Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

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Finisterra + Dia-Show6

29. Mai 2008
Tag 1 nach der Ankunft

Ich habe mich so sehr auf eine ruhige Nacht in meinem Einzelzimmer gefreut und als ob mir die vielen Nebengeräusche fehlen, ich habe längst nicht so gut geschlafen wie in den meisten Nächten im vollen Schlafsaal. Zum Frühstück bin ich mit Annemarie und Josef in der Stadt verabredet uns so treffen wir uns um den Tag gemeinsam zu beginnen. Alleine dadurch unterscheidet dieser Tag 1 nach der Ankunft sich von allen anderen Tagen. Sonst bin ich alleine aufgestanden und wollte den Tag alleine beginnen. Heute stehe ich auf und treffe mich direkt zum Frühstück mit lieben Personen. Wie gewohnt regnet es, und es kümmert uns nicht wirklich. Nach dem üblichen Frühstück mit Caffee con leche und einem Toast, Croissant oder Kuchen machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Dort erkundigen wir uns nach einem Bus nach Finisterra. Der Preis schreckt uns im ersten Moment etwas ab. Was sollen wir bei diesem Regen am Ende der Welt? Aber Annemarie hat Recht. Wann haben wir uns in den letzten 4 Wochen vom Regen aufhalten lassen. Und so steigen wir in den Bus um wenigstens am Ende der Welt gewesen zu sein, dort wo der allerletzte Kilometerstein 0Kilometer anzeigt.
Annemaries Bein sieht schlimm aus. Die 50 Kilometer-Etappe ist ihr überhaupt nicht bekommen. Das Bein ist dick und geschwollen und ähnelt einem Ofenrohr. Sie humpelt fürchterlich und hat starke Schmerzen. Da ich meine Notfallapotheke kaum gebraucht habe, oder wenn - dann um andere Pilger glücklich zu machen - versorge ich sie mit Schmerzmedikamenten und meiner letzten stabilen Wickel. Drei von diesen schweren Verbandswickeln habe ich mitgeschleppt, fast 600 Gramm und ich habe keine einzige gebraucht, aber alle gerne verschenkt.
Der Weg nach Finisterra dauert im Bus drei Stunden, dabei sind es doch nur 100 Kilometer. Der Bus schaukelt fürchterlich über die Berge und um die Kurven und ich muß arg mit meinem Magen kämpfen.
In Finisterra nehmen wir ein Taxi zum Ende der Landzunge. Ich wäre gerne gelaufen, aber Annemaries Bein funktioniert überhaupt nicht mehr und so fahren wir. Als wir aus dem Taxi steigen hört der Regen auf und wir haben eine trockene Stunde am Kap. Wir sitzen am Ende der Welt, schauen auf das Meer hinaus und freuen uns, diesen letzten Tripp gemeinsam unternommen zu haben.
Wahrscheinlich werden wir uns nie mehr sehen und es ist schade, aber das ist der Camino. Man trifft Menschen aus allen Ländern und von allen Kontinenten.
Wir machen einige gemeinsame Erinnerungsfotos und mit einsetzen des nächsten Regengusses fahren wir zurück.





Den Rest des Tages verbringen wir in der Altstadt von Santiago. Ein Souvenirladen reiht sich an den nächsten. Kitsch gibt es soviel, wie man sich es nicht vorstellen kann. Aber die Athmosphäre ist gut.
Abends ziehen wir durch die Tapas-Bars von Santiago. Alle, die mir wichtig waren sind da, nur wen ich noch nicht getroffen habe, ist Stephan. Und wie es so will und sein muß, irgendwann geht die Bartür auf und Stephan ist da. Jetzt habe ich alle in Santiago getroffen, die ich treffen wollte. Von einigen werde ich nie wissen, was aus ihnen geworden ist, ob sie ihr Ziel erreicht haben und ob es ihnen gut geht. Aber auch das gehört zum Camino. Ich würde mich freuen und es würde mir gut tun zu wissen wie es ihnen geht, aber ich habe keine vollständigen Namen und keine Adressen und so werden sie in meiner Erinnerung weiter existieren, aber Gewißheit werde ich nicht bekommen.
Noch einmal treffen wir uns am nächsten Morgen in der Stadt zum Frühstück und dann verabschieden wir Josef, der seine Frau gleich am Flughafen empfangen wird um dann mit ihr in Spanien "normalen" Urlaub zu machen. Abends nachdem wir noch durch die Stadt gebummelt sind, verabschiede ich mich von Annemarie. Sie nimmt morgen früh den Bus um in die Schweiz zurück zu fahren und ich muß in der Frühe zum Flughafen um nach Hause zu fliegen.
Es war eine wunderbare Zeit auf dem Camino und ich weiß, dass es nicht meine letzte Pilgerreise war. Ich werde wieder kommen.Wann? Ich weiß es noch nicht, aber es wird sich ergeben und bis dahin werden meine Erinnerungen an diese tolle Zeit mich tragen und begleiten.


Dia-Show 6:
Monte de Gozo - am Ziel - Finisterra
 

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