Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

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Ponferrada - Villafranca del Bierzo

21. Mai  2008
Nach einer nicht so tollen Nacht, dabei ga es das erste Mal seit langem wieder kleine 4-Bett-Zimmer, stehe ich zeitig auf. Die Matratzen der Herberge sind aus, wie ich annehme, hygienetechnischen Gründen komplett in Gummi eingeschweißt. Da ich selten komplett im Schlafsack schlafe, klebten meine Arme bei den warmen Temperaturen immer auf der Matratze fest. In meinem Zimmer haben auch noch zwei Brasilianer geschlafen. Die brasilianische Reisegruppe läuft immer kurze Etappen und steigt dann in einen Bus und fährt weiter. Soll jeder den Weg für sich so gestalten, wie es gefällt, aber ich finde es schade, dass Buspilger problemlos in der Herberge ein Bett finden, während Fußpilger keine Unterkunft mehr bekommen und spät nachmittags noch weiterlaufen müssen.
Der Weg aus Ponferrada heraus ist recht unspektakulär. Immer auf betonierten Landstraßen oder an größeren Straßen entlang. Für heute ist wieder Regen angekündigt. Es ist warm und schwül dabei. Da es wieder sehr bewölkt ist packe ich meinen Regenponcho schon einmal aus und hänge ihn griffbereit über meinen Rucksack.
Die vielen Höhenmeter vom Vortag stecken mir in den Knochen und ich fühle mich doch ziemlich erschöpft.
Der Weg führt an blühenden Mohnfeldern vorbei. Schade, dass keine Sonne scheint, sonst würden die Felder noch stärker leuchten.



Immer wieder beginnt es zu regnen, aber nie so stark oder langanhaltend. Ständig ziehe ich meinen Poncho an und wieder aus. Da es relativ warm ist, schwitzt man unter dem Ding zu stark um es dauerhaft zu tragen.
Der Blick auf die Wolken läßt mich fürchterliches ahnen, aber bislang hält sich das Wetter.


In Cacabellos überkommt mich ein größerer Schauer. Aber da ich gerade praktischer Weise in einem Dorf bin, steuer ich die nächste Bar an und sitze dort den Regen aus.
Als ich den Kaffee ausgetrunken habe ist das Wetter erst einmal wieder trocken und ich laufe weiter. An den Bergen vor mir, so scheint es, hängen dieWolken fest.
Landschaftlich erinnert es mich heute teilsweise an zu Hause. Kleine Laubwälder rechts und links des Weges lassen ein heimatliches Gefühl entstehen. Die Weinfelder zwischen den Wäldern passen hingegen nicht in meine Heimat. Heute treffe ich wieder relativ wenig Pilger. Die Herberge war so voll und jetzt scheint es wieder relativ einsam. Oft ist es ein Phänomen, dass man große Gruppen von Pilgern trifft. In diesen großen Gruppen geht es sehr laut zu. Stoße ich auf so einen Pilgertrupp, gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich lege einen Schritt zu und überhole den Pulk um weit im Voraus wieder mein normales Gehtempo weiter zu laufen, oder ich werde langsamer und versuche hinter dem Pulk zu bleiben und zurück zu fallen. Meist entscheide ich mich für die Variante zügig vorbei und Abstand gewinnen.
Nachdem ich aus Ponferrada und Umgebung heraus bin, wird die Landschaft wieder schöner. Ich genieße die Natur. Auch bei Wolken kann die Natur wunderschön wirken und es entsteht eine besondere Belichtung.




Villafranca del Bierzo sieht von weitem nicht so sehr ansprechend aus, aber der erste Eindruck täuscht.
Villafranca del Bierzo hat geschichtlich eine besondere Bedeutung. Für alle Pilger die es nicht mehr weiter schaffen, gibt und gab es hier die Gnadencompostela. Von Villafranca aus geht es noch einmal hoch in die Berge hinaus, und der Weg wird anstrengend. Der Pass über O Cebreiro liegt höher als die Anfangsetappe in den Pyrenäen. In Villafranca beziehe ich ein Bett in der städtischen Herberge. Es hätte auch noch eine private Herberge gegeben, die meist etwas komfortabler sind, aber ich habe keine Lust auf die Öffnungszeit zu warten. Die städtische Herberge kann sofort bezogen werden. Josef und Annemarie sind auch wieder da. Wir laufen nun schon seit Belorado die gleichen Etappen und freuen uns immer uns zu sehen.
Lothar, den ich auch schon öfter gesehn habe, ist auch da. Inzwischen ist vielen Mitpilgern bekannt, dass ich Krankenschwester bin und so halte ich auch heute mal wieder meine private Fußsprechstunde ab. Lothars Füße sehen einfach schaurig aus. Ich desinfiziere die Blasen und vepflaster alles ordentlich. Ihm tuen die Füße so weh, dass er mich bittet einige Dinge aus dem Dorf mit zu bringen.
Gemeinsam mit Josef und Annemarie machen wir uns auf um in der Stadt ein Pilgermenue zu suchen. Auf dem Marktplatz sitzen wir draußen unter einer Überdachung als der große Regen beginnt. Es schüttet ohne Unterlass, aber wir sitzen im Trockenen und lachen. Der jetztige Regen ist nichts im Vergleich mit den wenigen Regentropfen, die wir heute morgen auf der Wanderung erlebt haben. Wir sind gerade noch passend angekommen. Nach der Mahlzeit besichtige ich Villafranca del Bierzo. Villafranca hat für seine Größe doch relativ viele Kirchen.
Da die Hospitaliera nicht verraten wollte, wo der Camino duro beginnt, folge ich den Wegweisern und schaue schon einmal nach, wo morgen der harte Weg abzweigt. Angeblich ist dieser Wegabschnitt sehr hart und gefährlich. Angeblich sind dort oben in den Bergen schon Menschen verloren gegangen. Man hört vieles über den Wegabschnitt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es sooo gefährlich sein soll. Wenn es wirklich gefährlich wäre, wäre der Weg schon längst aus dem Reiseführer entschwunden und nicht ausgeschildert.
Hinter der Brücke die über den Fluss aus der Stadt herausführt zweigen die Wege voneinander ab. Der Weg im Tal führt parallel zur Bundesstraße, der Weg durch die Berge führt an einer hauseinfahrtähnlichen Straße den Weg hinauf.
Ich hoffe für morgen auf gutes Wetter, denn bei schlechtem Wetter werde ich den steilen Weg durch die Berge nicht gehen. Wieviele Höhenmeter der Camino duro zusätzlich hat, steht nirgends, aber es sind wesentlich mehr Höhenmeter als im Tal an der Straße entlang. Morgen wird es einen anstrengenden Tag geben. Ich habe mir vorgenommen den Camino duro zu laufen um anschließend noch nach O Cebreiro aufzusteigen. Ich freue mich auf die nächste Bergetappe.


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