Zeit sich um mich zu kümmern. Der Wirt spricht kein englisch, ich kein spanisch und so verständigen wir uns über eine Übersetzungs-App.
So eine App habe ich mir auch am ersten Wandertag mit Ildefonso auf mein Handy geladen, damit wir uns zumindest bei wichtigen Dingen so verständigen können.
Mein Zimmer liegt in der ersten Etage, ich habe ein Bad mit Badewanne, von meinem Fenster könnte ich auf das Dach des Anbaus klettern. Das Fenster liegt im Schatten, der Anbau in der strahlenden Sonne.
Trotz der Hitze nehme ich ein Entspannungsbad und stelle fest, dass die Rückseite meiner Unterschenkel stark gerötet sind. Ich habe mir einen Sonnenbrand an den Beinen zugezogen. Das heiße Badewasser brennt auf dem Sonnenbrand.
Meine gewaschene Wäsche hänge ich teils ins Fenster, teils lege ich sie auf einem Handtuch ausgebreitet auf das Dach. Es herrscht kein Lüftchen, eigentlich dürfte die Wäsche nicht weg wehen. In der Hitze wird es auch nicht lange brauchen, bis die Wäsche trocken ist.
Frisch gebadet und geduscht gehe ich anschließend ins hauseigene Restaurant, einen Supermarkt gibt es auch hier nicht, zudem ist Feiertag, und auf trockenes Brot – auch wenn ich es hätte – habe ich keine Lust mehr. Erst gestern in Riano habe ich mir eine richtige Mahlzeit gegönnt, heute schon wieder, aber egal. Es ist mein drittes richtiges Essen innerhalb von 10 Tagen. Mir ist es lieber am frühen Nachmittag – was für die Spanier Mittagszeit ist – eine richtige Mahlzeit einzunehmen, als am späten Abend. Abends öffnen die Restaurants oftmals nicht vor 20 Uhr – es liegt an dem anderen Lebensrhythmus der Spanier.
Anschließend ruhe ich mich auf dem Bett liegend aus, später drehe ich noch eine Runde durch das Dorf.
Auf der Straße treffe ich Ildefonso der im gleichen Hotel schläft und hier hätte ich mir auch kein Zimmer mit ihm geteilt. Ich habe ein großes Doppelbett und keine einzelnen Betten. Ildefonso redet mit einer mir unbekannten Pilgerin die gerade mit dem Bus eingetroffen ist. Die Pilgerin kommt aus Australien, ist schon etliche Wege gelaufen und aufgrund einer Knieverletzung ist sie jetzt mit dem Bus gekommen.
Zuvor war sie auf der Tunnelroute unterwegs, möchte nach Leon und von dort aus weiter auf die Via de la Plata.
Heute schreibe ich mein Tagebuch auf dem Bett sitzend, in der Bar habe ich mir eine kleine Tüte mit salzigen Nüssen geholt. Ich habe heute soviel geschwitzt, ich habe das Gefühl Salz zu brauchen. Auf dem Weg verfliegen die Kalorien im Nu und so habe ich schon ein wenig Proviant für morgen.
Mit dem Wirt habe ich besprochen, dass mir morgen früh ein kleines Frühstück bereit gestellt wird. Also alles für heute geregelt, morgen geht es weiter und ich hoffe, dass ich mich nicht schon wieder verlaufe. Und dennoch: es ist gut ein Navigations-App zu haben, aber als ständig begleitende Stimme möchte ich diese nicht nutzen.
So lange wir auf dem Lebaniego waren, und der Camino Lebaniego als Wegvariante vom Camino del Norte ist stärker frequentiert als der Camino Vadiniense, gab es keine Probleme mit der Wegführung.
Seit dem ich auf dem Camino Vadiniense bin, sind die Wegweiser rar und ich etliche Extrakilometer gelaufen, heute waren es geschätzt mindestens 9 Kilometer Umweg oder Bonuskilometer. Der Weg war schön, die Bonuskilometer hätten nicht sein müssen, aber bis zu dem Zeitpunkt wo ich festgestellt habe, dass ich falsch bin, war die Strecke malerisch.
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