Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

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Terradilos de los Templarios

14. Mai 2008
Ein Pausentag
Ich benötige dringend eine Pause. Mein Körper hat mir gestern gezeigt, dass ich an meine Grenzen gekommen bin. Ich habe mir schon vor Aufbruch zu meiner Pilgerreise gesagt: "Ich möchte Santiago de Compostela erreichen, aber die Gesundheit steht an erster Stelle!"
Dieser Leitsatz ist mir wichtig. Schon oft genug bin ich krank gewesen und ich weiß, was es bedeutet, nicht gesund zu sein - und so lasse ich die Vernunft walten, die ich am Vortag verdrängt habe.
Früh am Morgen, nach einer nicht wirklich guten Nacht, gehe ich zur Hospitaliera und bitte noch einen Tag bleiben zu dürfen. Es ist überhaupt kein Problem, ich muß nicht einmal das Geld für eine zweite Übernachtung zahlen. Und so bleibe ich morgens einfach im Bett liegen. Ich habe Bauchschmerzen und ich bin total erkältet. Die Magen-Darm-Grippe hat nicht nur mich erwischt. Etliche Mitpilger beklagen die gleichen Beschwerden. Die Wände in der Albergue sind dünn und ich habe nachts Mitpilger durch die Wänder erbrechen hören.
Ich schlafe mich richtig aus. Es tut richtig gut, nach fast zwei Wochen einmal länger als bis 6 Uhr im Bett liegen zu bleiben. Die Putzfrau kommt erst sehr spät in mein Zimmer und möchte nicht stören. Aber sie stört nicht, ich bin froh jemanden zu sehen oder zu hören. Es ist komisch, so ganz alleine in der Herberge zu sein. Nach 7 Uhr ist praktisch niemand mehr da. Alle sind aufgebrochen und auf dem Weg. Stephan kam vor seinem Aufbruch noch in´s Zimmer um nach mir zu sehen. Er hat mir angeboten langsam zu laufen, so dass ich nicht alleine bin - aber ich habe abgelehnt, es geht heute wirklich nicht.
Irgendwann stehe ich auf und genieße eine heiße Dusche. Die Wäsche, die ich gestern nicht mehr gewaschen habe, wird gewaschen und zum Trocknen in den Wind gehangen. Es ist schon schade, kein bekanntes Gesicht zu sehen. Werde ich meine, mir liebgewonnenen Mitpilger, noch einmal wieder treffen? Vielleicht mischen sich die Karten ab heute ganz neu. Aber auch dann werde ich wieder liebe Pilger treffen. Inzwischen haben sich kleine Grüppchen gefunden, die sich täglich wieder treffen. Nicht weil wir uns verabreden, sondern weil sie das gleiche Lauftempo und die gleiche Kondition haben. Viele, alle diejenigen die eine begrenzte Urlaubszeit haben, haben einen Etappenplan und halten sich daran. Wir können nicht einfach täglich darauf los laufen und sagen: es ist egal wann ich ankomme. Die Zeit ist leider nicht. Es ist bestimmt toll unter solchen Voraussetzungen zu pilgern, aber es ist mir nicht möglich. Am 1. Juni muß ich wieder zum Dienst.
Nachmittags wage ich mich wieder aus der Herberge heraus. Der Bauch tut immer noch weh und ich laufe nicht so ganz aufrecht. Terradilos hat außer einer kleinen, geschlossenen Kirche und zwei Alberguen keine weiteren Attraktionen. Es gibt einige Bauernhöfe und einige Storche auf dem Dach. Nicht einmal eine Bar gibt es. Gegessen wird in der Albergue.


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