Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

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O Cebreiro - Triacastella

23. Mai 2008
Trotz des großen Schlafsaales habe ich gut geschlafen. Zwischendurch wurde ich vom Unwetter draußen wach. Es regnete und stürmte fast die gesamte Nacht. Der Wind heulte um die Ecken und ich freute mich im warmen Bett zu liegen.
Was habe ich doch für ein Glück mit dem gestrigen Tag gehabt! Ich bin auf dem Weg schon oft in Regengüsse gekommen, aber ich bin immer nur auf problemlosen Wegabschnitten in heftige Unwetter geraten. Auf allen anspruchsvolleren Wegstrecken bin ich vom Regen verschont geblieben, oder der Regen hat nach meiner Ankunft eingesetzt.
Als wir die Herberge verlassen ist nicht viel von der schönen Umgebung zu sehen. Alles ist wolkenverhangen und nebelig. Sehr weit kann man nicht voraus sehen.


Es wird davon abgeraten, bei schlechtem Wetter den Weg über den Pass zu nehmen. Es geht noch etwas aufwärts, O Cebreiro liegt nicht komplett auf der Spitze des Berges. So nehmen wir die einsame Landstraße und setzen unseren Weg auf ihr fort. Natürlich ist es schöner über Landwege zu gehen, aber wir wollen gesund und heile in Santiaog ankommen, zumal das Ziel zum Greifen nahe scheint - dabei sind es immer noch 150 Kilometer. Am Alto del Poyo frühstücke ich in einer Bar. Anschließend entscheide ich mich dazu, meinen Regenponcho anzuziehen. Es scheint nicht mehr lange trocken zu bleiben. Immer wieder reißt für einen kurzen Moment die Wolkendecke auf und ich kann hinab in´s Tal sehen.


Heute habe ich das erste Mal auf dieser Reise richtig starke Kopfschmerzen. Meine Migräne läßt grüßen...
Auch die Aspirin hilft nicht wirklich gut und so lasse ich Annemarie und Josef schon einmal voraus ziehen. Ich kann heute nicht so schnell und laufe im gemütlichen Tempo die Berge runter, die ich gestern mühsam hochgekraxelt bin.
Ein Pilgerdenkmal steht nebelverhangen am Wegesrand. Ich "kenne" es vom Cover meines Reiseführers. Schon öfter habe ich mich gefragt wo es wohl steht und plötzlich liegt es vor mir. 


Mein Weg führt mich immer weiter hinunter. Immer wieder gerate ich in Regengüsse. Mitten in der Einsamkeit steht wieder ein kleines Kirchlein, sonst nichts. Zwischen den Wolken kommt kurzfirstig die Sonne hervor. Zusammen mit dem Regen gibt es einen schönen Regenbogen.




Zum Schluss, kurz vor Triacastella führt der Weg durch einen Wald und dann kann ich mein nächstes Etappenstädtchen sehen. Da ich weiß, in welche Herberge Annemarie und Josef wollten, laufe ich zu dieser Herberge. Die Herberge ist mal wieder sehr nett. Da mein Kopf einfach nur noch dröhnt, lege ich mich in´s Bett obwohl die Siestazeit noch nicht einmal begonnen hat. Nach einem dreistündigen Schlaf geht es mir wesentlich besser und ich mache einen Rundgang durch das Städtchen. In einer Bar esse ich erstmals eine Tarte de Santiago, einen Mandelkuchen, und treffe dabei Frank wieder. Frank und ich begegnen uns seit meinem ersten Wandertag regelmäßig. Wir können toll miteinander reden, und dennoch laufen wir nie zusammen, freuen uns aber immer sehr uns zu treffen. Nach Kaffee und Kuchen trennen wir uns wieder. Eigenartiger Weise kennt Frank Annemarie und Josef nicht - dabei müßten sie sich doch genauso häufig treffen wie wir, aber Frank wohnt wieder in einer anderen Herberge. Zum Abendessen koche ich mit Annemarie und Josef in der Herberge. Es gibt Nudeln, mit Thunfisch und Tomatensauce. Nach der Abendmahlzeit renne ich durch den Regen zur Pilgermesse. Wieder schüttet es richtig.


In der Kirchentür steht ein Mann in Jogginganzug und Turnschuhen. Mit einem letzten Sprint renne ich in die Kirche hinein und springe dabei noch kurz in eine Riesenpfütze. Der Herr im Kirchenportal nimmt mir lachend den Regenponcho ab und hängt ihn über den Beichtstuhl. Auch die Marienstatue und alle anderen Statuen, Stühle und Bänke wurden schon zweckentfremdet um die Kleidungsstücke zu trocknen. Alleine wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, meinen Poncho über die Maria zu hängen, aber wenn der Pastor das macht, dann soll das wohl okay sein. Kurze Zeit später wirft sich der kleine Mann im Jogginganzug sein Priestergewand über und die Messe startet. Erstmals ist es einen Messe der ich folgen kann. Anfangs fragt der Priester nach den Nationalitäten der Messbesucher. Aus jeder Nation sucht er einen Pilger heraus. Mich nimmt er für die deutschsprachigen Pilger und ich muß mich nach vorne zu ihm setzten. Die Messe wird international gestaltet. Es werden viele Taizee-Lieder angestimmt, so dass alle mitsingen können. Die Gebete und Psalmen werden in jeder Sprache vorgelesen, ich lese die deutschen Texte. Es ist eine schöne Messe und ich bin froh noch einmal in den Regen hinausgegegangen zu sein.
Morgen gibt es wieder zwei Wegvarianten. Ursprünglich habe ich mir die längere Wegvariante über das Kloster Samos vorgenommen, aber zur Zeit tendiere ich für die kürzere, aber landschaftlich schönere Variante nach Sarria. Samos hatte ich schon vor Beginn meiner Reise auf meinem Wunschzettel und plötzlich streiche ich den Gedanken, weil der Weg nach Samos über die Straßen führt. Die 3 Kilometer Umweg stören mich im Prinzip nicht, wohl aber die Straße. Mal schauen, wo nach mir morgen der Sinn steht.














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