Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

22. April - Mein Start

Es geht los! Endlich ist es soweit!
Heute ist Donnerstag der 22. April 2010 und ich bin in Sevilla. Endlich!
Endlich bin ich da, wo ich seit Juli 2008 sein wollte.
Meinen Startpunkt zu erreichen war nicht leicht, aber es ist vollbracht. Jetzt bin ich in Sevilla, aber starten kann ich auch morgen noch nicht, da mein Rucksack noch auf Palma de Mallorca ist.
Seit Montag habe ich sehr häufig Nachrichten gehört und gesehen um informiert zu sein, wie es mit dem isländischen Vulkan und dem Flugverkehr aussieht.
Im Verlauf des Montags begannen erste Testflüge, Dienstag wurde das Flugverbot gelockert und seit Mittwoch wird wieder geflogen. Gut gelaunt, in der Hoffnung, dass sich nicht noch was ändert, erwarte ich den Donnerstag. Und tatsächlich: der Donnerstag kommt und der Luftraum ist freigegeben.
Als ich meinen geplanten Flug gebucht habe, habe ich absichtlich einen Flug von Dortmund und nicht von Münster gebucht, da ich zeitig in Sevilla sein wollte um mir diese schöne Stadt noch anzuschauen.
Wäre alles planmäßig gelaufen, wäre ich um 11 Uhr am Vormittag in Sevilla gewesen, hätte mir nachmittags die Stadt angesehen und wäre Dienstag zur ersten Etappe aufgebrochen.
Der Flug auf den ich nun umgebucht werde soll um 11 Uhr in Dortmund abheben. Durch das Chaos der vergangenen Tage, verspätet sich der Flug. Wir starten erst um 13 Uhr und schon beim Start mache ich mir viele Sorgen um den Anschluss von Palma nach Sevilla. Ich habe nur eine Stunde Aufenthalt und nun heben wir mit zwei Stunden Verspätung ab. Ich kann es nicht ändern und muss es hinnehmen, wie es kommt. Wenn ich auf Palma meinen Anschluss verpasse, muß ich sehen, wie es weiter geht.
Ich habe Glück! Wir sind viel zu spät auf Palma, aber der Anschlussflieger hat auf uns gewartet. Wir laufen schnell vom Ankunfts-Gate zum Ablug-Gate, steigen ein und starten fast direkt. Ich bin im Flugzeug!
Ich werde in einer Stunde in Sevilla landen. Etwas Sorgen um meinen Rucksack mache ich mir, weil in der kurzen Zeit, kann das Gepäck unmöglich umgeladen worden sein.
Am Flughafen in Sevilla stehe ich am Gepäckband und warte und warte... Noch dreht sich das Band, vielleicht kommt mein Rucksack noch, vielleicht...? Irgendwann kommt das Band zum Stillstand und kein Gepäckstück ist mehr vorhanden. Außer mir stehen noch weitere Fluggäste aus Dortmund am Band und schauen abwartend und suchend auf das Band und die umliegenden Gepäckbänder.
Meine Vermutung wird zur Gewissheit und ich gehe zum Schalter für verlorene Gepäckstücke. Auf englisch muß ich erklären wo ich herkomme, wie mein Rucksack aussieht und wo ich wohnen werde, damit er geliefert werden kann.
Ich bin froh, von Münster aus noch eine Pension gebucht zu haben. Mein Zimmer das ich für Montag gebucht habe, ist natürlich nicht mehr frei. Im Internet habe ich nach zentralen Hostals und Pensionen gesucht und ein Zimmer gebucht. Ohne diese Adresse, hätte ich zum Flughafen zurückfahren müssen, um mein Gepäck zu holen.
Mit dem Bus geht es in die Altstadt. Im Bus sitzen weitere drei Pilger, die eindeutig zu erkennen sind. Ich bin als einzige ohne Gepäck. Die beiden älteren, männlichen Pilger möchten auf den Camino Portugues starten und kennen sich in Sevilla aus. Sie weisen mir den Weg in die Altstadt. Eine Wegbeschreibung zu meiner Unterkunft habe ich zuvor ausgedruckt. Ich komme an der Kathedrale vorbei und suche meinen Weg. Die Pension ist nicht schwer zu finden und so komme ich an. Der kleine Empfangsraum ist ganz nett, als ich das Zimmer sehe bekomme ich einen großen Schreck. Ein Doppelzimmer für 40 Euro hätte ich mir etwas "komfortabler" vorgestellt. Die Bilder im Internet sahen wesentlich besser aus. Das Zimmer ist klein und dunkel. Unter der Decke befindet sich ein winziges Fenster mit Drahtverschlag, dass kein Licht hineinläßt.
Das Badezimmer jagt mir einen weiteren Schrecken ein. Es sieht aus wie ein an das Zimmer gestellter Holzschuppen mit Wellblechdach - wahrscheinlich sieht es nicht nur so aus, sondern ist es auch. Zwischen den Wellblechschichten tropft Wasser hinab, woher es auch immer kommt - denn draußen scheint die Sonne. Die sanitären Einrichtungen möchte ich nicht beschreiben.
Da ich, abgesehen von meiner Handtasche, nichts dabei habe, mache ich mich auf den Weg in die Stadt.
Ich genieße die warmen Temperaturen und freue mich, dass ich da bin.
Ich komme an dem königlichen Palast, der Kathedrale, der Stierkampfarena, dem goldenen Turm, etc. vorbei.
Es ist nur ein kurzer orientierender Rundgang. Ich muß schauen, dass ich irgendwo eine Zahnbürste und ein Abendessen bekomme. Glücklicherweise gibt es in der Pension Decken und Handtücher. Ohne meinen Rucksack wäre ich sonst aufgeschmissen.
Abends setze ich mich noch auf die kleine Dachterrasse. Den morigen Tag kann ich für eine schöne Stadtbesichtigung nutzen. Hoffentlich klappt alles, und mein Rucksack kommt wirklich morgen.
Wenn alles gut geht, bin ich Samstag auf dem Weg, aber ich bin schon einmal in Sevilla!

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